Zwei Gründer bringen südländische Bart-Kultur nach Weil der Stadt.

Weil der Stadt - Es ist ein Kommen und Gehen. Nur kurz müssen die Herren auf der braunen Ledercouch warten, dann sind sie schon dran. Ebenso flink hüpfen die scharfen Messer über die Köpfe der Männer.

 

Dass es jetzt im Städtle einen Barbershop gibt, liegt an zwei Weil der Städtern. Beide stehen nicht selbst am Barber-Stuhl. Mustafa Uzun (39) arbeitet bei einem Sicherheitsdienst, Dimitrios Tsosilidis (25) ist Luftsicherheitsassistent am Stuttgarter Flughafen. Seit ihrer Kindheit kennen sie sich.

Im Umkreis von 15 Kilometern gibt es keinen Barbershop

„Wir haben immer viel gearbeitet“, sagt Tsosilidis. „Jetzt wollten wir uns selbst was aufbauen.“ Das war der Plan, und erst im zweiten Schritt suchten sie sich die Branche. Die Entscheidung fiel schnell. „In Weil der Stadt – im Umkreis von 15 Kilometern – gibt es keinen Barbershop“, hatte Dimitrios Tsosilidis festgestellt.

Seit etwa fünf Jahren arbeiten sie schon an ihrem Plan. Wichtigste Zutat ist ein ansprechendes Ladengeschäft. Eines Tages bemerkten sie, dass Räume in der Stuttgarter Straße, in der Nähe des Narrenbrunnens, frei geworden sind. Vorher war hier ein Unterwäsche-Laden.

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„Wir waren von Anfang an ehrlich“, berichtet Tsosilidis von den Verhandlungen mit dem Vermieter. „Jetzt sind wir froh, dass wir die Räume bekommen haben.“ Dankbar ist er für das Stadtmarketing der Stadtverwaltung. Marion Beck habe bei der Vermittlung kräftig mitgeholfen. „Weil der Stadt kann froh sein, dass es sie gibt“, sagt er. „Sonst wäre hier nicht so viel los.“

Er sitzt auf der Ledercouch und blickt sich um. „Alles, was Sie hier sehen, ist original aus der Türkei“, erklärt er. Dort sind die beiden Geschäftsmänner hingeflogen und haben sich mit Mobiliar, vor allem den ikonisch-braunen 50er-Jahre-Stühlen, eingedeckt.

Aus südlichen Kulturen kommt diese Art von Friseur-salon. Hereingelassen werden nur Männer, geschnitten werden nur Bärte und kurze Haare – dafür kommen viele Kunden jede Woche. Aber was ist der Hauptunterschied zu einem mitteleuropäischen Salon? „Meine Leute können mit einem Messer umgehen“, erklärt Dimitrios Tsosilidis.

Vier Barber, um den Ansturm zu bewältigen

Wie zum Beweis seift einer seiner Barber, als er das sagt, im Hintergrund den Kopf eines Kunden komplett mit weißem Schaum ein und rasiert ihn.

Vier Barber haben die beiden Jungunternehmer in der Zwischenzeit angestellt. Unter der Woche stehen sie zu zweit im Geschäft, am Freitag und am Samstag zu viert, um den Ansturm zu bewältigen. „Wir sind richtig zufrieden“, sagt Tsosilidis. 80 Prozent seiner Kunden, so schätzt er, sind mittlerweile Deutsche. „Vor allem freut mich, dass auch viele Kinder kommen.“

Denn einen Unterschied gibt es zu den meisten anderen Barbershops dann doch. Bierkästen und Whiskeyflaschen sucht man hier, in der Stuttgarter Straße, vergeblich. „Nein“, sagt Dimitrios Tsosilidis. „Alkohol und Zigarren geben wir nicht aus, wir wollen die Kinder nicht verlieren.“