Trockenheit und gestiegene Düngerpreise belasten auch im Hecken- und Strohgäu die Lebensmittelerzeuger.

„Für uns als Landwirte war der Regen gut“, sagt Hans-Georg Schwarz, „aber für die Felderrundfahrt war’s schlecht“, denn die fiel in Leonberg buchstäblich ins Wasser. Dabei ist diese Veranstaltung mit Vertretern von Behörden und der Stadt eine wichtige Plattform für die Landwirte, „um dem Bürgermeister und den anderen Amtsvertretern zu sagen, wo uns der Schuh drückt“, so Schwarz, der kritisiert, dass die Resonanz „noch nie so schlecht wie diesmal“ gewesen sei. Neben aktuellen berufspolitischen Themen stehen auch die Ernteaussichten im Blickpunkt.

 

Mit Wintergerste zufrieden

Hans-Georg Schwarz führt auf dem Falkenhof in Gebersheim, dort, wo das Heckengäu in das Strohgäu übergeht, einen großen Milchviehbetrieb. Von Regen gibt in es dieser Woche keine Spur, als er bei Sonnenschein und Wärme die Wintergerste erntet. Der Mähdrescher zieht seine Bahnen und schleppt eine Staubwolke hinter sich her. Auf insgesamt 35 Hektar baut der Landwirt, der zum geschäftsführenden Vorstand des Bauernverbands Nordschwarzwald-Gäu-Enz gehört, Getreide an.

Die Wintergerste ist zuerst erntereif. In zwei bis drei Wochen, je nach Witterung, folgt dann der Weizen. Den überwiegenden Teil der Gerste verfüttert der Milchbauer an seine 400 Kühe, etwa zehn Prozent sind Braugerste. Seiner Einschätzung nach sei der Ertrag bei der Wintergerste nicht schlecht. „Es sieht so aus, als kann ich zufrieden sein“, sagt er. Aber der Bauernverband prognostiziere eine eher unterdurchschnittliche Ernte. Denn in manchen Regionen des Landes war es viel zu trocken, da könne das Getreide dann „notreif“ werden.

Zu warmer Winter bereitet ebenso Probleme

Auch dem Weizen habe teilweise das Wasser gefehlt, sodass mit tendenziell etwas weniger Ertrag zu rechnen sei. Doch mit konkreten Aussagen ist Schwarz zurückhaltend, denn: „Man kann erst einen Schlussstrich ziehen, wenn 95 Prozent der Ernte eingefahren sind.“ Ideal wäre, wenn noch etwas „Abreiferegen“ fallen würde, wünscht sich der Landwirt. Fürs Getreide selbst bringe der Regen jetzt zwar nichts mehr, aber für die Ernte wäre es gut.

Rolf Vincon, der am Mittwoch eine Felderrundfahrt für den Bereich Rutesheim organisiert hatte, setzt in seinem Betrieb in Perouse schwerpunktmäßig auf den Kartoffelanbau. Gerade erntet er die Frühkartoffeln, der Rest folgt dann im September. Bis jetzt sehe alles gut aus, es habe immer mal wieder Regen gegeben, so seine Einschätzung. Man könne bis jetzt nicht klagen. Aber es gelte abzuwarten, die Kartoffeln seien jetzt erst richtig im Wachstum. Nicht nur die Trockenheit, sondern auch die fehlende Kälte im Winter verursache den Landwirten Probleme, erklärt er. Denn es gebe keinen richtigen Frost mehr, der den Boden feinkrümelig macht.

Neben dem Klima bereiten den Landwirten die deutlich gestiegenen Preise für Dünger Sorgen. Vereinzelt seien diese um das bis zu Vierfache des üblichen Preises gestiegenen. Diese Entwicklung habe sich schon im vergangenen Herbst abgezeichnet. Für Landwirte, die deshalb nicht so viel gedüngt haben, gebe es dann auch nicht so viel Ertrag, meint Hans-Georg Schwarz. Aber Stickstoffdünger sei nötig, um bestimmte Qualitätsanforderungen beim Weizen zu erfüllen, etwa die für Brotweizen.

Preise für Lebensmittel werden anziehen

„Die hohen Preise für Sprit, Dünger und Pestizide belasten uns Landwirte sehr“, betont auch Rolf Vincon. Das bedeutet, dass die Preise wohl anziehen werden. Überhaupt seien die Preise für Lebensmittel vergleichsweise in ganz Europa nirgends so günstig wie bei uns, sagt Vincon. Hans-Georg Schwarz erklärt, dass der Preis für Weizen als wichtigste Getreideart weltweit ein Indikator für fast alle Lebensmittel sei. Der Krieg in der Ukraine reduziere international die Angebotsmenge, was zu Verschiebungen auf dem Weltmarkt führen werde. Erst wenn man wisse, was insgesamt geerntet wurde, lasse sich konkret etwas zu den Preisen sagen.