Das Lichtspielhaus zählt im ersten Jahr seines Bestehens 300 000 Besucher und übertrifft die Erwartungen bei Weitem. Es ist sogar das umsatzstärkste Haus aller Lochmann-Betriebe. Ärger gibt es wegen der Parkplatzgebühren.

Leonberg - Am 7. Juli hat sich nicht nur der 2:1-Endspielsieg von Deutschland über die Niederlande bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 zum 43. Mal gejährt. An diesem Tag hat auch das Traumpalast-Kino in Leonberg seinen ersten Geburtstag gefeiert. Und zum Feiern hat es allen Grund gegeben: 300 000 Besucher passierten im ersten Jahr des Bestehens die Türen des Leonberger Traumpalastes, weit mehr als Betriebsleiter Marius Lochmann und sein Vater Heinz als Betreiber zu hoffen gewagt haben. „Bei 200 000 Zuschauern hätten wir eine schwarze Null geschrieben, auf 250 000 hatten wir gehofft“, erklärt Marius Lochmann.

 

Eine Herzensangelegenheit

Dieser wirtschaftliche Erfolg ist für Undine Thiel, die Pressesprecherin der Stadt Leonberg, keine Überraschung: „Ein neues Kino war eine Herzensangelegenheit der Leonberger Bevölkerung, die Menschen haben geradezu danach gelechzt“, sagt sie. Mehrere Jahre lang habe Leonberg ganz ohne Kino auskommen müssen, bis 2009 habe es ein kleines mit wenigen Sälen in der Grabenstraße gegeben, „das den Charme der 70er Jahre geatmet“ habe.

Es war der Wunsch der Stadt, einen Kinoinvestor nach Leonberg zu locken. Stadtrat Wolfgang Röckle (CDU) wandte sich per E-Mail persönlich an den Kinobetreiber Heinz Lochmann aus Rudersberg. „Die Entscheidung hat mein Vater damals unter der Dusche getroffen, er hat einfach ein saugutes Bauchgefühl“, weiß Marius Lochmann noch gut. Den Ausschlag habe die Nähe zu Stuttgart mit seinem riesigen Einzugsgebiet gegeben.

Bücherregale im Filmsaal

Der Leonberger Traumpalast hat zehn Säle mit 40 bis 250 Sitzen. Insgesamt gibt es rund 1100 Plätze. Drei der Säle haben ein besonderes Design: den Saal „Bibliothek“, in dem anspruchsvollere Filme laufen, zieren alte Bücherregale mit echten Büchern. „Da kann man richtig abtauchen“, wirbt Marius Lochmann. Der Saal „Black Box“ ist komplett in schwarz gehalten, und der Raum „Club Kino“ verfügt sogar über eine Bar. „Diesen Saal kann man mit Bewirtung auch für Privatvorstellungen mieten“, erklärt der Betriebsleiter. Die übrigen acht tragen alle Namen von Edelsteinen.

Marius Lochmann merkt an, dass ihm Hollywoodfilme und Arthouse-Werke gleichermaßen wichtig sind, räumt aber ein, dass die guten Zahlen ganz überwiegend durch die großen Blockbuster aus Hollywood zustande gekommen sind. „Mit ihnen machen wir 90 Prozent unseres Umsatzes“, erklärt er. Die großen Renner seien „Star Wars Rogue One“, „Fack ju Göhte 2“, „Fast and Furious 8“, „Ace Age 5“ und „Findet Dorie“ gewesen. „Überrascht hat uns der Erfolg von ,Willkommen bei den Hartmanns’“, sagt Lochmann. Diese Komödie sei fast 20 Wochen lang gelaufen.

Neben dem Eintritt profitiert der Traumpalast wie alle anderen Kinos auch vom Verkauf von Popcorn, Cola und Co. „Jüngere Besucher geben bei uns im Schnitt 4,30 Euro für Snacks und Getränke aus“, erklärt Marius Lochmann.

Auch in den sozialen Medien bekam der Leonberger Traumpalast, der nach dem Esslinger die zweitmeisten Besucher und unter allen sieben Traumpalästen in der Region den stärksten Umsatz hatte, überwiegend gute Kritiken.

Parkplatz wird überwacht

Den Daumen gesenkt hätten jedoch viele Besucher, als man an dem Parkplatz ein paar Monate nach der Eröffnung eine Schranke angebracht habe und das Parken seitdem koste. „Da war das Geschrei groß“, gibt Marius Lochmann zu. Ganz nachvollziehen kann er die Kritik jedoch nicht. „Der Parkplatz wird überwacht, und im Winter müssen wir ihn räumen, dafür entstehen Kosten“, erläutert der 23-Jährige. Zudem sei die erste halbe Stunde umsonst, wer nur in einem der beiden Gastrobetriebe etwas essen wolle, zahle fürs Parken nichts.