Grandioser Auftakt des sinfonischen großen Blasorchesters der Lyra Leonberg in der ausverkauften Stadthalle.

Leonberg - Dass Musik Mauern überwinden kann, sei es auch nur in den Köpfen der Menschen, beweist der Musikverein Lyra Leonberg überzeugend mit seinem jüngsten Jahreskonzert. Es ist das erste nach der Fusion der beiden Traditionsvereine Musikverein Lyra Eltingen und Musikverein Stadtkapelle Leonberg im März dieses Jahres.

 

Der imaginäre Grenzverlauf zwischen Eltingen und Leonberg, einst durch das „Gleisle“ an der Römerstraße markiert, ist nun für die beiden Vereine endgültig Vergangenheit. Der Neuanfang des 400 Mitglieder starken Vereins wird unterstrichen „durch neue Hardware und neue Software“, erklärt die Vorsitzende Margarete Berndt. Pünktlich zum Jahreskonzert ist die Hardware in Form neuer Uniformen mitsamt neuem Logo fertig geworden, und die 70 Musikerinnen und Musiker können auf der Bühne nicht nur musikalisch eine Einheit bilden.

Sinfonisches Blasorchester

Nach der Fusion präsentiert sich ein ganz neues, hochkarätiges großes sinfonisches Blasorchester mit junger, frischer Musik. Sinfonische Blasmusik hat mit der Marschmusik auf Volksfesten nichts gemeinsam. Ein „sinfonisches Blasorchester“ ist vergleichbar mit einem klassischen Sinfonieorchester, allerdings ohne Streichinstrumente. Stattdessen sind alle Bläsergruppen und das Schlagwerk stärker vertreten. „Die Klarinetten übernehmen dabei den Part der Violinen“, erklärt Margarete Berndt.

Während des Konzertes in der Leonberger Stadthalle wird klar, welche Kraft dieser sinfonische Klangkörper entfesseln kann. Zur neuen Hardware gehören auch die zusätzlich angeschafften Schlagwerke, mit denen jetzt acht Musiker mit großem Klangreichtum und besonderen Effekten den Rhythmus vorgeben.

Ein großer Vorteil der Fusion der beiden Vereine ist, dass in der neuen Besetzung auch Stücke für große Blasorchester gespielt werden können, wie der Latino-Mexicana Mix des bekannten Blasmusikkomponisten Alfred Reed. Bei seinen Calypso-Rhythmen zeigen die Schlagwerker ihr ganzes Können im Zusammenspiel mit den filigranen Klängen der Klarinetten.

Dabei steht das Konzert unter dem Motto Mauern, die durch die Musik überwunden werden können. Ganz bekannte Werke sind darunter, so der Pink Floyd-Klassiker „Another Brick in the Wall“ mit Marcel Pfitzenmaier im lässigen Pink Floyd T-Shirt an der elektrischen Solo-Gitarre oder die Filmmusik aus dem Spielfilm über „The Rock“, die legendäre Gefängnisinsel Alcatraz.

Das Publikum ist begeistert. Der große Applaus zieht sich durch den ganzen Abend, der auch von der Jugendkapelle mitgestaltet wird. Ihr „Crocodile Rock“ von Elton John kommt besonders gut an. Insgesamt überrascht die große Zahl an jungen Musikern im Verein. Das wird auch bei dem Auftritt der Gesamtjugend mit über 30 Jugendlichen deutlich, bei dem die ganz jungen Nachwuchsspieler ihr Können zeigen durften. Einige der jugendlichen Mitspieler sind bereits im großen Blasorchester aktiv.

Hohe musikalische Qualität

Viel Neues wurde auf die Bühne gebracht, in hoher musikalischer Qualität, motiviert auch durch den Dirigenten Herward Heidinger, der bereits seit vielen Jahren das Orchester der Lyra Eltingen geleitet hat. Heidinger lockert das Konzert mit humoristischen Einlagen auf.

Sehr gelungen das Doppelsolo am Xylofon von Lisa Pfitzenmaier und ihrem Freund Axel Vieth, bei der Vieth seiner Freundin die Show stehlen will, am Ende aber wieder beide musikalisch wieder an einem Strang ziehen.

Seit den siebziger Jahren kam der Gedanke an einen Zusammenschluss der Musikvereine immer wieder auf. Dass die Entscheidung für die Fusion richtig war, zeigt nicht nur das fulminante Konzert in großer Besetzung. Es sprechen auch alle Gastredner an diesem Abend aus, darunter der Präsident des baden-württembergischen Blasmusikverbands, Rudolf Köberle, obwohl der Verband durch die Fusion einen Mitgliedsverein verloren hat. „Musik reißt die Mauern in den Köpfen und Herzen der Menschen ein“, ist sein Credo. Und Leonbergs Oberbürgermeister Martin Georg Cohn würdigt das Konzert als „Musikgenuss, der Gänsehaut vermittelt“.

Das gilt auch für die Welturaufführung an diesem Abend, als „neue Software“ für den Verein, wie es Margarete Berndt bezeichnet. Eigens für das Konzert hat die Lyra Leonberg eine Komposition in Auftrag gegeben, „Pons Musica Factus“ von Dominik Wagner, als musikalischer Brückenschlag über die Römerstraße konzipiert. Ein Brückenschlag, so sind sich die Gäste an diesem Abend einig, der menschlich und musikalisch gelungen ist.