Die Faustball-Nationalmannschaft der Frauen hat beim Länderspiel gegen die Schweiz keine Mühe und gewinnt glatt mit 4:0 Sätzen.

Ditzingen - Die Erleichterung bei Veranstaltern und Zuschauern im Stadion an der Lehmgrube ist fast mit Händen zu greifen. „Auf Live-Sport haben wir ja lange verzichten müssen“, meint Manfred Christian aus Vaihingen/Enz, der als Faustball-Senior des TSV Schwieberdingen zum Fachpublikum zählt. Gleiches gilt für die Frauen des Bundesligisten TSV Calw, die fast in Mannschaftsstärke angereist sind, um den Auftritt ihrer Kameradinnen Henriette Schell und Stephanie Dannecker im Nationaltrikot zu verfolgen.

 

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Als Falk Grabert, der Faustball-Abteilungsleiter der TSF Ditzingen, verkündet, dass das Test-Länderspiel zwischen den Nationalmannschaften der Schweiz und Deutschlands zu Ehren des 100-Jahr-Jubiläums der TSF-Faustballer eine der ersten Veranstaltungen im Landkreis Ludwigsburg vor Zuschauern sei, gibt es von der Tribüne lang anhaltenden Beifall – obwohl Maskenpflicht gilt und Nachweise für Genesene und Geimpfte sowie ein negativer Test gefordert worden waren.

Weltmeisterlicher Glanz

Ditzingens Erster Bürgermeister Ulrich Bahmer freut sich über „weltmeisterlichen Glanz über der Lehmgrube“. Dies zeigt, dass die Coronapandemie am besten mit Humor zu ertragen ist: „Wir haben den Platz extra ein Jahr ruhen lassen, damit die Teams hier so gute Verhältnisse vorfinden“, sagt er.

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Mit den Platzverhältnissen kommen aber insbesondere die Schweizer Frauen zu Beginn der Freundschaftsspiels überhaupt nicht zurecht. Mal rutscht der Ball unglücklich auf dem feuchten Rasen weg, zudem unterlaufen den Eidgenössinnen zahlreiche technische Fehler. Die deutsche Mannschaft, bei der vor allem Schlagfrau Henriette Schell punktet, setzt sich im ersten Satz dank eines variablen Angriffsspiels problemlos auf 9:1 ab und gewinnt den Durchgang am Ende ungefährdet mit 11:6.

Der zweite Satz ist fast eine Kopie des ersten: Wiederum eigene Fehler und ein effektiver deutscher Angriff sorgen dafür, dass die Schweizerinnen mit 2:8 in Rückstand geraten. Auch dieser Durchgang endet mit 11:6, nachdem Henriette Schell den letzten Punkt mit einem Ass besorgt.

Neue Fünf auf dem Feld

Im dritten Durchgang wechselt die deutsche Nationaltrainerin Silke Eber komplett durch und schickt eine neue Fünf aufs Feld. Doch der Überlegenheit ihrer Mannschaft, die seit 2013 ungeschlagen ist und zwischen 2014 und 2018 drei Weltmeistertitel in Folge gewonnen hat, tut das keinen Abbruch. Nun punkten vor allem Helle Grossmann und Stephanie Dannecker im Angriff, sodass am Ende ein 11:3 steht. Auch im vierten Satz sind die Schweizerinnen auf verlorenem Posten. Nach Zwischenständen von 0:3 und 1:5 wird am Ende immerhin ein 7:11 notiert.

Nationaltrainerin Silke Eber weiß den Sieg aber richtig einzuordnen. „Es war eine solide Leistung, nicht mehr und nicht weniger“, meint sie. Die Schweiz, amtierender Vizeweltmeister, habe auf ihre zwei stärksten Schlagfrauen Tanja Bognar und Celina Traxler verzichten müssen. „Sonst wäre der Druck auf uns größer gewesen“, ist sie sich sicher. Erfreulich sei aber gewesen, dass es im deutschen Team kaum Leistungsunterschiede gebe. „Obwohl ich komplett durchgewechselt habe, blieb das Niveau gleich – und vier Weltmeisterinnen haben heute noch gar nicht gespielt“, erklärt Eber.

Zum ersten Mal ein Jubiläumsspiel

Glücklich sei sie auch, dass nach gefühlt zwei Jahren endlich mal wieder ein Länderspiel im Rahmen dieses Lehrgangs habe stattfinden können. „Die Erkenntnisse können wir in den nächsten Tagen einbauen.“ Die ganze Mannschaft freue sich, dass sie in Ditzingen trainieren könne. „Es ist tatsächlich das erste Mal, dass wir wegen eines Jubiläums eingeladen worden sind“, erklärt sie.

Ziemlich niedergeschlagen zeigt sich hingegen der Schweizer Trainer Anton Lässer. „Auf uns wartet bis zur Weltmeisterschaft noch einiges an Arbeit“, sagt er. Ohne die Top-Angreiferinnen habe sein Team keine Chance gehabt, es fehle aber auch noch die Grundsicherheit. „Unsere Spielerinnen sind direkt von der Arbeit ins Auto gestiegen und hierher gefahren, die waren im Kopf für so ein Spiel nicht bereit“, befindet Lässer. Deutschland sei hingegen bereits im Lehrgangsmodus gewesen.

Ein Problem sei es auch, dass die Spielerinnen des TSV Jona mental in ein tiefes Loch gefallen seien, nachdem die WM (29. Juli bis 1. August) kurzfristig von dort ins österreichische Grieskirchen verlegt worden sei. Aber auch der Schweizer Coach zeigt, dass er seinen Humor nicht verloren hat: „Es reicht uns, wenn wir Deutschland bei der WM schlagen.“