Mit einem Jahr Verspätung würdigt die Faustballabteilung der TSF Ditzingen ihren 100. Geburtstag.

Ditzingen - Die Coronapandemie hat schon einigen Feiervorhaben zu Vereinsjubiläen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch die Faustball-Abteilung der TSF Ditzingen war betroffen, die im Juni vergangenen Jahres ihr 100-jähriges Bestehen entsprechend würdigen wollte. Dank sinkender Inzidenzen gibt es genau ein Jahr später mehr als nur einen Ersatz: Am Freitag, 4. Juni (18 Uhr), messen sich die Frauen-Nationalmannschaften Deutschlands und der Schweiz in einem Test-Länderspiel auf dem Sportgelände in der Lehmgrube – an einem Ort mit Faustball-Tradition.

 

Die 1920 gegründete Abteilung gehört zu den ältesten der TSF. Über den Spielbetrieb in den Jahren vor dem Ende des zweiten Weltkriegs gibt es kaum noch Unterlagen. Rolf Berkes, der 1946 zu den TSF-Faustballern stieß, beschreibt in der Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum des Gesamtvereins 1993 ein Faustballturnier aus dem Jahr 1953, bei dem die bescheidenen Umstände, aber auch der hohe Einsatz der Faustballer deutlich werden: „Bei einem Jedermann-Faustballturnier traten die ,Alten Herren‘, Fußballer, Handballer, Leichtathleten und Turner gegeneinander an. Leider musste das Turnier, das auf dem holprigen Grasplatz vor dem heutigen Vereinsheim ausgetragen wurde, mangels Flutlicht bei Einbruch der Dunkelheit abgebrochen werden“, heißt es da.

Schlaflose Nacht und lahmer Arm

Und weiter: „Die ,Alten Herren‘, allen voran der damalige Erste Vorsitzende Michael Dürr, zeigten den jüngeren Teilnehmern, was noch an sportlicher Erfahrung in ihnen steckt. Leider, so erfuhr der Chronist später, waren eine schlaflose Nacht und ein lahmer Arm die unerfreulichen Nachwirkungen dieses mit Einsatz geführten Kampfes.“

Anfangs waren die Faustballer, so heißt es in der Chronik weiter, „ein wild zusammengewürfelter Haufen“ aus Alten Herren, Hand- und Fußballern, die sich hin und wieder einen vergnüglichen Sportnachmittag machten. Eine Faustball-Abteilung nach heutigen Maßstäben sei erst im Lauf der folgenden Jahre gegründet worden, das Training fand wegen Platzschwierigkeiten unregelmäßig statt – „und im Winter war Ruhezeit“. Gegner der Ditzinger im damaligen Turngau waren der TV Leonberg, der TSV Malmsheim, CVJM Weissach, CVJM Flacht, Rutesheim, Weil der Stadt, Merklingen und Polizei Leonberg.

1956 erstmals Gaumeister

Die ersten Titel holten die TSF-Faustballer 1956 und 1963 mit der Gaumeisterschaft. 1964 nahmen sie an den Aufstiegsspielen zur Landesklasse auf dem Platz beim damaligen Neckarstadion teil. Zwischen 1966 und 1969 hielt sich die dritte Männermannschaft in der Landesliga West. Sowohl das erste als auch die dritte Männerteam wurde zwischen 1971 und 1975 mehrfach Gaumeister in der Halle und auf dem Feld. 1975 richteten die Faustballer ein Turnier aus, bei dem ein Vertreter aus dem österreichischen Villach für internationales Flair sorgte.

Von einiger Aufregung berichtet die Chronik im Jahr 1978: Damals gab es lange Diskussionen um den Faustballplatz Lehmgrube. Einige Gemeinderäte machten sich für einen Tennenbelag stark. Am Ende konnte aber 1980 ein neuer Rasenplatz mit Flutlicht seiner Bestimmung übergeben werden, der damals Maßstäbe setzte.

Mehrere Jahre in der Verbandsliga

Sportlich am hochklassigsten spielten die Faustballer in den Jahren 1979 und 1980 sowie 1986 bis 1989 in der Verbandsliga. 1987 wurde das Team bei der Sportlerehrung der Stadt Ditzingen ausgezeichnet. Beim Schwabenpokal erreichten die Turn- und Sportfreunde unter 120 Konkurrenten einen beachtlichen siebten Platz.

Mitte der 80er Jahre fanden immer mehr Frauen Interesse am Faustball und starteten in verschiedenen Mannschaften. Während ein Männerteam zuletzt 2015 am Spielbetrieb teilnahm, sind die Frauen bis heute aktiv. Die größten Erfolge waren eine Saison in der Schwabenliga, der dritthöchsten in Deutschland, und die Teilnahme an den Deutschen Frauen-30-Meisterschaften in den Jahren 2006 und 2011, die jeweils in Ditzingen stattfanden. Zuletzt schlugen die TSF-Frauen in der Landesliga auf.