Rene Kapus verkauft nicht nur Schmuck, er bringt ihn auch an. Doch das verhindert eine Finanzhilfe.

Leonberg - Die Kombination Uhren- und Schmuckhandel plus Piercing-Studio ist gewiss nicht alltäglich. Bei Rene Kapus war sie ein Erfolgsmodell – bis Corona kam. Seit 1996 hat der heute 47-Jährige seinen Schmuckladen „Reflex“ im ersten Stock des Leo-Centers. Da er schon damals Piercing-Schmuck angeboten hatte, kam bei den Kunden immer wieder die Frage auf, ob er die Stücke nicht gleich auch anbringen könne.

 

„Ich habe einen Lehrgang gemacht und zwei Jahre später parallel zum Handel ein Piercing-Studio eröffnet“, erinnert sich Kapus an jene Entscheidung, die ihm über zwei Jahrzehnte konstante Umsätze bescheren sollte. Bis zum Krisenjahr 2020.

Investitionen in neue Technik

„Während des ersten Lockdowns erhielt ich noch 9000 Euro Hilfe“, berichtet der Händler. Der vergleichsweise unproblematische Sommer ließ bei ihm die Hoffnung wachsen, dass es nun wieder aufwärts geht. „Ich investierte in neue Technik und neue Ware, um die Verluste aus dem Frühjahr im Weihnachtsgeschäft kompensieren zu können.“

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Als Rene Kapus am 2. November sein Piercingstudio schließen musste, hoffte er noch auf den 75-prozentigen Umsatzausgleich, den die Bundesregierung in Aussicht gestellt hatte. Was der Unternehmer nicht bedacht hatte: Formal war sein Betrieb gar nicht geschlossen, denn das Geschäft mit Schmuck und Uhren lief ja weiter. Und da beide Geschäftsbereiche als ein einziges Unternehmen gemeldet sind, kann er die Ausfälle durch das geschlossene Piercing-Studio nicht geltend machen.

Hilfsanträge zurückgezogen

„Das hat mir mein Steuerberater erklärt“, sagt Kapus. „Ich musste meine Hilfsanträge zurückziehen, um nicht des Betrugsversuchs verdächtig zu werden. Gleichbehandlung und Gerechtigkeit sieht in meinen Augen anders aus.“

14 000 Euro wollte der Leonberger beantragen. „Das hätte immer noch nicht gereicht, aber die Bankfinanzierung wäre wesentlich geringer ausgefallen“, meint Kapus. Für seine Hausbank, die BW-Bank, hat der Kleinunternehmer nur lobende Worte. Ob sie aber in der Lage ist, eine neuerliche Kreditlinie zu gewähren, das weiß er nicht. In seiner Verzweiflung hat er an den Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geschrieben. Der finanzielle Tiefschlag trifft den Vater eines neunjähriges Sohnes besonders hart: Seine Frau erwartet ein zweites Kind.