Der Renninger Pfarrer Franz Pitzal stiftet einen Glockenspielturm. Dieser soll vor der Mediathek aufgestellt werden.

Renningen - Wohin mit einem Geschenk, das nicht zu übersehen und zu überhören sein wird? Der Renninger Pfarrer Franz Pitzal möchte der Stadt einen Turm mit einem Glockenspiel schenken. Der Ehrenbürger der Stadt ist seit Jahrzehnten katholischer Seelsorger. Durch sein vielfältiges Engagement in aller Welt und die bekannte Renninger Krippe hat er sich inzwischen auch überregional einen Namen gemacht.

 

In diesem Sommer, am 4. Juli, feiert der 80-Jährige den 50. Jahrestag seiner Priesterweihe. Aus diesem Anlass hat er der Stadt nun angeboten, einen gut fünf Meter hohen Turm mit 13 Glocken zu stiften, der auf einer Fläche von 1,50 auf 1,50 Meter steht. Zum Geschenk gehören auch das Fundament und die Technik für das Glockenspiel. Nachdem der Technische Ausschuss des Gemeinderats zwar mehrheitlich im Grundsatz beschlossen hat, das Geschenk anzunehmen, sich aber nicht einigen konnte, wo es aufgestellt werden soll, hat das Verwaltung und Gemeinderat nun vor die inzwischen heftig diskutierte Frage gestellt, wo der beste Standort für das Stahlgerüst mit den Messingglocken sein könnte.

Es gibt mehrere Optionen

Drei Plätze standen zur Diskussion: bei der Mediathek, auf dem Ernst-Bauer-Platz und am Rankbach beim Weltkulturpfad, der auch auf Initiative von Franz Pitzal entstanden ist. Die Stadt hat den Stadtplaner Alfred Ruther-Mehlis vom Institut für Stadt- und Regionalentwicklung, mit dem Renningen in Sachen Stadtplanung zusammenarbeitet, nach seiner Meinung gefragt. Dieser habe vom Ernst-Bauer-Platz abgeraten, vor allem wegen der Nähe zu den Wohnhäusern, und den Vorplatz der Mediathek empfohlen. Dieser Meinung schloss sich auch die Verwaltung an, so der Bürgermeister Wolfgang Faißt, zumal der Platz auch eine „hohe Strahlkraft“ in die Stadt hinein habe. Doch Wolfgang Steudle (CDU) sah das anders: Dieses „wunderschöne Glockenspiel“, das ja nicht unbedingt jeden Tag spielen müsse, gehöre auf den Ernst-Bauer-Platz. Andreas Kindler, ebenfalls CDU, unterstützte ihn: „Die Bahnhofstraße ist ja auch unsere Einkaufsmeile geworden. Der Turm gehört dorthin. Wenn man überlegt, wie viele Leute an einem verkaufsoffenen Sonntag dort unterwegs sind.“

Auf die Linie der Verwaltung schwenkte Marcus Schautt (Freie Wähler) ein. „Wir dachten auch erst an den Ernst-Bauer-Platz“, sagte der Fraktionsvorsitzende. „Aber wenn von unserem eigenen Städteplaner der Vorschlag kommt, den Platz vor der Mediathek zu wählen“, wolle man dem folgen, so Schautt. Man könne sich später fragen, ob der Turm immer dort bleiben müsse oder ob er eventuell auf einem umgestalteten Bahnhofplatz stehen könnte.

Teurer Wettbewerb für Bauer-Platz

Unterstützt wurde Schautt von Thomas Mauch (SPD): „Wir haben am Ernst-Bauer-Platz einen teuren städtebaulichen Wettbewerb gemacht.“ Hingegen sei der Vorplatz der Mediathek „bis jetzt ein gesichtsloser, leerer Platz, da passt der Turm wunderbar rein“ und dort seien auch viele Leute unterwegs.

Während Monika Breitweg (Grüne) alle Standorte ablehnte und Kritik an dem Geschenk äußerte, das ihr nicht vermittelbar sei und „so ein Wohlstandsverhalten“ zeige, bekräftige Resi Berger-Bäuerle (Frauen für Renningen), dass man das Abschiedsgeschenk des Pfarrers annehmen müsse und dass es auf dem Platz vor der Mediathek gut wirken werden.

Schließlich stimmte der Rat bei drei Gegenstimmen und drei Enthaltungen für die nordwestliche Ecke des Mediathek-Vorplatzes als Standort. Faißt dankte Pfarrer Pitzal für „das außergewöhnliche Geschenk an seine Stadt“. Dieses sei ein „Gewinn für die Stadt“ und eine Bereicherung für den Platz. Eventuell könne man dies, falls die Pandemie-Bedingungen es zulassen, zum Jahrestag des Priesterjubiläums am 4. Juli mit einem kleinen Festakt begehen. Die Firma Perrot in Calw, die Turmuhren und Läuteanlagen produziert, stellt jetzt den Turm samt Glocken her.

Wie oft das Geläute zu hören sein wird, kann die Stadt selbst festlegen, ebenso die Melodie. Vor dem Rathaus in Sindelfingen gibt es eine ähnliche Anlage, die derzeit an Wochentagen drei Mal und am Wochenende vier Mal läutet. Für die Renninger Stadtverwaltung ist der Klang der Glocken mindestens einmal täglich denkbar – außerhalb der üblichen Schulzeiten.