Die Zahl der Straftaten in Weil der Stadt hat sich in den vergangenen Jahren sonst kaum verändert.

Weil der Stadt - Immer wieder fallen vor allem ältere Menschen darauf herein: Vermeintliche Polizisten melden sich am Telefon mit der Aufforderung, Wertsachen und vor allem Geld zur sichereren Aufbewahrung und zum Schutz vor Einbrechern der Polizei zu übergeben. Und nicht selten folgen ihre Opfer diesen Anweisungen.

 

Von genau solch einem Fall berichtet Rainer Kömpf, als er den Weil der Städter Gemeinderäten die Kriminalstatistik 2019 vorstellt: „Die Täter bequatschten eine alte Frau so lange, bis sie einen mittleren fünfstelligen Betrag in einer Plastiktüte an ihrem Garagentor ablegte“, erzählt der Leiter des Weiler Polizeipostens. Die Ermittlung der Täter sei schwierig und funktioniere nur, wenn die Geschädigten rasch die „richtige Polizei“, wie er sagte, anrufen. „Wir appellieren immer wieder an die Menschen, kein Geld an irgendeine vermeintliche Polizei zu übergeben“, betont der Polizeihauptkommissar.

Es gab 30 Ladendiebstähle

82 Betrugsfälle wurden im vergangenen Jahr in Weil der Stadt gemeldet, 28 mehr als 2018. Immer mehr solcher Taten verlagerten sich ins Internet, sagt Kömpf. Aber auch der Enkeltrick oder falsche Gewinnversprechen funktionierten nach wie vor. Unter den 145 gemeldeten Diebstahlsdelikten – die meisten fallen in die Kategorie „einfacher Diebstahl“, darunter 30 Ladendiebstähle – waren auch 17 Wohnungseinbrüche (Vorjahr: 9). „Hierbei wurde Diebesgut im Wert von 55 000 Euro erbeutet“, erklärt Kömpf. Die Täter seien meist überregional aktiv, gegen drei wird ermittelt. Er berichtet von einem besonders dreisten Fall, bei dem „ein in einem Haushalt angestellter Mensch“, wie sich der Beamte diplomatisch ausdrückte, mithilfe eines ihm zur Verfügung gestellten Schlüssels seine Arbeitgeber bestahl.

Während die Bundespolizei am Weil der Städter Bahnhof nach wie vor viele Sachbeschädigungen durch Graffiti-Sprayer zu verzeichnen hat, ist die Gegend um die Bahn herum aber ein relativ sicherer Bereich, sagt der Polizeihauptkommissar. „Allerdings haben wir dort wie auch in der Innenstadt mit dem Thema Rauschgift, hauptsächlich Marihuana, zu tun.“ 34 Rauschgiftdelikte wurden erfasst. Erfreulich sei, dass der Handel weiter konstant niedrig sei. Und auch an den Schulen geben es damit keine Probleme.

Insgesamt hat sich die Zahl der von der Polizei erfassten Delikte in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert. „Sie liegen absolut im normalen Bereich“, sagt der Weiler Postenleiter. 2019 waren es in Weil der Stadt 634 (Vorjahr: 678), davon wurden 331 aufgeklärt. Von den 264 ermittelten Tatverdächtigen waren drei Viertel Erwachsene, 61 Jugendliche und Heranwachsende und sieben Kinder. Auch die Nationalität der Tatverdächtigen wird in der Kriminalstatistik aufgeführt: 163 Deutsche, 101 Ausländer, darunter 26 aus dem Bereich „Asyl/Flüchtling“, wie es in der Fachsprache heißt.

2019 gab es 22 Sexualdelikte in der Keplerstadt, das waren neun mehr als im Vorjahr. Der FDP-Gemeinderat Hans Dieter Scheerer fragt nach dem Grund. „Ein Exhibitionist war aktiv“, erklärt Rainer Kömpf. „Der hat die Statistik nach oben getrieben.“ Der Mann sei mehrfach angezeigt und in diesem Jahr auch vor dem Amtsgericht Leonberg verurteilt worden. „Seither ist Ruhe“, sagt Rainer Kömpf. Kriminaloberrat Dierk Marckwardt, der seit August das Polizeirevier Leonberg leitet, erklärt, dass das Strafrecht in Sachen sexuelle Selbstbestimmung verschärft wurde und dies auch in der öffentlichen Diskussion eine größere Rolle spiele.

An elf Unfällen waren Radler beteiligt

Marckwardt berichtet von 507 Verkehrsunfällen, überwiegend Kleinstunfälle wie Parkrempler. 39 Mal wurden Menschen verletzt. An elf Unfällen waren Radler beteiligt. „Ich glaube, das wird künftig zunehmen, weil mehr geradelt wird“, sagt Marckwardt. Für die Verkehrserziehung waren Polizisten bei 58 Präventionsveranstaltungen an Schulen in Weil der Stadt.

Ob sich schon eine Tendenz für das Corona-Jahr 2020 abzeichnet, will Gemeinderat Martin Buhl (CDU) wissen. „Die Zahlen werden wahrscheinlich etwas niedriger sein“, vermutet Dierk Marckwardt. Aber auch nach dem Shutdown im Frühjahr sei es „munter weitergegangen.“ So hätten sich etwa Betrugsdelikte noch stärker ins Internet verlegt. Breiten Raum aber habe in diesem Sommer die Zunahme der gemeldeten Ruhestörungen eingenommen. „Die Leute waren im Urlaub nicht verreist, sondern haben daheim gefeiert. Das hat sich bemerkbar gemacht“, erklärt der Kriminaloberrat.