Wie hat sich Feuerwehr Leonberg auf die Tunnelbaustelle vorbereitet?

 

Die Vorbereitungen laufen schon seit 2017. Damals haben wir ein Trainingskonzept erarbeitet. Die Feuerwehr Gerlingen und wir sind standardmäßig für jeweils eine Röhre zuständig. Insgesamt sind aber 20 Feuerwehren aus dem Umkreis beteiligt. Das ist notwendig. Denn wenn eine Tunnelröhre voll steht mit Autos, da können da bis zu 3000 Menschen drin sein. Deshalb waren auch von Anfang an Multiplikatoren der anderen Feuerwehren eingebunden, etwa als wir die International Fire Academy in der Schweiz besucht haben, die einzige Tunnelübungsanlage der Welt. Wir haben aber auch Schulungen bei uns angeboten und durchgeführt. Das wurde sehr gut in Anspruch genommen.

Vor der Beginn der Baustelle wurde die Brandschutz- und Sicherheitstechnik für neun Millionen Euro erneuert und auf den aktuellen Stand gebracht. Was hat die Leonberger Feuerwehr an technischer Ausrüstung erhalten?

Zum einen haben wir jetzt eine Videowand in der Feuerwache. So können wir recht schnell sehen, wo sich die Unfallstelle befindet und die Einsatzfahrzeuge hinlenken. Der Einsatzleiter wird dann anders als sonst in der Feuerwache bleiben und von dort den Einsatz leiten. Dazu haben wir ein etwa sechs Meter langes Modell des Engelbergtunnels bekommen, das wir bei Einsätzen oder Übungen nutzen können. Dazu gab es Langzeitatemschutzgeräte für Leonberg und Gerlingen. Wir haben außerdem jetzt einen „Abrollbehälter Tunnel“ mit spezieller Tunnelausrüstung. Dazu gehört auch das Löschunterstützungsfahrzeug, kurz Luf.

Was macht das Luf?

Der Lkw-Brand am Freitag war quasi ein erster Vorgeschmack auf die anstehende Tunnelbaustelle. Schon als 2016 rings um das Leonberger Autobahndreieck der Flüsterasphalt erneuert wurde, hatte sich gezeigt: Gibt es einen Unfall in der Baustelle, kommt der Verkehr in Leonberg und Umgebung zum Erliegen. Welche Probleme bereitet das Ihnen?

 

Der Leonberger Kommandant Wolfgang Zimmermann. Foto: factum/Bach
Der Tunnel selbst wird nicht unser Problem sein. Bis der Stau in Leonberg ankommt, sind wir längst in der Wache und an der Einsatzstelle. Es geht eher um die Paralleleinsätze und wie unsere Leute dann in die Feuerwache kommen, wenn überall Stau ist. Das gilt für die Kernstadt wie für die Abteilungen in den Teilorten, aber auch beispielsweise fürs Rote Kreuz, das auch hier in der Römerstraße ist.

Welche Gefahren sehen Sie bei der anstehenden Tunnelbaustelle?

Wir sehen vor allem zwei Probleme. Eines ist kurz vor dem Südportal, wo die beiden Überleitungen aus Richtung Karlsruhe und aus Richtung München zusammentreffen. Dort gibt es schon jetzt die meisten Unfälle im Tunnelbereich. Dort wird dann für den Baustellenzeitraum die Fahrbahn geteilt. Dadurch könnte es vermehrt riskante Spurwechsel geben. Als größte Gefahr sehen wir, dass jeweils in einer der beiden Röhren die Spuren in die eine und eine Spur in die andere Fahrtrichtung verlaufen werden. Und dass auf dieser einen Spur auch Lkw fahren werden. Wenn ein Lastwagen auf die Betonleitplanke auffährt, dann schiebt er die einfach in den Gegenverkehr. Natürlich stellt auch die Enge der Baustelle ein Problem dar, aber auch der Wechsel von Hell zu Dunkel, wenn man in den Tunnel fährt, oder umgekehrt.

3000 Menschen in einer Tunnelröhre

Wie hat sich Feuerwehr Leonberg auf die Tunnelbaustelle vorbereitet?

Die Vorbereitungen laufen schon seit 2017. Damals haben wir ein Trainingskonzept erarbeitet. Die Feuerwehr Gerlingen und wir sind standardmäßig für jeweils eine Röhre zuständig. Insgesamt sind aber 20 Feuerwehren aus dem Umkreis beteiligt. Das ist notwendig. Denn wenn eine Tunnelröhre voll steht mit Autos, da können da bis zu 3000 Menschen drin sein. Deshalb waren auch von Anfang an Multiplikatoren der anderen Feuerwehren eingebunden, etwa als wir die International Fire Academy in der Schweiz besucht haben, die einzige Tunnelübungsanlage der Welt. Wir haben aber auch Schulungen bei uns angeboten und durchgeführt. Das wurde sehr gut in Anspruch genommen.

Vor der Beginn der Baustelle wurde die Brandschutz- und Sicherheitstechnik für neun Millionen Euro erneuert und auf den aktuellen Stand gebracht. Was hat die Leonberger Feuerwehr an technischer Ausrüstung erhalten?

