Während der Corona-bedingten Schulschließungen mussten die Kinder eigenständig zu Hause lernen und am Unterricht online teilnehmen. Das fiel einigen nicht leicht. Für sie gibt es in den zwei Wochen vor Schulbeginn extra Förderunterricht.

Renningen - Es ist ein Unterrichtsgefühl fast wie vor 100 Jahren: Schüler aus unterschiedlichen Jahrgängen sitzen zusammen im Klassenzimmer. Während die einen unterrichtet werden, müssen die anderen still sein und warten, bis sie an der Reihe sind.

 

Wegen der Einschränkungen während der Corona-Pandemie hat das Kultusministerium die Lernbrücken ins Leben gerufen. Das ist ein zweiwöchiger Unterricht in den letzten beiden Wochen vor dem eigentlichen Schulstart, in dem das Gelernte des vergangenen Jahres noch einmal aufgefrischt wird. Auch in der Grundschule in Malmsheim, der Friedrich-Silcher-Schule, gibt es eine Lernbrücke.

„Wir hatten insgesamt das Gefühl, dass wir die Schüler das Jahr über sehr gut erreicht haben“, sagt die Schulleiterin Verena Weidmann-Reisser. „Bei manchen Kindern hatten wir aber den Eindruck, dass ihnen das häusliche Lernen schwergefallen ist“, zum Beispiel weil die Kinder eine andere Muttersprache oder schlechte technische Voraussetzungen hatten.

Vieles selbst vorbereitet

16 Schüler wurden in die Lernbrücke aufgenommen. Das war die maximale Anzahl. Wenn Kinder zu dem Zeitpunkt verhindert waren, weil die Eltern vielleicht schon einen Urlaub gebucht hatten, konnten andere Kinder nachrücken. Wer infrage kam, darüber haben sich die Lehrer während der Ferien Gedanken gemacht und erstellten direkt einen Förderplan für die Kinder. In der ersten Woche leitete Susanne Rahfeld die Gruppe, in der zweiten Woche Verena Weidmann-Reisser.

„Bei den Erstklässlern geht es zum Beispiel darum, zu wiederholen, welche Laute die Buchstaben haben und das Rechnen über die Zahl 10 hinaus“, erklärt die Schulleiterin. „Bei den Älteren geht es um Grammatikprobleme und ähnliches.“ Das Kultusministerium wollte eigentlich Unterrichtspläne für die Schulen verschicken. „Leider kamen die nicht rechtzeitig an“, bedauert die Rektorin. „Wir haben deshalb vieles selbst vorbereitet.“

In der Umsetzung funktioniert das Ganze so: Die Schüler haben täglich vier Schulstunden Unterricht. Vertreter der Klassen 1 bis 4 sitzen im selben Klassenzimmer. „Die Kinder der ersten Klasse bekommen ihren Stoff erklärt und erhalten dann eine Aufgabe, die sie selbstständig erledigen können. Danach kommt die nächste Gruppe dran. Die bekommt zum Beispiel ein Diktat, und so geht es weiter.“ Auch wenn es nur um wenige Schüler geht, so lange stillzuhalten, während andere den Unterricht bekommen, fällt nicht leicht. Ein Vorteil sei, dass eine Praktikantin die Arbeit der beiden Lehrerinnen unterstütze, also immer zwei Erwachsene anwesend sind. „Bei den meisten Schülern klappt es recht gut“, sagt Verena Weidmann-Reisser.

„Das ist eine gute Sache“

Manchmal ist sogar gemeinsamer Unterricht möglich. „Wir dürfen inzwischen ja wieder singen. Die Kinder sollten deshalb herausfinden, ob wir im Musiksaal genügend Platz dafür haben.“ Denn die Jungen und Mädchen müssen dafür einen ausreichend großen Abstand zueinander einhalten. „Sie haben herausgefunden, dass 26 Schüler darin Platz haben, so groß wird unsere größte Klasse sein. Wir können also Musik unterrichten.“ Da soll noch einer sagen, Schulmathe ließe sich im Alltag nicht anwenden.

Auch in der Renninger Realschule bekommen gerade 33 Jugendliche Unterricht, erzählt der Schulleiter Moeurn Ty. „Die Lernbrücke ist eigentlich nur für Deutsch und Mathe vorgesehen.“ Nach Rückmeldungen von Lehrern habe man das Angebot jedoch noch um Englischunterricht erweitert. In der Realschule sind die Gruppen deutlich kleiner als in der Grundschule. „Im Durchschnitt haben wir fünf bis acht Personen in einer Klasse.“

Insgesamt empfindet Moeurn Ty das Konzept der Lernbrücke als überaus wichtig. „Das ist eine gute Sache“, sagt er. Gerade von Lehrern der unteren Klassen habe er die Rückmeldung erhalten, dass die Schüler es toll fanden, direkte Rückfragen stellen zu können und man sich ausreichend Zeit für sie nehmen konnte. Einen früheren Zeitpunkt für die Lernbrücke, direkt im Anschluss an das vergangene Schuljahr, hätte er aber für sinnvoller erachtet. Auch aus dem Grund, da viele Familien gegen Ende der Ferien im Urlaub oder schwer zu erreichen waren. „Wir haben 60 Schüler angeschrieben, 33 haben sich angemeldet.“