Mitarbeiter der Städte Leonberg und Rutesheim machen die Grundausbildung bei der Feuerwehr.

Leonberg/Rutesheim - Stell dir vor, es brennt und keiner ist da, um zu löschen! Ganz so schlimm ist es noch nicht. Aber: „Es ist schwierig, genügend Leute zu haben, die tagsüber verfügbar sind“, sagt Wolfgang Zimmermann, der Gesamtkommandant der Leonberger Feuerwehr. Die hat zwar genug Mitglieder, die in Leonberg leben. Aber eben nicht hier arbeiten.

 

Die Stadtverwaltung hatte deshalb in den vergangenen Jahren die Zahl der hauptberuflichen Feuerwehrleute so weit erhöht, dass kleinere Einsätze am Tag abgedeckt werden können, etwa wenn bei einem Unfall Öl aus Fahrzeugen ausläuft. Doch die Zahl der Einsätze der Leonberger Wehr steigt. 2018 waren es 501.

Ein Novum im Landkreis Böblingen

Um die Tagesverfügbarkeit zu stärken, sind Stadtverwaltung und Feuerwehr jetzt neue Wege gegangen. Von Anfang Juni bis Ende Juli haben städtische Mitarbeiter die Grundausbildung für die Feuerwehr absolviert. Ein Novum im Landkreis Böblingen. Neun von ihnen arbeiten bei der Stadt Leonberg, drei bei der Stadt Rutesheim. Dazu kamen zwei Freiwillige, für die die Ausbildung am Wochenende nicht in Frage kamen. Die Inhalte sind die gleichen wie bei den üblichen Lehrgängen.

„Einer hat sich dafür extra Urlaub genommen“, berichtet Zimmermann. Das mussten die städtischen Mitarbeiter hingegen nicht tun. Sie wurden für den Lehrgang, der immer dienstags und donnerstags stattfand, freigestellt. Und das gilt auch auch für die Einsätze, die in Zukunft auf sie warten. „Das muss eigentlich jeder Arbeitgeber, nur viele bekommen dann Probleme, wenn sie das bei jedem Einsatz machen“, berichtet der Kommandant.

„Es war keine Frage, dass wir das machen“

In Leonberg, vor allem beim Oberbürgermeister Martin Georg Cohn, war er mit seiner Idee sofort auf offene Ohren gestoßen. „Das war überhaupt keine Frage, dass wir das machen“, sagt Cohn, als er den frisch gebackenen Brandschützern ihre Urkunden überreicht. Darunter sind Mitarbeiter aus allen Bereichen der Verwaltung. Die Sekretärin, der Herr vom Ordnungsamt, zwei vom Bauhof, eine Auszubildende, der Stadtjugendreferent, aus Rutesheim der Wassermeister und sogar die Leiterin der Mensa im Schulzentrum.

Elke Wagner hat für ihre Kameraden sogar selbst gemachte Bowle zur Feier des Tages mitgebracht. „Mein Sohn wollte, dass ich zur Feuerwehr gehe. Dann fand in Rutesheim eine Werbeaktion statt und ich habe mich gemeldet“, erzählt die Mensa-Chefin. Für den Lehrgang wurde auch sie freigestellt, die Rutesheimer Rathaus-Chefs sowie ihre Stellvertreterinnen in der Mensa machten es möglich. Anders als die meisten ihrer Leonberger Kollegen wohnt sie allerdings in der Stadt, in der sie arbeitet.

120 Unterrichtseinheiten

Grundausbildung, erweiterte Erste Hilfe, Sprechfunk-Ausbildung, Grundlehrgang Atemschutz – 120 Unterrichtseinheiten in Theorie und Praxis kamen am Ende zusammen. Nicht immer einfach. Etwa, wenn die Atemschutzausbildung mit Maske und schwerem Gerät in der Juli-Hitze stattfindet. „Sie sind jetzt vollwertige Einsatzkräfte. Einige hatten sogar schon ihren ersten Einsatz“, berichtet Wolfgang Zimmermann. Für das kommende Jahr können OB Cohn und er sich einen weiteren Lehrgang für die städtischen Mitarbeiter vorstellen. „Das tut der Verwaltung auch intern gut. Man kennt sich viel besser. Denn bei der Feuerwehr muss man sich auf einer ganz anderen Ebene aufeinander verlassen können.“

Auch Markus Bittler hofft, dass es mit dem Angebot weiter geht. Er ist der Leiter des Bereichs Technik bei der Leonberger Feuerwehr und hat die Ausbildung organisiert und mit vielen Freiwilligen durchgeführt. „Wir brauchen immer Nachwuchs, egal ob jung oder alt“, sagt er.