Nach Nena und Bob Geldof setzt Curtis Stigers mit einem perfekten Jazz-Programm die fulminanten Auftritte fort. Das Konzert mit Nathan Carter fällt aus.

Was ist der Unterschied zwischen Edinburgh und Leonberg? Im deutschen Südwesten schmeckt das Bier besser und die Temperaturen sind in der Regel angenehmer. Kein Wunder also, dass Curtis Stigers bestens aufgelegt ist, als er nach seinem Gastspiel beim Jazz- und Bluesfestival in der schottischen Metropole tags darauf bei Leonpalooza auftritt. Zwar ist es am Firth of Forth auch gerade recht warm, aber „the Tännenzapf“, das schmeckt Stigers und seinen Musikern dann doch sehr gut.

 

2020 mit Wohnzimmer-Atmosphäre gestartet

Es ist Halbzeit beim Festival auf dem Bürgerplatz vor der Stadthalle. Die dritte Auflage des international besetzten Künstlertreffens hat einen anderen Charakter als die beiden Vorgängermodelle. 2020 hatte der Leonberger Veranstaltungsmanager Nils Strassburg ein familiäres Festival aus dem Boden gestampft, um den Menschen in der kulturarmen Coronazeit etwas zu bieten. Die Zuschauer saßen auf Palettensofas, die Atmosphäre hatte Wohnzimmercharakter.

Das ist heute anders. Bei Nena gab es noch nicht einmal Stühle. 1500 Fans feierten ihren Star. Die Aufgeregtheiten im Vorfeld wegen Nenas coronakritischer Haltung spielten beim Leonberger Konzert nicht mal ansatzweise eine Rolle. Auch der faszinierende Auftritt von Bob Geldof hatte eine Strahlkraft weit über Leonberg hinaus.

Keine Frage: Leonpalooza, der Name lehnt sich an ein berühmtes Festival in den Staaten an, reiht sich zusehends in die Riege der großen Meetings ein. Das zeigt auch der Auftritt von Curtis Stigers. Der Sänger und Saxofonist aus Idaho feierte seine größten Erfolge in den Neunzigern mit „I Wonder Why“ und „You’re All That Matters to Me“.

In bester Entertainer-Manier

Mittlerweile hat sich Stigers dem Jazz verschrieben. Und das ist musikalisch betrachtet mehr als ein Fortschritt. Die Band ist klassisch mit Piano, Kontrabass und Schlagzeug besetzt. Der Chef bringt neben seiner markanten Stimme bemerkenswerte Fähigkeiten an den Blasinstrumenten mit.

Die Herren aus den Staaten interpretieren nicht nur die eigenen Hits neu, sondern bringen zudem hochkarätige Coversionen von „Summertime“ oder Leonard Cohens „Tonight Will Be Fine“. In bester Entertainer-Manier nimmt sich Curtis Stigers viel Zeit, um die Bedeutung der einzelnen Songs zu erläutern oder sich selbst mal auf die Schippe zu nehmen: „Ich mache schon seit 30 Jahren Alben, was mich insofern irritiert, weil ich ja erst 37 bin.“ Tatsächlich ist er 56.

Am Mittwoch kommt Paul Carrack

An diesem Dienstag geht es mit dem Stuttgarter Comedy-Clash weiter, am Mittwoch kommt Paul Carrack, die Stimme von Mike & the Mechanics. Das für Donnerstag geplante Konzert mit Nathan Carter ist wegen „produktionstechnischer Probleme“ abgesagt. Karten werden umgetauscht.