Die neue „Mitarbeiterin“ der JVA Heimsheim ist eine Schäferhündin. Sie ist auf das Aufspüren von Handys spezialisiert.

Heimsheim - Die Justizvollzugsanstalt Heimsheim hat eine neue Mitarbeiterin. Sie heißt Emily, ist zuckersüß und hat einen Blick, der jeden in ihrer Umgebung zum Schmelzen bringen könnte. Nicht schwer zu erraten: Emily ist ein Hund. Genauer: ein schwarzer deutscher Schäferhund. Doch wenn sie eines nicht ist, dann ein Schoß- und Schmusehündchen. Emily ist eine vollwertige Angestellte des Landes Baden-Württemberg und dafür ausgebildet, Geräte wie Handys und andere Datenspeicher aufzuspüren. Zusammen mit ihrem Diensthundeführer Florian Weiner ist sie eine echte Bereicherung für den Gefängnisbetrieb. Sie war schon mehrfach erfolgreich im Einsatz, berichtet der JVA-Leiter Frank Jansen.

 

„Wir sind sehr stolz auf Emily“, erzählt er. „Für uns bildet sie zusammen mit der Transportzentrale ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für die JVA in Heimsheim.“ Denn Emily ist zwar einer von insgesamt fünf Spürhunden, die seit Anfang des Jahres in den Gefängnissen des Landes Baden-Württemberg zum Einsatz kommen. Sie ist jedoch die einzige, die speziell für das Auffinden von Handys trainiert wurde. Alle anderen Hunde sind auf das Finden von Drogen spezialisiert.

„Handys sind fast so gefährlich wie Drogen“

„Handys sind aus unserer Sicht fast genauso gefährlich wie Drogen“, so Frank Jansen. „Weil das inzwischen keine einfachen Telefone mehr sind, sondern kleine Computer.“ Es geht dabei also nicht um einen Anruf nach Hause oder ähnliches, sondern die Geräte können für erhebliche Straftaten benutzt werden, wenn zum Beispiel Gefangene sich mit anderen Straftätern im Freien vernetzen oder Sexualstraftäter Zugang zu den falschen Seiten bekommen.

Nun hat die JVA Heimsheim kein spezielles Problem mit Handys. Warum also ist Emily ausgerechnet hier stationiert? Wie die anderen vier Hunde ist sie nicht allein für ihren Basisstandort zuständig. Vielmehr können alle fünf Hunde an allen JVA-Standorten in Baden-Württemberg eingesetzt werden. Und da Emily der einzige Handy-Spürhund ist und somit auch mal an entlegene Standorte geschickt werden kann, bot sich Heimsheim aufgrund seiner zentralen Lage und der guten Anbindung zur Autobahn an. Auch hatte die JVA mit Florian Weiner bereits einen kompetenten Hundetrainer im Team. „Er war dafür prädestiniert“, erklärt Frank Jansen.

Dass es unter den fünf Spürhunden nur einen einzigen für Datenträger gibt, hat einen Grund. „Dieses Feld ist etwas ganz Neues, alle diese Projekte sind Pilotprojekte“, erklärt Frank Jansen. Im Gegensatz zu Drogenspürhunden sind in der Ausbildung zum Handy-Spürhund die Erfahrungswerte viel geringer. Ein Grund liegt klar auf der Hand: Dass aus tragbaren Telefonen hochleistungsfähige Minicomputer wurden, ist noch nicht lange her.

Für Emily ist die Suche ein Spiel

„Drogenspürhunde werden außerdem viel häufiger benötigt, sie kommen regelmäßig beim Zoll oder bei der Polizei zum Einsatz. Handy-Spürhunde braucht man fast nur im Vollzug.“ Dabei soll Emily die bisherigen Kontrollen in der Anstalt aber nicht ersetzen, sondern nur ergänzen, betont Jansen. „Wir haben auch andere Mitarbeiter, die in solchen Fällen ein gutes ,Näschen‘ haben“, ergänzt Jansen.

Wie genau die Ausbildung abläuft und wie Emily vorgeht, das möchte Florian Weiner natürlich nicht verraten. Das Prinzip ist aber ähnlich wie bei anderen Suchhunden, egal ob für Betäubungsmittel oder bei Rettungshunden. Handys und Datenträger haben einen eigenen Geruch, den die Hunde wahrnehmen können. Emily ist darauf spezialisiert, die Quelle dieser Gerüche zu finden. „Für sie ist das ein Spiel“, erklärt Florian Weiner. „Sie sucht die Sachen, um mir zu gefallen und um eine Belohnung zu bekommen, ihr Spielzeug zum Beispiel oder Futter.“

Elementar ist, dass es nur eine feste Bezugsperson gibt, in diesem Fall Florian Weiner. Ansonsten würde sich Emily von ihrer Aufgabe zu leicht ablenken lassen. Selbst die anderen Mitarbeiter der JVA müssen mit Emily daher absolut professionell umgehen. Sprich: Kein Füttern oder Verhätscheln.

Emily war bereits erfolgreich – nicht nur in Heimsheim

Ob das nicht ein etwas tristes Hundeleben ist? „Nein, überhaupt nicht“, ist Weiner überzeugt. Auch Frank Jansen erzählt: „Wenn Emily hier auftaucht, sieht man ihr die Freude und den Tatendrang immer sofort an.“ Emily wisse auch genau, so Weiner, wann sie auf „Arbeit“ ist, „das erkennt sie schon an der Uniform“, und wann sie zu Hause ist und entspannen kann. Da darf dann auch mal ausgiebig gekuschelt werden.

Seit ihrem „Dienstantritt“ war Emily mit ihrem Diensthundeführer Florian Weiner bereits vielfältig im Einsatz – in der JVA Heimsheim wie auch in anderen Gefängnissen des Landes. Und nicht nur das: Die Schäferhündin war mittlerweile sogar für andere Behörden tätig, zum Beispiel für die Kriminalpolizei sowie für die Steuerfahndung und den Zoll. Dabei ging es jeweils um strafrechtliche Ermittlungsverfahren, bei denen Datenträger oder Handys aufgespürt werden mussten.

„Sowohl im Rahmen der Amtshilfe als auch bei ihrer originären Einsatztätigkeit in Vollzugsanstalten war der Einsatz von Emily erfolgreich, das heißt, es wurden entsprechende Datenträger und Mobiltelefone gefunden“, erzählt Frank Jansen erfreut. „Auch Behörden anderer Bundesländer sowie ein Zentrum für Psychiatrie haben sich bereits für Emily interessiert.“