Die Gemeinde will ein Neubaugebiet angehen und die 7,5 Hektar große Fläche „Am Graben“ entwickeln. Es ist auf dem ganzen Gemeindegebiet noch die einzige Fläche, die überhaupt mit Eigenheimen bebaut werden darf.

Weissach - Die Nachfrage nach Bauland ist in Weissach nach wie vor riesig. Rund 420 Anfragen von Bürgern, die in der Heckengäu-Gemeinde gerne ein Häuschen errichten wollen, sind im Rathaus inzwischen aufgelaufen. Bemerkenswert: Nur ein Viertel der Bauplatzgesuche kommt aus Weissach selbst, den größten Teil bilden Anfragen von außerhalb.

 

Die Anziehungskraft des Porsche-Standorts scheint also ungebrochen. Für die Kommune, die sich über so viel Attraktivität eigentlich freuen müsste, ist das Segen und Fluch zugleich. Denn wohin mit all den Häuslesbauern? Im aktuell einzigen Neubaugebiet, dem Areal „Kirchbergstraße“ in Flacht, bei dem die Erschließung abgeschlossen ist, sind die Grundstücke längst an die Frau und den Mann gebracht. Die Folge: „Die Gemeinde kann derzeit keine Bauplätze mehr anbieten“, heißt es aus dem Rathaus.

„Am Graben“ ist die letzte bebaubare Fläche

In Flacht war das Gebiet „Kirchbergstraße“ gar das letzte überhaupt, das laut geltendem Flächennutzungsplan als Wohnbauland ausgewiesen werden durfte. Im Hauptort Weissach gibt es nun noch genau eine Fläche, die mit Eigenheimen bebaut werden darf: ein rund 7,5 Hektar großer Acker, der an das Wohngebiet an der Graben- und Bergkiefernstraße anschließt. Danach ist bis in das Jahr 2035 auch in Weissach Schluss. Damit aber in den kommenden Monaten mit den Eigentümern des sogenannten Plangebiets „Am Graben“ Verhandlungen über den Verkauf von Grundstücken an die Gemeinde anlaufen können, muss die Kommune zunächst einmal ihren Willen erklären, überhaupt in die Planungsphase einzutreten. Diesen sogenannten Aufstellungsbeschluss hat der Weissacher Gemeinderat nun auf den Weg gebracht – freilich alles andere als einstimmig.

So sorgt sich beispielsweise die grüne Fraktionschefin Petra Herter, dass die Vielzahl der Projekte, die das Team um Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU) in naher Zukunft zu stemmen hat, die Verwaltung an die Grenze des Machbaren bringen könnte: „Es bestehen große Bedenken, ob das alles leistbar ist“, erklärt Herter. Rathauschef Töpfer weist dergleichen freilich weit von sich und betont, dass es bei den kommunalen Projekten in der Gemeinde „keinen Umsetzungsstau“ gebe.

Der Sprecher der Bürgerliste im Gemeinderat, Andreas Pröllochs, der sich für die Erschließung des neuen Baugebiets ausspricht, betont, dass die Weiterentwicklung Weissachs in Hinblick auf die kommende Generation wichtig sei. Er mahnt in seiner Stellungnahme zugleich aber an, die Flächenentwicklung der Kommune im Auge zu behalten.

Kommune kauft alle Grundstücke zuerst selbst an

Dass die gemeindeeigene Grundstücksfläche trotz klammer Kassen in den nächsten Jahren erheblich wachsen wird, ist nicht zuletzt auch dem aktuellen Haushaltsentwurf für das kommende Jahr zu entnehmen. Dort wurden vorsorglich allein für 2021 stolze 2,9 Millionen Euro eingestellt, mit denen das Rathaus in die Lage versetzt werden soll, Grund und Boden zu erwerben. Bis ins Jahr 2024 sieht die Finanzplanung gar vor, dass sich diese Mittel jährlich auf zuletzt fünf Millionen Euro steigern. Bis in vier Jahren sollen so insgesamt fast 15 Millionen Euro für Grundstücksankäufe flüssig gemacht werden.

Der Bürgermeister weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Geld nicht einfach vergraben wäre: Die Kommune, so Töpfer, dürfe „ein Baugebiet nur entwickeln, wenn sie daraus so viel erlöst, dass ihre Aufwendungen gedeckt sind“. Soll heißen: Das Kapital muss am Ende wieder in die Kasse zurückfließen.