Zum einen haben wir jetzt eine Videowand in der Feuerwache. So können wir recht schnell sehen, wo sich die Unfallstelle befindet und die Einsatzfahrzeuge hinlenken. Der Einsatzleiter wird dann anders als sonst in der Feuerwache bleiben und von dort den Einsatz leiten. Dazu haben wir ein etwa sechs Meter langes Modell des Engelbergtunnels bekommen, das wir bei Einsätzen oder Übungen nutzen können. Dazu gab es Langzeitatemschutzgeräte für Leonberg und Gerlingen. Wir haben außerdem jetzt einen „Abrollbehälter Tunnel“ mit spezieller Tunnelausrüstung. Dazu gehört auch das Löschunterstützungsfahrzeug, kurz Luf.

Was macht das Luf?

 

Bei der Katastrophenschutzübung im vergangenen Jahr kam auch der Löschroboter Luf zum Einsatz. Foto: SDMG
Das Luf wird auch gern mal als Löschroboter bezeichnet. Es ist im Grunde ein riesiger Ventilator mit Schlauchanschluss, der über eine Steuerung bedient wird. Seinen ersten Einsatz hatte es beim Brand in der Vergärungsanlage. Nehmen wir mal an, so ein Brand wie bei dem Lkw passiert im Tunnel. Da entsteht nicht nur viel Rauch sondern darüber hinaus auch eine riesige Hitze. Da kämen wir dann gar nicht nah genug heran, um richtig löschen zu können. Das Luf hat zwei Funktionen. Es kann einen Wasserstrahl bis zu 60 Meter weit werfen. Mit normalen Schläuchen schafft man lediglich zwischen zehn und 15 Metern. Zum anderen kann das Luf Wasserpartikel bis zu einem Kilometer weit sprühen. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einer Schneekanone. Durch diesen Wasserdunst können wir die Tunnelstruktur kühlen.

Wie wurde das finanziert?

In der Vergangenheit war das oft schwierig. Gerlingen und wir waren zwar zuständig, für die Ausrüstung mussten aber jeweils die Kommunen sorgen. Seitdem jedoch die Baustelle geplant wurde, haben wir viel Unterstützung erhalten. Gezahlt vom Bund, da die Autobahn ja Bundeseigentum ist, und organisiert und verteilt über das Regierungspräsidium Stuttgart. Hier hat uns auch der Bezirksbrandmeister Frieder Lieb sehr unterstützt. Die Zusammenarbeit mit dem RP funktioniert sehr gut. Die ganzen Schulungen und Ausrüstungen wurden über das Budget der Baustelle finanziert, wir dürfen die Sachen aber auch danach behalten.

Fühlen Sie sich gut vorbereitet?

Im vergangenen Jahr gab es bereits eine große Brandsimulation. Diese aufwendige Übung im Tunnel mit allen Feuerwehren, Polizei, THW und Rettungskräften hat sehr gut geklappt. Sie sollte eigentlich den Abschluss direkt vor Beginn der Baustelle bilden. Aber dann wurde damals umgeplant. Der erste Bauabschnitt läuft ja schon, nur bislang unter der Fahrbahn. Dafür ist übrigens die Feuerwehr Ditzingen zuständig. Für die Feuerwehr Leonberg kann ich sagen, dass wir optimal vorbereitet sind auf das, was da auf uns zukommt.

 

Baustelle im Engelbergtunnel

Warum wird gebaut?

Im Inneren des Engelbergs gibt es eine Anhydritschicht, die durch den Kontakt mit Wasser um ein Vielfaches aufquillt und dabei auf einer Länge von rund 450 Metern auf die beiden Tunnelröhren drückt. In der Vergangenheit wurde deshalb bereits mehrfach am Tunnel nachgebessert. Nun sollen die Röhren von innen mit Beton verstärkt werden, der aufgespritzt wird.

Was wurde schon gemacht?

Die Baustelle wird bereits seit 2016 eingerichtet. Dazu wurden unter anderem das Betriebsgebäude am Nordportal erweitert und die Sicherheits- und Brandschutztechnik auf den aktuellen Stand gebracht. Im September 2019 startete der erste Bauabschnitt, bei dem nur unter der Fahrbahn der Tunnel verstärkt wurde. Zuletzt wurden von den Tunneleingängen die Übergänge zwischen den Fahrbahnen asphaltiert.

Wie geht es weiter?

Corona-bedingt wurde der Start des zweiten Bauabschnitts auf Mitte August verschoben. Dann wird erstmals im Bereich der Fahrbahnen in den Tunnelröhren gearbeitet. Tagsüber sollen alle sechs Spuren erhalten bleiben. Diese werden jedoch verengt, die erlaubte Geschwindigkeit muss reduziert werden. Nachts können dann einzelne Spuren gesperrt sein. Im Tunnel wird rund um die Uhr gearbeitet. Das Regierungspräsidium Stuttgart will trotz der Verzögerung den Zeitplan halten und bis Mai 2024 fertig sein. Die Sanierung ist mit 135 Millionen Euro veranschlagt.