Das Familienkonzert „Kuck mal, wer da tanzt!“ bringt das Publikum in der Stadthalle ins Staunen und Schwärmen.

Leonberg - Die drei kleinen Schwestern können es kaum erwarten: als Salsa-Tänzerin, Ballerina und Rockerbraut verkleidet, stehen sie gespannt vor der noch verschlossenen Saaltüre. Da geht endlich die Tür auf und schon stürmen alle Kinder in fantasievollen Kostümen in den Zuschauerraum: Dracula, Pippi Langstrumpf in bunten Ringelstrümpfen, Piraten, Prinzessinnen, Star-Wars-Helden, Zorro mit wehendem schwarzen Mantel und ein kleiner Zombie mit bläulichen Haaren.

 

Die Zuschauer – Väter, Mütter, Großeltern und viele Kinder – erwartet ein prächtig kostümiertes Sinfonieorchester unter Leitung von Alexander G. Adiarte, dazu Mitglieder der Ballettschule Evi Ritter. Auf dem Programm des Familienkonzertes, das seit Jahren regelmäßig aufgeführt wird mit immer neuen Themen, eine Veranstaltung des Amts für Kultur mit der Jugendmusikschule, stehen Werke von Peter Tschaikowsky über Henry Mancini und Johann Strauß bis zu Jacques Offenbach und Sergej Prokofjew. Idee und Gestaltung sind vom Sinfonieorchester Leonberg, Christiane Weigold und Stefanie Röger; die Choreografien sind entworfen und einstudiert von Anita Düster und Nadine Reidl.

Die Mitglieder des Sinfonieorchesters beeindrucken mit prächtigen Roben samt Stola und Federboa und Kostümen mit goldener Weste samt passendem Hut oder rauschendem Flamenco-Outfit. am Dirigentenpult hängt eine Piratenflagge, und die Bühne ist zauberhaft dekoriert.

Kleine Mädchen in rosa Tütüs

Kleine Ballerinen sitzen auf der Bühne in rosafarbenen Tütüs und eleganten strengen Haarknoten und dehnen und strecken sich, als wollten sie sich auf ihren Auftritt vorbereiten. Dann erklingt der „Marsch“ aus der „Nussknacker-Suite“ von Peter Tschaikowsky, und graziös tanzen die kleinen Ballett-Elevinnen über die Bühne.

Annabell Lessmann, Tochter der Bratschistin im Sinfonieorchester, führt das Publikum versiert durchs Programm – und als Spiel im Spiel erläutert sie jungen Mitwirkenden bei einem fiktiven Gang durch die Probenräume, was sie sehen.

Leidenschaftlich geht es mit einem Tango aus dem Ballett „Jack Pudding“ von Hans Werner Henze weiter. Ein junges Tanzpaar inszeniert eine kleine Geschichte: erst zeigt der Herr seiner Dame, „wie’s geht“, dann tanzen beide, bis „Sie“ wohl versehentlich im Eifer des Gefechts mit ihren spitzen Stilettos „Ihn“ verletzt hat – aber sie finden in leidenschaftlichen Tanzfiguren wieder zueinander!

Der „Pink Panther“ von Henry Mancini wird vom Publikum mit frechem Fingerschnipsen begrüßt: mit schrägen Katzengesichtern und Pantherverkleidung tanzen die Mädchen barfuß, bis kleine Mäuse dazukommen, die zum Schluss ausgelassen und fröhlich von den Panthern herumgewirbelt werden.

Ganz bodenständig dann die schnelle Polka „Unter Blitz und Donner“ von Johann Strauß: In feschem Dirndl und zünftiger Lederhose heißt es „rechtes Bein, linkes Bein, zur Seite und einmal im Kreis“, bis ein rasantes accelerando die Tänzer außer Atem bringt. „Und welche Instrumente waren Blitz und Donner?“ will Dirigent Alexander G. Adiarte von den Kindern im Publikum wissen. „Der Donner war die Trommel“, tönt die Antwort, „und das Becken der Blitz!“ Damit ist der Dirigent einverstanden.

Ganz aus dem Häuschen bringt das Publikum der berühmte Can-Can von Jacques Offenbach: In dramatischen schwarz-roten Volantröcken, Glitzertops, Netzstrümpfen und im Haar rote Blumen, wirbeln die Tänzerinnen kokett über die Bühne, das Publikum klatscht mit und staunt nur so, wie die Tänzerinnen ein Rad schlagen, die Beine hochwerfen, in den Spagat gehen und im furiosen Finale ein sprühend lebensfrohes Tableau stellen – um sich frech von hinten vom Publikum zu verabschieden.

Mit Schwert, Schild und Helm

Aber jetzt ist die Stunde der Kinder im Publikum gekommen: Zum „Tanz der Ritter“ von Sergej Prokofjew werden sie mit Schwert, Schild und Helm ausgestattet, und dann setzt sich die Kinderkarawane in Gang: „linkes Knie und rechten Ellbogen hoch“ – stampfend oder leise auf Zehenspitzen, passend zur Musik.

Das Finale Grande ist ein Piratentanz von Klaus Badelt, und auch der Dirigent wirkt mit schwarzer Augenklappe, karibischer Kopfbedeckung und Schwert ziemlich furchterregend. Ein Pirat schleicht umher, beginnt einen feurigen Schwertertanz und muss den gefundenen Schatz gegen zwei Konkurrenten verteidigen: In    einer ausgefeilten Kampfchoreografie fechten, hechten und springen die Tänzerinnen, bis der Schatz gerettet ist.

Nach dem Konzert dürfen die Kinder die Instrumente ausprobieren: Rosalie ist schwer beeindruckt von dem wuchtigen Kontrabass, zupft ein bisschen und streicht mit dem Bogen, bis ein satter, dunkler Ton erklingt. Julia und Samuel interessieren sich für die Geige, und Marie ist überrascht, dass tatsächlich ein kräftiger Ton aus der Posaune kommt, als sie hineinbläst. Toll, wie Orchesterinstrumente klingen!