Deutschlandweit hat die Fitness- und Gesundheitsbranche einen Verlust von 25 Prozent zu verzeichnen. Die Betreiber von Studios müssen derzeit einen langen Atem beweisen.

Leonberg/Gerlingen - In seinem eigenen Fitnessstudio sehen ihn die Kunden derzeit nicht mehr ganz so häufig wie noch vor der Coronapandemie. Seit dem März 2020 muss Lazo Tanakopoulos, der Inhaber des Plaza Sportsclub Leonberg, auf die sich stets ändernden Verordnungen seitens des Landes reagieren und dementsprechende neue Maßnahmen umsetzen. „Ich bin gerade mehr in meinem Büro, weil viel Schriftliches und Organisatorisches zu erledigen ist“, sagt er.

 

Ab dem 11. Oktober sind die Tests kostenpflichtig

Trotz der schwierigen Zeiten hat er in eine neue Athleten-Halle investiert. Auch die erforderlichen Hygienemaßnahmen – beispielsweise Luftreinigungsfilter für jeden Raum – waren mit rund 50 000 Euro kostenintensiv. Viel Zuspruch habe er von den Mitgliedern bekommen. „Das ist eine unglaubliche Solidarität. Und ich selbst habe in dieser Situation gelernt, dass man mehr auf die Mitglieder eingehen muss.“ In der Pandemiezeit im Jahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 seien rund 20 Prozent der Kunden weggebrochen. „Unter normalen Umständen hat man auch stets eine Fluktuation, aber derzeit ist es kaum möglich, neue Mitglieder zu gewinnen.“

Deutschlandweit hat die Fitness- und Gesundheitsbranche, die vor der Pandemie 11,7 Millionen Mitglieder zählte, einen Verlust von 25 Prozent zu verzeichnen. Die neueste Herausforderung: Aktuell gilt die 3G-Regelung. Geimpfte, Genesene und Getestete dürfen im Fitnessstudio trainieren. Die Testpflicht war kurzzeitig ab dem 28. Juni entfallen, als auch die Inzidenzzahlen stark gefallen waren. Nach dem Beschluss von Bund und Ländern sollen jetzt aber Coronatests für alle Bürgerinnen und Bürger ab dem 11. Oktober selbst gezahlt werden. „Da werden mit Sicherheit einige Mitglieder, die nichtgeimpft sind, abgeschreckt“, sagt der Plaza-Chef.

Ein möglichst hoher Komfort für die Kunden

Deshalb überlegt er sich bereits, wie er seinen Kunden einen möglichst hohen Komfort bieten kann. Als Dienstleister könne er selbst testen, was er mit einer mobilen Teststation auf dem Parkplatz umsetzen möchte. Den Test müssten die Mitglieder dann aus eigener Tasche zahlen. Alles andere, wie beispielsweise die dafür notwendigen Personalkosten, gingen ab sofort auf die Rechnung des Studio-Betreibers. Das teilte ihm das Gesundheitsamts Böblingen auf Anfrage in einem Schreiben mit.

Dankbar ist Lazo Tanakopoulos für die staatlichen Corona-Überbrückungshilfen in den vergangenen Monaten. „Ohne die gäbe es viele Studios nicht mehr. Ansonsten habe ich das Vertrauen in die Politik verloren.“ Über bekannte Sprüche der Bundesregierung, man solle, wenn die Fitnessstudios geschlossen seien, doch stattdessen Gartenarbeit machen, ärgert er sich maßlos. „Da machen sich die Politiker lächerlich über meinen Job, den ich bereits seit mehr als 34 Jahren ausübe.“

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Was in den nächsten Wochen passiert, ist noch nicht absehbar. In Hamburg beispielsweise besteht schon als Option die 2G-Regelung, bei der Ungeimpfte, die keine Coronainfektion hatten, pauschal ausgeschlossen werden. Birgit Schwarze, die Präsidentin des Arbeitgeberverbandes deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) sieht dies als klare Pflichtverletzung seitens der Regierung. Diese habe eine Fürsorgepflicht für das Wohlergehen der gesamten Bevölkerung.

Der Druck, den die Politik sich durch die Maßnahmen auf Ungeimpfte erhoffe, laste auf den Schultern der Endverbraucher sowie der betroffenen Unternehmen. Dies führe genau zum Gegenteil des Ziels der Bundesregierung: Nicht mehr, sondern weniger Menschen würden sich gesund halten können, wenn der wissenschaftlich belegte gesundheitsschützende und krankheitspräventive Nutzen eines regelmäßigen Fitnesstrainings nicht mehr für alle Bürger gleichermaßen zur Verfügung stünde.

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Den ersten Lockdown im vergangenen Jahr haben die Verantwortlichen der TSF Ditzingen genutzt, um das TSF Sport-Center zu renovieren. „Im zweiten Lockdown haben wir uns um das Inhaltliche in unserem Fitnessstudio gekümmert“, sagt Ulrich Meireis, der Vorsitzende des Gesamtvereins TSF Ditzingen. So wurde das Kursprogramm erweitert und das gesamte System flexibler gestaltet. Auch neue Geräte wurden bestellt. „So hoffen wir, ein breites Publikum ansprechen zu können.“ Zu guter Letzt bekommt das Sport-Center auch ein neues Logo.