Das Schicksal der kleinen Eule hat viele Menschen aktiv werden lassen. Die Schlammbrüder wollen ihr in Eltingen ein Zuhause geben.

Leonberg - Diese possierliche kleine Eule (etwa amselgroß) war früher häufiger Bewohner von lichten Obstbaumbeständen, vor allem mit vielen alten Bäumen. Die lieferten mit ihren Höhlen genügend Nistgelegenheiten, und wenn dann noch durch regelmäßiges Mähen das Gras so kurz war, dass der Steinkauz am Boden auf die Jagd nach Mäusen, aber auch kleinen Amphibien und Reptilien, Regenwürmern und Käfern gehen konnte, gab es an Steinkäuzen keinen Mangel. Steinkäuze jagen, wenn es das Gras zulässt, vornehmlich zu Fuß. Sie können dabei so schnell rennen, dass sie Mäuse einholen.

 

Diese lustig aussehende Jagd zu beobachten, war immer weniger Menschen vergönnt, denn die zunehmende Lebensraumzerstörung ließ die Bestandszahlen rasant schrumpfen. Die Abnahme der Singvogelzahlen bis hin zum völligen Verschwinden von Arten macht auch vor dem Steinkauz nicht halt. In den 70er-Jahren wurden ganze Obstbaumbestände gefällt. Sogar mit Förderung durch EU-Gelder. Wachsende Kommunen landauf und landab brauchten Bauland. Das Schicksal der kleinen Eule schien besiegelt.

Über Ditzingen und Heimerdingen nach Höfingen

Doch Umweltschützer, darunter auch die Eltinger Schlammbrüder, haben mittlerweile Erfreuliches zu berichten. Mit Hilfe der Menschen, die in vielen Gegenden für die Zerstörung seines Lebensraumes verantwortlich sind, erholt sich in der Region die Population des Steinkauzes. „Über Ditzingen und Heimerdingen wurden Brutpaare auch in Höfingen heimisch und haben damit die Leonberger Markung erreicht“, freut sich Michael Kast von der Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen, den Schlammbrüdern.

Dieser inzwischen in vielen Kommunen rege Einsatz für den Steinkauz geht auf den Oberriexinger Vogelfreund Herbert Keil zurück, im Ehrenamt Naturschutzwart. Das Schicksal des Steinkauzes ließ ihm keine Ruhe. Im gesamten Kreis Ludwigsburg wurden 1988 nur noch acht Brutpaare gezählt. Er nahm Kontakt auf zu den Wissenschaftlern der Vogelwarte Radolfzell, die heute zum Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie gehört. Und er gründete die Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung einheimischer Eulen (Foge). Mit seinen Mitstreitern startete er ein kreisweites Projekt.

Wissenschaftliche Begleitung

Die ersten 100 Steinkauz-Niströhren wurden beschafft und an geeigneten Obstbäumen angebracht. Das Projekt nahm Fahrt auf. Die Niströhren wurden kontrolliert und gepflegt, dabei die jungen Steinkäuze untersucht, vermessen, gewogen und beringt. Dies in enger Zusammenarbeit und wissenschaftlicher Begleitung durch die Vogelwarte Radolfzell.

Das Projekt entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte. Die Steinkauzpopulation im Kreis Ludwigsburg wuchs und wuchs. Auch die schweizerische Vogelwarte Sempach wurde aufmerksam und hat mit der Ausrüstung der Vögel mit Sendern interessante Erkenntnisse für die Wiederansiedlung des Steinkauzes in der Schweiz gewonnen.

Über 300 Brutpaare und 882 junge Käuze

Immer mehr Nisthilfen wurden angebracht, und die Erfahrungen mit Nesträubern führten zu laufenden baulichen Verbesserungen der Niströhren. Im Jahr 2020 waren es schon 767 Niströhren, die von über 300 Brutpaaren bewohnt waren. 882 junge Käuze flogen aus.

Für die Region rund um Leonberg ist das Foge-Mitglied Roland Krebs verantwortlich. Wenn ihm die Steinkäuze Zeit lassen, ist er auch noch im Nabu Leonberg aktiv. Er gehört seit drei Jahren zu den Unterstützern von Herbert Keil und hat mittlerweile auch in Radolfzell die Erlaubnis zur Beringung erworben.

Im Jahr 2020 gab es in 20 Leonberger Niströhren (in Höfingen, in Leonberg auf der Nordseite des Engelberges und in Gebersheim) insgesamt zehn Brutpaare. Insgesamt 24 Jungvögel konnten von Roland Krebs beringt werden.

Niströhren in Eltinger Streuobstwiesen

„Was lag also näher, als diesen Anfangsbestand nach Eltingen zu erweitern“, spricht Michael Kast für die Schlammbrüder. Die Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen hat sich dies dann auch gleich zur Aufgabe gemacht. Dietrich Trachte baute nach den Vorgaben der Foge sechs Niströhren, die in Zusammenarbeit mit Roland Krebs in Eltinger Streuobstwiesen auf geeigneten Bäume angebracht wurden.

„Und diese werden nicht die letzten sein. Allerdings ist es nicht leicht, einen geeigneten Baum in guter Umgebung zu finden und dann auch noch den Besitzer zu ermitteln, damit dieser sein Einverständnis geben kann“, haben Michael Kast und die Umweltschützer festgestellt. Ziel sei es, auf allen geeigneten Flächen in Eltingen dem Steinkauz eine Nistgelegenheit zu bieten. „Zunächst wird es spannend sein, im nächsten Jahr festzustellen, ob es schon die ersten Bruterfolge gibt“, hoffen die Eltinger auf interessierte „Mieter“ für ihre Niströhren.