Jens Stach investiert in eine Herberge mit 35 Zimmern in Merklingen. Anfang 2019 ist Eröffnung.

Weil der Stadt - Kahle Betonwände, dazwischen Kabel und Baumaschinen. Eine ganz normale Baustelle eben, oder? Jens Stach lächelt, fängt an zu reden und hört dann so schnell nicht mehr auf, zu berichten. Er steht in dem Rohbau, im kleinen Industriegebiet am Merklinger Ortseingang, wo derzeit sein Hotel entsteht.

 

Wobei man schon während der Arbeiten merkt, dass das kein 08/15-Bau ist. „Während der großen Hitze im Sommer waren alle Handwerker hier bei mir“, erzählt der Bauherr. Das sei die beste Baustelle gewesen, denn sie war immer schön kühl. Das liege an der extra dicken Dämmung mit Spezialstoffen, die zwischen zwei Betonschichten verbaut ist. Die ist Teil des Energiekonzepts, zu dem zum Beispiel auch die Fußbodenheizung gehört, die nicht nur heizen, sondern auch kühlen kann. „Da habe ich schon einige Zeit getüftelt“, berichtet Stach, „denn die typischen Lüfter an der Decke, wie sie in vielen Hotels hängen, die wollte ich nicht.“

Jens Stach ist ein Mann des Baus, im Hauptberuf vertreibt er Fertighäuser, 2015 hat er sich selbst eines davon in Merklingen gebaut. „Damals habe ich gemerkt: Hoppla, es ist ja ein richtiges Drama, die Handwerker hier in Weil der Stadt unterzubringen“, erinnert er sich. Denn ein Hotel gibt es in der Stadt schon lange nicht mehr, lediglich ein paar Pensionszimmer.

Bei der Verwaltung sind die Pläne höchst willkommen

Da kam ihm die Idee. Vor seinem neuen Haus war das Grundstück noch frei, auch bei der Stadtverwaltung waren solche ungeahnten Hotel-Pläne natürlich höchst willkommen. Und jetzt sind sie schon fast fertig. 35 Zimmer wird es geben, die pro Nacht 89 Euro kosten. Das Management bleibt bei der Familie Stach. Seine Frau, die im Heimsheimer „Haus Heckengäu“ die Hauswirtschaft leitet, kümmert sich um den Frühstücksservice, auch die Tochter hat angekündigt, mit einsteigen zu wollen.

„Zielgruppe sind Kunden im mittleren Preissegment“, erklärt Stach. „Vor allem Businesskunden, auch der eine oder andere Handwerker wird sicherlich kommen.“ Dass Nachfrage da ist, habe eine Studie ergeben, die Stach beim Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Auftrag gegeben hat. Erst später hat er erfahren, dass Weil der Stadt zudem ein begehrtes Fahrradrevier ist, prompt änderte er die Pläne und ergänzte noch einen Fahrradanbau mit Ladestationen.

Denn das ist die eigentliche Profession von Jens Stach, an Plänen und an der Technik feilen. Denn er ist studierter Maschinenbauingenieur, arbeitete sich später bei Porsche in Weissach hoch bis zum Abteilungsleiter. Mit 40 dann die Kündigung. „Ich wollte was anderes machen“, erinnert er sich. „Autos konnte ich nicht mehr sehen.“ Zehn Jahre entwickelt er anschließend Leichtbauteile für Motorräder, dann wieder ein Schnitt und der Wechsel in die Immobilienbranche.

„Es ist nichts in den Zimmern, was nicht aus meiner Feder ist“

Und jetzt das Hotel. Wobei sich Jens Stach mit seiner Kreativität auch hier austobt. „Es ist nichts in den Zimmern, was nicht aus meiner Feder ist“, sagt er. Sämtliche Möbel hat er designt und aus massiver Eiche anfertigen lassen, die Baumaterialien vom Beton bis Basalt alle individuell ausgewählt. „Das ist schon ein gutes Gefühl, dass die wichtigsten Probleme gelöst sind“, sagt er.

Klar, dass das auch zum Beispiel für die Schließanlage gilt. Sie ist nämlich verantwortlich, dass sich der Zeitplan der neuen Herberge leicht verzögert. „Bei der Hotelmesse in Paris wird ein neues Einchecksystem vorgestellt“, sagt der Neu-Hotelier. „Das möchte ich hier einbringen lassen.“ Die Messe aber ist erst im November, vorher will ihm die Firma die Anlage nicht einbauen. Die ersten Gäste werden daher wahrscheinlich erst zu Beginn des kommenden Jahres übernachten dürfen.

Und wenn dann alles fertig ist, klappt und funktioniert, dann ist der Tüftler Stach noch lange nicht fertig. „Dann will ich mit dem Hotel Erfahrung sammeln“, sagt er und kündigt an: „Dann könnte ich mir vorstellen, weitere solcher Hotels hier in der Region zu bauen.“ Den Bedarf sieht er, und da ist er nicht allein.