Stahlbauteile für die Innenwände entsprechen nicht den Anforderungen. Wann es weiter geht, ist unklar.

Leonberg/Gerlingen - Die Bauarbeiten im Fahrbahnbereich des Engelbergtunnels werden erneut verschoben. Der Grund ist diesmal aber nicht das Corona-Virus, sondern beanstandete Bauteile. Die vorproduzierten Stahlbauteile sollen bei der Verstärkung der Innenverschalung der Tunnelröhren zum Einsatz kommen. „Es sind bisher circa 70 von rund 700 Stahlbauteilen auf der Baustelle eingetroffen“, informiert Stefanie Paprotka, Pressesprecherin des Stuttgarter Regierungspräsidiums (RP). „In Teilabschnitten der fünf Meter langen Stahlbauteile entsprechen die Schweißnähte nicht den Qualitätsanforderungen.“

 

Verhandlungen mit dem Zulieferer

Die Stahlteile wurden nach der Anlieferung detailliert überprüft, wegen der Fehlerhaftigkeit aber nicht angenommen. Der Zulieferer sitzt allerdings in der Ukraine und damit außerhalb der EU. Die europäische Norm sieht zwar vor, dass die Qualität im Werk und auf der Baustelle überprüft wird. „Ein vom RP Stuttgart beauftragtes Prüfinstitut war zusätzlich vor der Produktion für eine Überprüfung im Werk. Diese stichprobenartigen Überprüfungen im Werk waren unauffällig“, sagt Paprotka.

Man verhandle nun mit dem ukrainischen Bauunternehmen, wie es weitergeht. „Denkbar wäre unter anderem Nacharbeit oder Nachproduktion“, sagt Stefanie Paprotka. Man wolle in jedem Fall die beste, aber auch eine zeitsparende Lösung. Teurer werden die Bauarbeiten aufgrund dieser nötigen Nachbesserungen aber nicht: „Die Stahlbauteile werden zu den vertraglich vereinbarten Kosten abgerechnet.“

Gesamtkosten von 130 Millionen Euro

Mit rund 130 Millionen Euro ist die aufwendige Tunnelsanierung derzeit veranschlagt. Beide Röhren führen durch eine Anhydritschicht im Engelberg. Bei Kontakt mit Wasser quillt diese auf und drückt auf die Tunnelröhren. Schon mehrfach wurde mit kleineren Maßnahmen nachgebessert. Nun soll von innen Beton aufgespritzt und die Röhren so ausreichend verstärkt werden. Hoffnung macht den Planern dabei, dass das Anhydrit immer weniger aufquillt.

Die Kosten für die Sanierung des Autobahntunnels trägt der Bund. Für die Durchführung der Bauarbeiten wurde vom Land Baden-Württemberg eine Arbeitsgemeinschaft mit drei Firmen beauftragt.

Unter der Fahrbahn verstärkt

Bereits 2016 wurde mit der Einrichtung der Baustelle begonnen. Brandschutz und Sicherheitstechnik wurden auf den aktuellen Stand gebracht, verschiedene Einrichtungen und Leitungen unter die Fahrbahn verlegt. Die erste Bauphase der offiziellen Tunnelbaustelle ist jetzt abgeschlossen. Hier wurde bereits der Bereich unter der Fahrbahn verstärkt, außerdem die zweite Phase vorbereitet. So wurden etwa Mittelstreifenquerungen vor den Tunnelportalen angelegt, die für die Überleitung des Verkehrs benötigt werden.

Die zweite Bauphase hätte bereits im April starten sollen. Durch das Corona-Virus fehlten dann aber Mitarbeiter und Material. So wurde der Beginn zunächst auf Juli, dann auf August verschoben. Weiter geht es erst, wenn die benötigten Stahlbauteile in ausreichender Qualität zur Verfügung stünden. Wann das sein wird, ist noch unklar.

Einzelne Spuren nur nachts gesperrt

In der zweiten Bauphase wird erst in der einen, dann der anderen Röhre gearbeitet. In der jeweils aktuellen Richtung wird eine der drei Fahrspuren in den Tunnel der Gegenrichtung verlegt. Tagsüber sollen alle drei Spuren je Richtung zur Verfügung stehen, allerdings werden diese verschmälert und die Geschwindigkeit auf 60 Kilometer pro Stunde verringert. Nachts wird dann die Röhre, in der aktuell gearbeitet wird, für den Verkehr gesperrt. Dies soll aber nur in der verkehrsarmen Zeit zwischen 20 und 5 Uhr der Fall sein.

Geplant war das Ende der Baustelle für Mai 2024. Ob der Termin zu halten ist, ist ebenso noch unklar. Das RP werde informieren, „sobald der weitere Bauverlauf geklärt ist“.