Beim Festival Leonpalooza wird bei Bedarf auch schon mal ein spätes Buffet gezaubert. Das gefällt Bühnengrößen wie Pe Werner und Heinz Rudolf Kunze.

Leonberg - Es ist spät. Die Künstler waren bis kurz vor elf auf der Bühne, viel länger als geplant. Aber die Begeisterung war bei den Akteuren wie beim Publikum zu groß. Jetzt aber haben Pe Werner, die bei ihrem Auftritt ohnehin ihren gesunden Appetit ins Blickfeld gerichtet hat, Heinz Rudolf Kunze und ihr Team doch noch das Bedürfnis nach einem Glas und einem Häppchen.

 

Die Restaurantküche in der Stadthalle ist zu fast mitternächtlicher Stunde geschlossen. Martin Georg Cohn, Nadja Reichert und Nils Strassburg stecken die Köpfe zusammen und verschwinden dann in den Katakomben der weitverzweigten Stadthallen-Küche.

In den Katakomben der Küche

Während sich die Künstler schon mit dem Gedanken angefreundet haben, dass ein Glas Wein solo auch ganz schön ist, kommen der Oberbürgermeister, die Citymanagerin und der Veranstaltungschef mit zwei vollen Platten und Brotkörben zurück: Zaziki, Paprika, Wurst, Käse – was halt in den Kühlschränken zu finden war. Und nicht nur Pe Werner ist angesichts dieses unerwarteten Grußes aus der Küche hocherfreut.

Die kleine Szene ist symptomatisch für den Charakter des Leonpalooza-Festivals: Es geht familiär und herzlich zu, vor und hinter der Bühne. Die Stars, und als solche kann man das Gros jener Akteure bezeichnen, die noch bis Sonntag auf dem Leonberger Bürgerplatz auftreten, sollen sich ein bisschen wie zu Hause fühlen.

Plaudern und Musikmachen

Mit diesem Profil hatte der Programmplaner Strassburg schon im vergangenen Jahr bei der Erstauflage des Festivals gepunktet. In der Musik- und Kleinkunstszene spricht sich das herum. Da ist so mancher Akteur bereit, Abstriche bei der Gage zu machen und dafür vor einem dankbaren Publikum in heimeliger Atmosphäre aufzutreten. Wobei die Zuschauer nicht nur wegen der großen Namen dankbar sind. Die Show muss schon stimmen.

So wie bei Kunze und Werner. Die beiden Altstars der deutschen Szene singen nicht nur einfach. Sie plaudern auch. Das Programm nennt sich Sago Song Salon. Ein Format, das Ulrich Zehfuß ins Leben gerufen hat. Der Liedermacher hat stets zwei Kollegen zu Gast. Es wird geredet und Musik gemacht. Eine Reihe, die bei Leonpalooza ihre Leonberger Premiere hat und am 9. Dezember in der Stadthalle fortgesetzt wird.

Eine echte Rampensau

So erfährt das Publikum nicht nur über Pe Werners Vorliebe für gute Küche („Ich bin früh angereist, um noch Rostbraten essen zu können“), sondern auch ihre Bühnenaffinität: „Ich bin eine echte Rampensau.“ Heinz Rudolf Kunze, der schon an vielen Orten gelebt hat, nähert sich mental dem Südwesten an: Ein Stuttgarter Journalist schreibt an seiner Biografie, sein Manager wohnt in Metzingen: „Ich bin fast ein Wahlschwabe.“

Musikalisch bleiben sich beide treu: Kunze, der politische Songschreiber, fragt „Mit welchem Recht halten wir uns für besser?“ und geißelt die „Spießgesellen der Lüge“.

Schauer über den Rücken

Pe Werner nimmt mit ihrem Hit „Weibsbilder“ das eigene Geschlecht liebevoll auf die Schippe. Begleitet wird sie von Peter Grabinger. Dass der Flügel aus dem Hause Pfeiffer kommt, gehört zum Leonpalooza-Service. Emotionaler Höhepunkt dieses außergewöhnlichen Abends ist ihre Version von „Der Mond ist aufgegangen“. Da läuft nicht nur ein Schauer über den Rücken.

Das weitere Leonpalooza-Programm

20. Juli – 20 Uhr Ben Becker

21. Juli – 20 Uhr Spider Murphy Gang

22. Juli – 21 Uhr Die Stuttgart Burlesque Revue

23. Juli – 20 Uhr Naturally 7

24. Juli – 13 Uhr High Noon – Die Late Night Early Morning Show mit Roland Baisch & Gästen u.a. Hans-Hermann Thielke und weiteren

24. Juli – 20 Uhr Gil Ofarim

25. Juli – 14 Uhr Café del SOL – Sinfonieorchester Leonberg

25. Juli – 20 Uhr Cassandra Steen

Tickets

Gibt es im Internet auf https://leonpalooza.de/