Heimsheim hat viele Bauprojekte und Sanierungen vor sich. Die Stadt muss viel Geld aus der Rücklage holen.

Heimsheim - Lange wurde es prophezeit, jetzt scheint es sich tatsächlich zu bewahrheiten: Zum ersten Mal seit 1998 muss die Stadt Heimsheim 2021 voraussichtlich einen Kredit aufnehmen. Fest steht das zwar noch nicht. Wenn ein geplantes Projekt nicht innerhalb des Jahres abgerechnet werden kann, verschieben sich Ausgaben auf das Folgejahr, wie es in der Vergangenheit öfter der Fall war. Auch Fördermittel kann es noch geben. Aber die Bauprojekte der Stadt werden nicht weniger. Die Rücklage von Heimsheim wird daher weiter massiv schrumpfen.

 

Weniger Einnahmen, dafür viel höhere Ausgaben: So kann man den Heimsheimer Haushaltsplan für 2021 ganz gut zusammenfassen. Die Steuereinnahmen werden auf 8,1 Millionen Euro geschätzt, das sind fast zwei Millionen weniger als 2019. Auch an anderen Stellen kommt weniger Geld rein als noch vor zwei Jahren, sodass die Gesamteinnahmen mit 12,7 Millionen Euro mehr als drei Millionen unter den Einnahmen von 2019 liegen. Dem gegenüber stehen stetig wachsende Ausgaben im Bereich Verwaltung, vor allem in der Kinderbetreuung, und bei Investitionen.

Der Kontostand sinkt auf knapp eine Million Euro

Die Stadt hat einige große Bauprojekte am Laufen, während die nächsten schon in den Startlöchern stehen. Da sind auf der einen Seite der Bauhof, das Feuerwehrhaus und der Schleglerkasten, auf der anderen dringend notwendige Sanierungen an Schulen und Kanälen, Investitionen in die Stadtkernentwicklung und neue Grabfelder auf dem Friedhof. Lag der Kontostand der Stadt 2019 noch bei fast zwölf Millionen Euro, sind es Ende 2020 geschätzt noch 5,2 Millionen Euro. Zum Jahresende 2021 geht die Kämmerei von einem Rückgang auf gerade einmal knapp eine Million Euro aus.

„Zum ersten Mal seit fast 25 Jahren müssen wir wohl ein Darlehen aufnehmen“, kündigte die Kämmerin Samara Della Ducata an. „Das ist schade, aber anders können wir es nicht darstellen.“ Trotz der prekären Lage kam vom Gemeinderat wenig Gegenwind. Anträge zu Kostenreduzierungen gab es kaum. „Ich habe extra geschaut, wo man vielleicht auf etwas verzichten kann, um kein Darlehen aufnehmen zu müssen, aber keine großen Posten gefunden“, konstatierte Ralf Rüth (CDU). Was ihm große Sorgen bereite, sei der Gedanke an unerwartete Ausgaben wie Steuerrückzahlungen oder plötzliche Sanierungskosten. „Wir fahren hier ganz schön auf der Rasierklinge.“ Ähnlich sah es Stadtrat Stefan Adelmann von der Freien Wählervereinigung.

Troll: Kürzungen im Rathaus „das falsche Signal“

Beide schlugen vor, wenigstens Kosten für Sanierungen und Umbauten am Rathaus, wenn möglich, noch um ein Jahr zu verschieben. Der Bürgermeister Jürgen Troll sah das als falsches Signal, „wenn wir an der Belegschaft sparen, die den Karren hier zieht“. Es gehe ihm dabei nicht um die Mitarbeiter, betonte Ralf Rüth, sondern darum, dass der Rathausumbau eines der wenigen Projekte sei, mit denen noch nicht begonnen wurde und wo ein Aufschub vielleicht noch möglich sei.

Parallel brachten die Fraktionen noch zusätzliche Posten in den Haushalt ein, wenn auch eher kleinere: Die freien Wähler möchten einen energetischen Sanierungsfahrplan für die Ludwig-Uhland-Schule erstellen lassen für 10 000 Euro, die Bürger für Heimsheim die Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen in städtischen Gebäuden (3000 Euro) und die SPD einen Natur-Erlebnis-Trimm-Dich-Pfad (10 000 Euro). Insgesamt gab es dafür ein positives Echo. Beschlossen ist der Haushalt aber noch nicht. Die besprochenen Änderungen werden nun erst in den Plan eingearbeitet. Die endgültige Entscheidung fällt in der Sitzung am 8. Februar.

Heimsheim hat viel vor

Die Ausgaben für Mitarbeiter werden 2021 stark ansteigen. Das liegt vor allem an den zusätzlichen Kosten im Bereich Kinderbetreuung, mit der Kita Eulenstraße hat Heimsheim kürzlich einen ganz neuen Kindergarten bekommen. Lagen die Ausgaben für Personal in der Kinderbetreuung 2019 noch bei 1,8 Millionen Euro, sind es 2021 ganze 3,7 Millionen.

Den größten Posten bei den Investitionen macht der neue Bauhof samt Vereinsgelände aus. 1,8 Millionen Euro sind allein 2021 dafür eingeplant. Danach folgen der Radweg nach Perouse (750 000 Euro), die Stadtkernsanierung (670 000 Euro), die Neugestaltung von Grabfeldern (600 000 Euro) und das Feuerwehrhaus (540 000 Euro).

Für den sanierungsbedürftigen Schleglerkasten, der sich mittlerweile im Besitz der Stadt befindet, sind für die Planung 150 000 Euro in den Haushalt eingestellt worden. Stefan Adelmann (FWV) stellte sogar den Antrag, vorsorglich weitere 50 000 Euro in den Haushalt einzustellen, falls sie benötigt werden. „Der Kasten hat eine große Symbolkraft“, sagte er. Der Vorschlag fand eine knappe Zustimmung bei acht zu sieben Stimmen.