Die Leonberger Feuerwehr nimmt langsam den Übungsbetrieb wieder auf. Lehrgänge sind aber weiterhin nicht möglich. Die so wichtige Kameradschaft leidet derzeit.

Leonberg - Feuerwehrleute sind zumeist keine Kinder von Traurigkeit. Obwohl – oder gerade weil – sie durch ihre ehrenamtliche Arbeit oft in schwierige Situationen geraten. Die Corona-Krise zählt sicher auch dazu, wenn auch in bislang nicht gekannter Weise und Dimension.

 

Und so schlich eines Nachts ein Heinzelmännchen durch Warmbronn und stellte jedem Feuerwehrmann ein kleines Maibäumchen vor die Tür. „Wir wissen bis heute nicht, wer das war“, sagt Wolfgang Zimmermann, der Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Leonberg. Und lacht dabei.

Keine Infektionen

Dabei liegen anstrengende Wochen hinter Zimmermann und seinen fünf hauptamtlichen sowie den 203 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten. „Wir haben bereits sehr früh, also schon Anfang März, auf die Situation reagiert“, berichtet der Kommandant mit Blick auf die Corona-Pandemie. Man habe die gesamte Wehr quasi in drei Teile geteilt. Wäre in einem Teil eine Infektion mit dem Coronavirus entdeckt worden, hätten noch zwei gesunde Teile für Einsätze zur Verfügung gestanden. Soweit ist es zum Glück nicht gekommen. „Bei uns gab es keine Infektionen“, sagt Wolfgang Zimmermann, der zudem täglich den Corona-Krisenstab der Stadt Leonberg unterstützt hat. Es habe zwar in der vergangenen Woche einen Verdachtsfall gegeben, der sich dann aber nicht bestätigte. Dazu wurde ein eigenes Einsatzkonzept für Corona-Fälle erarbeitet. So besteht in den Fahrzeugen Mundschutzpflicht, wenn mehr als eine Person drin sitzt. In allen Gebäuden stehen Desinfektionsmittel und Mundschutze bereit.

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Auch in der Hauptfeuerwache wurde das Personal durch drei geteilt und durch ehrenamtliche Helfer aufgefüllt, die beispielsweise die Nachtschichten abgedeckt haben. „Es waren immer sechs Leute auf der Wache, die dann einen Großteil der Einsätze abgedeckt haben.“ Von denen es aber nicht so viele gab wie noch vor einem Jahr. „Es gibt einfach von allem weniger“, sagt Zimmermann. Weniger Unfälle.

Und erstaunlicherweise auch weniger piepsende Rauchmelder. „Angebranntes Essen auf dem Herd, das den Rauchmelder auslöst, das hatten wir seit einiger Zeit zwei bis drei Mal pro Woche. Und jetzt eigentlich gar nicht mehr“, berichtet der Kommandant.

Da viele Aktive in dieser Zeit ohnehin im Homeoffice oder durch Kurzarbeit öfter zuhause waren, sah die Tagesverfügbarkeit noch nie so gut aus. Da sich das aber seit Mitte Mai immer mehr ändert, kehrt auch die Leonberger Feuerwehr langsam wieder zu alten Strukturen zurück. „Die Geschäfte haben wieder geöffnet, das normale Leben geht wieder seinen Gang. Also haben wir auch wieder auf normalen Betrieb umgestellt“, berichtet der Gesamtkommandant. Zumindest was die Einsatzbereitschaft betrifft.

Was fällt aus, was findet statt?

Seit Beginn der Corona-Maßnahmen ist der Übungsbetrieb der Feuerwehren ausgesetzt. Es finden keine Aus- oder Fortbildungen statt, keine Angebote für Kinder und Jugendliche oder kameradschaftliche Aktivitäten. „Wir haben neun Leute für die Grundausbildung in diesem Jahr. Wann diese stattfinden kann, ist unklar“, berichtet Wolfgang Zimmermann. Zwölf weitere, die die Grundausbildung im vergangenen Jahr absolviert hatten, wären nun dran mit Atemschutzausbildung.

Was bleibt, ist Kommunikation übers Internet. Die Einsatzabteilungen etwa frischen technisches Wissen per Videokonferenz auf und halten so Besprechungen ab. „In der Abteilung Leonberg bekommt dazu jeder ein Wurstpäckle mit Brot. Denn dort gibt es auch sonst immer etwas zu essen“, erzählt der Kommandant. Etwas Vertrautes in einer ungewohnten Situation. Denn durch die räumliche Trennung leide die Kameradschaft. „Und die ist bei uns unheimlich wichtig“, weiß Wolfgang Zimmermann. Lange müssen die Kameraden der Feuerwehren aber nicht mehr durchhalten. Das Innenministerium hat Übungen ab Juni wieder gestattet. Aber vorerst nur in Gruppen mit maximal acht Leuten.