Auf ihrer Felderrundfahrt sprechen Landwirte aus der Kernstadt und den Teilorten vieles an, was ihnen unter den Nägeln brennt.

Leonberg - Die herabhängenden Äste der Nussbäume peitschen den Fahrgästen auf den Traktoranhängern auf dem Feldweg entlang der Straße von Höfingen nach Ditzingen bedrohlich um die Ohren. Schnell merkt jeder, was die Landwirte meinen, wenn die sich beschweren, dass an den Wegen oft die „Lichtraumprofile“ der Bäume nicht eingehalten werden.

 

Doch Sträucher und Bäume, die in die Feldwege hineinwachsen, sind nur eines von vielen Themen, die bei der Felderrundfahrt der Landwirte aus der ganzen Stadt Leonberg angesprochen werden. Auch in diesem Jahr hat sich wieder ein Tross aus etwa 60 Landwirten, der Rathausspitze, aus Kommunalpolitikern, Jägern, landwirtschaftlichem Fachpersonal und interessierten Gästen am Sportheim Gebersheim zur Exkursion getroffen.

Der Poller des Anstoßes

Zügig auf Höfinger Gemarkung angekommen, übernimmt der lokale Bauern-Obmann Martin Renschler das Wort. Er mahnt an, dass der Feldweg nach Hirschlanden aus Gründen der Haftung dringend einer Sanierung bedürfe. Noch wichtiger ist den örtlichen Landwirten der Weg, der als Verlängerung der Fontanestraße beim Gewerbegebiet Pfad verläuft. Da steht seit einiger Zeit ein „Poller des Anstoßes“ für die Landwirte. Der soll Autofahrer daran hindern, die Straße als Schleichweg zu nutzen. Doch der Poller wird zur Erntezeit für die Landwirte zum zeitaufwendigen Hindernis, deshalb wollen sie ihn loswerden.

Um ein genaues Bild von der Verkehrssituation hier zu bekommen, hat Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) einen Vorschlag zur Güte, der Beifall findet: Erst mal den Poller weg und dann mit einem Zählgerät anonym die Zahl der Fahrzeuge ermitteln. Dann könne entsprechend auf die Situation reagiert werden.

Wenige Meter weiter kommt das von der Stadt geplante Gewerbegebiet in Verlängerung des bereits bestehenden. Hier sollen etwa 4,5 Hektar Land erworben werden. Beabsichtigt ist, dieses zur Hälfte als Gewerbefläche und den Rest als landwirtschaftliche Fläche zu nutzen. „Wie sieht es hier aus, denn als Pächter der Flächen braucht es Planungssicherheit?“, will der Landwirt Gero Wanner wissen.

Es herrscht viel Gesprächsbedarf

Baubürgermeister Klaus Brenner gibt zu Protokoll, dass es sehr „unterschiedliche Meinungen gibt“ und noch viel Gesprächsbedarf herrsche. „Ja klar, wenn es für die eine Fläche 48 Euro pro Quadratmeter gibt und für die andere nur fünf, dann machen wenig mit“, weiß man auf den Anhängern aus den Gesprächen im Teilort. Trotzdem will der OB im Herbst dem Gemeinderat den aktuellen Stand vorlegen.

„Da sind die Gespräche weiter gediehen und die Bereitschaft der Grundstücksbesitzer zur Mitwirkung ist größer“, verkündet Klaus Brenner in Gebersheim. Auch hier soll das Gewerbegebiet erweitert werden. Der Milchbauer Hans Georg Schwarz, der seit Jahren die Felderrundfahrt organisiert, fragt im Scherz zwar, aber mit ernstem Hintergrund, wann er Widerspruch gegen das Gewerbegebiet einlegen könne.

Wenn die Ortsgrenze noch näher an seinen Hof rückt und im Gewerbegebiet auch Wohnen möglich ist, befürchtet er Ungemach. „Schon jetzt werde ich von Bewohnern des Ortsrandes angegangen, wie ich mich erdreiste, an Sonn- und Feiertagen die Futtermaschine für meine Kühe laufen zu lassen“, sagt Schwarz. „Wir werden im Gewerbegebiet nur ganz wenig Wohnraum zulassen, denn das ist nicht da, um bei verhältnismäßig günstigen Grundstückspreisen Wohnungen am Ortsrand zu bauen“, sagt der Oberbürgermeister zu.

Viel Verkehr in Eltingen

In Eltingen spricht der Bauern-Obmann Jürgen Weimer die mit Vegetation zugewachsenen Bachläufe und Gräben an, die die Äcker versumpfen. Von der Stadt heißt es, dass die Arbeiten für Herbst ausgeschrieben sind. Endlich sei es gelungen, die Belange des Natur- und des Gewässerschutzes unter einen Hut zu bringen.

Landwirte und die Jäger in Eltingen bemängeln, dass durch die Vollbewirtschaftung des Naturfreundehauses viel zusätzlicher Verkehr und nachts sogar Schleichverkehr durch die Wälder entstanden sei.

Aber auch über Landwirtschaft wird gesprochen. Helmut Kayser, der Fachberater am Landwirtschaftsamt ist und in diesem Jahr in Rente geht, macht einen Rundumschlag zum Entwicklungsstand der Feldkulturen. Der fällt sehr vielversprechend aus. „Die Frühjahrstrockenheit ist nicht von Nachteil gewesen, im Gegenteil, sie hat viele Kulturen vor dem Pilzbefall verschont, und so mussten sie weniger behandelt werden“, lautet sein Fazit.