Der Schmuckketten-Hersteller Binder findet keine geeignete Fläche für eine Erweiterung im Ort. Mittelfristig zieht die Firma deshalb nach Wiernsheim.

„Wir würden lieber in Mönsheim bleiben“, sagt Kai-Friedrich Binder. Der Eigentümer und geschäftsführende Direkter der Binder-Gruppe fügt hinzu: „Emotional sind wir halt Mönsheimer.“ Die Familie stamme aus dem Ort, er selber sei dort aufgewachsen. „Wenn wir hier eine gescheite Fläche für einen Neubau hätten, warum sollten wir dann weggehen?“, stellt er als Frage in den Raum.

 

Doch in der kleinen Heckengäugemeinde am Grenzbach fand sich kein geeignetes Gebiet, auf dem sich der international tätige Hersteller von Schmuckketten so erweitern kann, wie es für eine moderne Produktion mit besseren Abläufen laut Kai-Friedrich Binder nötig ist. „In dem Gebäude hier an der Leonberger Straße können wir die Firma nicht weiterentwickeln, erklärt er. „Wir wollen wachsen, wollen effizienter werden. Das können wir hier nicht mehr realisieren“, bedauert Binder, der das Unternehmen nach einem großen Wechsel in der Gesellschaftergruppe vor zehn Jahren nun in vierter Generation leitet.

Gebäudekomplex aus der Gründerzeit

„Schauen Sie mal“, sagt der 60-Jährige beim Rundgang durch den Gebäudekomplex, der in Teilen noch aus der Gründerzeit stammt, „30 Prozent der Fläche hier sind Treppen und Gänge.“ Tatsächlich geht es reichlich treppauf und treppab zu den verschiedenen Etagen, wo 250 Beschäftigte und eine Vielzahl von Maschinen Schmuckketten und Creolen in großer Vielfalt produzieren. Es gebe wohl eine Reihe von Firmen, die 100 Jahre und älter sind, „aber in der Regel nicht mehr im selben Gebäude“, meint er.

Der Unternehmer Binder lobt den jetzt aus dem Amt scheidenden Mönsheimer Bürgermeister Thomas Fritsch. „Er hat einen super Job gemacht und intensiv nach möglichen Gewerbeflächen gesucht,“ erzählt er von den – letztendlich aber erfolglosen – Bemühungen, das Mönsheimer Traditionsunternehmen am Ort zu halten.

„Wir haben die Ortschaften ringsum abtelefoniert nach freien Flächen, die geeignet für unsere Entwicklungspläne sind“, erzählt er. Fündig wurde das Unternehmen schließlich im Nachbarort Wiernsheim, im neuen Gewerbegebiet „Waldwiesen“ mit einer rund drei Hektar großen Fläche, die quasi nur einen Steinwurf entfernt vom jetzigen Standort an der Gemarkungsgrenze zu Mönsheim liegt. „Wir möchten uns so neu ansiedeln, dass wir in zehn Jahren nicht schon wieder Platzprobleme haben“, erklärt Kai-Friedrich Binder, dessen Sohn Nick bereits ebenfalls in der Firma tätig ist.

Kein Abbau von Arbeitsplätzen beim Umzug

Die Erschließung für das neue Gewerbegebiet beginnt jetzt erst. Parallel will das Unternehmen seine Bau-Pläne entwickeln und konkretisieren. Wann die Friedrich Binder GmbH & Co. KG ihren Stammsitz in Mönsheim verlässt, ist noch völlig offen. Wenn alles wie geplant klappt, könnte das etwa in fünf Jahren so weit sein, schätzt Kai-Friedrich Binder. Ein Abbau von Arbeitsplätzen werde mit den moderneren Produktionsabläufen nicht verbunden sein, so der Firmenchef.

Im Gegenteil: „Wir suchen händeringend Fachkräfte“, betont er. Im Gegensatz zu manchen Betrieben in Pforzheim habe seine Firma die Beschäftigung relativ stabil halten können. Insgesamt arbeiten für die Binder-Gruppe, zu der noch die egf Manufaktur in Pforzheim gehört, die Schmuckringe produziert, 420 Menschen.

Neues Quartier in der Mönsheimer Ortsmitte möglich

Wenn die Gebäude in der Mönsheimer Ortsmitte einmal frei sind, bietet sich die Chance, auf der knapp ein Hektar großen Fläche ein neues Quartier zu entwickeln. Das sei ein interessantes Projekt für die Gemeinde, meint Kai-Friedrich Binder. Ob die Firma das Gebiet selber entwickelt, an die Gemeinde verkauft oder einen Investor dafür findet, sei noch völlig offen. „Unser Anspruch ist jedoch, dass es für die Gemeinde ein echter Gewinn ist“, betont Kai-Friedrich Binder, wohl nicht zuletzt aus Verbundenheit mit seinem Heimatort.

112 Jahre Binder in Mönsheim

1910
 gründet der Mönsheimer Kettenmacher Friedrich Binder mit zehn Mitarbeitern das Unternehmen Friedrich Binder Mönsheim, kurz FBM, in der Leonberger Straße. 1933 treten die Söhne Ernst und Theodor sein Erbe an. Theodor Binder fällt im Zweiten Weltkrieg. Ernst Binder übernimmt bis 1972 die Unternehmensleitung. Er stellt die Produktion so um, das bis heute der gesamte Herstellungsprozess vom Rohmaterial bis zum fertigen Schmuckstück im eigenen Haus abgewickelt wird.

Nachfolge
 Auf Ernst folgen Fritz und Klaus Binder sowie deren Söhne Marcus und Frank-Wilhelm Binder in der Unternehmensleitung. 2012 stellt die Familie die Firmen- und Eigentümer-Struktur neu auf. Heute leitet Kai-Friedrich Binder, der Sohn von Fritz Binder, zusammen mit externen Geschäftsführern die Binder-Gruppe, zu der auch die egf Manufaktur in Pforzheim, die Ringe herstellt, gehört.