Rutesheim und Weil der Stadt sind bereits in Eigenregie gestartet.

Kreis Böblingen - Testen, testen, testen – das ist weiterhin die Devise im Kreis Böblingen. Und das soll so schnell wie möglich noch öfter und noch lokaler stattfinden, hat Landrat Roland Bernhard am Dienstag auf einer Pressekonferenz angekündigt. „Das Testen bleibt integraler Bestandteil jeder Öffnungsstrategie“, sagt der Kreischef mit Blick auf die Wiederöffnung der Geschäfte am Montag.

 

Und das soll nun auch dort stattfinden, wo der lokale Handel ansässig ist. „Stufe 1 waren die fünf Schnelltestzentren. In Stufe 2 wollen wir jetzt 50 Teststellen in den Kreiskommunen einrichten. Am besten da, wo Laden an Laden ist“, sagt Bernhard. So sei bereits am Montag im Einkaufszentrum Mercaden in Böblingen vom Betreiber eine Teststelle eingerichtet worden. Ähnliches sei für das Leo-Center in Leonberg angedacht.

100 000 Schnelltests sind bestellt

In jeder der 26 Kommunen soll es mindestens eine Anlaufstelle für Schnelltests geben. Diese müssten die Städte und Gemeinden zwar selbst einrichten, aber der Kreis und die Betreiber der Schnelltestzentren helfen bei der Organisation und Durchführung.

Damit es auch schnell losgehen kann, sind bereits 50 000 Schnelltests für den Kreis bestellt worden. Das entspricht dem Kontingent, das der Bund den Kommunen kostenlos zur Verfügung stellt. Auf eigene Rechnung habe man die Menge dann verdoppelt. „Wir haben mit den meisten Kommunen vereinbart, dass sie uns ihr Kontingent abtreten“, berichtet Landrat Bernhard.

Rutesheim und Weil der Stadt schon testen selbst

Lediglich vier Kommunen beschreiten bereits eigene Wege. Außer Waldenbuch und Steinenbronn, wo dies über eine örtliche Apotheke organisiert ist, sind darunter auch Rutesheim und Weil der Stadt. Rutesheim hat am Freitag sein eigenes Testzentrum im Kirchsaal der Johanneskirche (Schulstraße 3) in Betrieb genommen. Dieses läuft in Kooperation mit einem lokalen Pflegedienst. „Wir hatten schon am ersten Wochenende mehr als 100 Testungen, die alle negativ waren. Diese Zahlen belegen den Bedarf“, sagt der Erste Beigeordnete Martin Killinger.

Zusätzlich testet Rutesheim in Eigenregie die Mitarbeiter in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen. „Zeitgleich mit dem zunehmenden Präsenzunterricht ab Montag werden die Schnelltests auch für die Schüler und Schülerinnen vor Ort erfolgen“ sagt Killinger. Um das Infektionsgeschehen so niedrig wie möglich zu halten und damit auch die Öffnung von Geschäften zu ermöglichen, wolle man die Teststrategie weiter ausbauen.

Walter: Wollten schnell in Schulen testen

In Weil der Stadt wird seit Sonntag vergangener Woche durch den DRK-Ortsverein immer sonntags (16 bis 18 Uhr) und mittwochs (17 bis 19 Uhr) im Emil-Haag-Saal getestet. „Zudem testen wir einmal wöchentlich in allen Schulen. Lehrer und Erzieher haben auch die Möglichkeit, sich zwei Mal wöchentlich in der Kinderarzt-Praxis Dr. Kirchner testen zu lassen“, berichtet der Weiler Bürgermeister Christian Walter.

Man habe mit dem eigenen Zentrum begonnen, weil man schnellstmöglich in den Schulen testen wollte. Die Resonanz sei bisher sehr gut. „Gerade auch bei den Schülern. Hier werden sogar zwei Testungen pro Woche gewünscht“, sagt Walter. Im Moment habe man genug Material zur Verfügung. Wie sich die Nachfrage entwickelt, lasse sich nicht voraussagen. „Wir fahren hier auf Sicht.“

Gleiche technische Lösung

Beide Kommunen wollen ihre Initiativen nicht als Konkurrenz zum Angebot des Landkreises verstanden wissen. „Wir stimmen uns ab“, heißt es auch aus dem Landratsamt. „Uns entlastet das sehr. Das ist keine Parallelveranstaltung“, sagt Björn Schittenhelm. Der Apotheker hatte das erste Schnelltestzentrum im Kreis in Holzgerlingen initiiert. So werde etwa in Weil der Stadt die gleiche technische Lösung verwendet.

In jedem Fall wird diese erhebliche Ausweitung des Testangebots für alle Seiten eine Herausforderung. „Räume werden wir finden“, ist sich der Landrat sicher. „Der Knackpunkt ist das Personal.“ Bisher organisieren die Apotheker den Betrieb der Schnelltestzentren, die Abstriche übernehmen ehrenamtliche Helfer der hiesigen DRK-Ortsverbände.

Zuviel für Ehrenamtliche?

„Aus dem Ehrenamt heraus müssen wir da eine Schippe drauflegen“, sagt Roland Bernhard. Dies könne aber nicht allein über das Rote Kreuz laufen. Die Kommunen müssten auch andere Ehrenamtliche involvieren. „Das Ehrenamt wird dabei aber an seine Grenzen kommen“, merkt Björn Schittenhelm an. Bisher laufe der Testbetrieb am späten Nachmittag und frühen Abend sowie am Wochenende ab. „Zum Einkaufen werden Testkapazitäten aber tagsüber benötigt“, gibt der Apotheker zu bedenken.