Günter Frey war von Kriegsgefangenschaft verschont geblieben, „weil er zuletzt als Gebirgsjäger oben in den Bergen war und die Russen nur unten im Tal“. Auch das Heiraten war so kurz nach dem Krieg nicht einfach für das junge Paar. Zu der Zeit gab es keinen Standesbeamten in Leonberg. „Der damalige Bürgermeister Gotthold Ege hat uns ausnahmsweise getraut, und für die kleine Hochzeitsfeier mussten ein paar Kaffeegedecke und Besteck dazu ausgeliehen werden, denn nach dem Krieg gab es ja nichts.“ Immerhin konnten die beiden in das 1927 von ihrem Vater erbaute Elternhaus in der Unteren Burghalde mit einziehen.
Kopien am Lichtpausapparat
Nach den unruhigen Kriegsjahren setzte Günter Frey sein Architekturstudium fort. Als er sich selbstständig machte, half Ursula zunächst mit im Büro ihres Mannes und kopierte dort unter anderem Baupläne – mit einem „Lichtpausapparat, der schwer zu bedienen war und der im Freien in der Sonne belichtet werden musste“, erzählt sie lachend. Aber ihr eigentlicher Lebensinhalt wurde ihre Familie, als 1947 das erste Kind auf die Welt kam. „Ich war ein totaler Familienmensch, und ich war das sehr gerne“, sagt die Frau, die drei Söhne und eine Tochter großgezogen hat, darunter auch Johannes Frey, ebenfalls Architekt wie der Vater und für die Freien Wähler im Leonberger Gemeinderat. Elf Enkel und neun Urenkel hat Ursula Frey mittlerweile. 56 Jahre waren Ursula und Günter Frey verheiratet, bis zum Tod ihres Mannes im Jahr 2003.
Die Familie war von jeher sehr christlich ausgerichtet, und Ursula Frey spricht noch heute jeden Tag in ihrer Wohngruppe im Seniorenzentrum das Mittagsgebet und betet auch für die ganze Familie und für Freunde. Viel mehr Abwechslung ist ihr nicht geblieben. „Früher habe ich nächtelang durchgelesen, das war das Schönste für mich“, doch jetzt ist auch das Lesen beschwerlich geworden. „Aber ich will nicht klagen. Ich bin rundherum sehr gut und liebevoll versorgt hier im Heim und von meinen Lieben“, beschließt sie das Gespräch.