Die Enzkreis-Kliniken fahren finanziell das schlechteste Ergebnis innerhalb der Regionale Kliniken-Holding ein. Corona kostet die Häuser zwei Millionen.

Enzkreis - Die Corona-Krise hat die Enzkreis-Kliniken und mithin die übergeordnete Regionale Kliniken-Holding (RKH) gehörig in eine finanzielle Bredouille gebracht. Nach aktuellen Prognosen werden den beiden Häusern in Mühlacker und Neuenbürg über das kalkulierte Minus in mittlerer Millionenhöhe hinaus weitere bis zu zwei Millionen Euro fehlen. Diese Prognose gab Axel Hechenberger, der Finanzchef der RKH, bekannt.

 

Aber auch ohne Corona hatte sich im vergangenen Jahr das Ergebnis um 1,6 Millionen auf 4,9 Millionen Euro verschlechtert. Beide Häuser hätten durch Personalmangel schon im vergangenen Jahr einen Leistungseinbruch erlebt, der nur teilweise durch „teure Zeitarbeits-/Honorarkräfte“ habe kompensiert werden können, wie es in der Vorlage an die Kreisräte im Enzkreis heißt.

Was kann man vom Kreis Karlsruhe lernen?

Mittlerweile hat die Kreistagsfraktion der CDU kritisch nachgefragt, warum die Karlsruher Kreiskliniken – ebenfalls unter dem Dach der RKH – „nachhaltig ein Plus“ erwirtschaften und die Enzkreis-Kliniken das schlechteste Ergebnis innerhalb der Holding einfahren. Von Kliniken- und Holding-Geschäftsführer Jörg Martin erwarten die Christdemokraten Antworten auf zentrale Fragen, etwa konkret „was wir vom Kreis Karlsruhe lernen können“.

Ausführlich schilderte Jörg Martin die Maßnahmen, die seit Beginn der Pandemie und dem Mitte März in den RKH-Kliniken verhängten Shutdown getroffen wurden. So wurden für Infizierte zwei Behandlungsschwerpunkte gebildet: Im Westen die Klinik in Bruchsal und im Osten das Haus in Ludwigsburg. Corona-Patienten aus dem Enzkreis sind nach Bruchsal verlegt worden.

Dort sei die Zahl der Intensiv-Betten von zehn auf 16 erhöht worden und in Ludwigsburg von 27 auf 91. Nach sechs Wochen seien die Schutzkleidungen ausgegangen. Und Nachschub habe es nur „mit ungeheuren Preissteigerungen“ gegeben. Auf den beiden Intensivstationen seien (Stand Mitte Mai) 1065 Patienten behandelt, davon seien 114 intensiv beatmet worden. Aber auch 160 Todesfälle seien zu beklagen gewesen. Zu Spitzenzeiten seien in Ludwigsburg 45 Patienten gleichzeitig an den Herz-Lungen-Maschinen angeschlossen gewesen.

„Wir haben viel gelernt“

Trotzdem: „Wir haben viel gelernt“, sagte der Kliniken-Manager. Als Vorsorge für eine mögliche zweite Corona-Welle hat die Holding ein Pandemie-Lager aufgebaut, mit allem, was im Fall der Fälle benötigt würde, von Medikamenten über Beatmungsbedarf bis hin zu Schutzausrüstung – mit einem Materialwert von 1,6 Millionen Euro. Ausreichend für etwa drei Monate. Als weitere Vorkehrung nennt Martin die Einrichtung eines Instituts für Klinische Mikrobiologie und Krankenhaus-Hygiene. Aufgerüstet werde zudem die Telemedizin, die mit allen Häusern sowie medizinischen Versorgungszentrem vernetzt werde. Bis zum vierten Quartal soll ein solches auch an die Notaufnahme im Haus in Mühlacker angedockt werden, um ambulante Versorgungsstrukturen aufzubauen, wie der seit April in Mühlacker tätige Regionaldirektor Felix Mayer ankündigte.

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Planerisch vorangetrieben würden auch die Sanierungsmaßnahmen in den Operationsbereichen, auf der Intensivstation sowie in den Kreißsälen in Mühlacker, für die ein „realistischer Zeitplan“ zur Wiedereröffnung vorbereitet werde.

Eine Perspektive konnte Mayer auch für den geplanten Neubau der Übergangspflege geben: „Der Erbpachtvertrag mit dem Sozialwerk Bethesda (Bauschlott) ist abgeschlossen, jetzt folgt der Notartermin und im November der erste Spatenstich“. Verzögerungen hingegen gebe es beim geplanten Ärztehaus: Da sei der ursprünglich interessierte Investor abgesprungen, aber man sei bereits mit einem Nachfolger im Gespräch.