Die Zeichnerin Bianca Brinner gestaltet ein Malbuch mit Rutesheimer Ansichten als kreative Möglichkeit speziell für Seniorinnen und Senioren.

Das Rutesheimer Rathaus – erstmals erwähnt um 1514 – brannte am 30. Juni 1837 komplett nieder und wurde 1838 neu errichtet. Ab 1879 wurde es Heimat der neu gegründeten Freiwilligen Feuerwehr. Nach den Plänen des Architekten Dongus wurde 1953 das Erdgeschoss ausgebaut und die Vorderseite erhöht. 1977 zog die Verwaltung in das neu gebaute Rathaus, 1978 die Christian-Wagner-Bücherei. 1984 wurden baulich die alten Bögen wieder hergestellt. Das Haus, das sich in der Kirchstraße 23 befindet, nutzen heute Vereine, die Sprachhilfe und eine Musikschule.

 

All das erfahren Interessierte nicht etwa aus einer neuen Rutesheimer Ortschronik und auch nicht auf der Internetseite der Stadt, sondern aus „s’Malbüchle von Ruadamsa“ – ein Malbuch, das die Rutesheimerin Bianca Brinner gestaltet hat. Die selbstständige Innenarchitektin hat während der Coronapandemie eine alten Leidenschaft wiederentdeckt – das Malen.

Die hat die selbstständige Store-Designerin und Zeichnerin aus der Not eine Tugend machen lassen, um die Zeit ohne Aufträge zu überbrücken. Sie eröffnete mit anderen künstlerisch orientierten Kolleginnen in Rutesheim, ihrer Heimatstadt, einen sogenannten „Pop-up-Store“. Hier bot sie unter anderem gezeichnete historische Ansichtskarten und ein Malbuch für Kinder an.

Alte Leidenschaft neu entdeckt

Als größten Erfolg ihrer Selbstständigkeit bezeichnet sie, dass ihr trotz des Lockdowns gelungen sei, den Pop-up-Store zu eröffnen. „Der ist sehr gut angekommen und hat tatsächlich etwas bewegt“, sagt Bianca Brinner. Aus Interessenten, die mal vorbeigeschaut haben, wurden Kunden. „Diese Vielseitigkeit an Aufträgen und der Pop-up-Store haben sich für mich in der Krise bewährt und mir das Jahr gerettet“, sagt sie im Rückblick.

Nun hat Bianca Brinner mit ihrer Idee offene Türen bei der Bürgermeisterin Susanne Widmaier eingerannt. Mit dem Malbuch können sich speziell Seniorinnen und Senioren kreativ beschäftigen. Wissenswertes über die Stadt gibt es auch noch dazu. „Auslöser waren Gespräche in der Tagespflege beim Betrachten der historischen Ansichtskarten aus dem Pop-up-Store“, sagt Bianca Brinner. Da seien Erinnerungen wach geworden. „Weißt Du noch, da hat der und die gewohnt, später sind die eingezogen, das waren gute, aber manchmal komische Leute – plötzlich kam Leben in die Ansichtskarten, und es war mehr als nur eine schöne Stadtansicht“, erinnert sich die Zeichnerin. Die Ansichtskarten waren ein Erfolg. Bianca Brinner hat aktuell einen Auftrag für historische Ansichten vom Landratsamt und einen weiteren von einem Rutesheimer Händler.

15 ortsprägende Gebäude

Das Malbüchle enthält die Zeichnungen von 15 ortsprägenden Gebäuden in Rutesheim und Perouse, die entweder nach der Vorlage oder ganz frei mit Farben ausgemalt werden können. Dazu gibt es Textinformationen, in die das Wissen des Arbeitskreises „Geschichte vor Ort“ eingeflossen ist.

Für ihre Senioreneinrichtungen hat die Stadt 1000 Exemplare des Malbuches geordert. Das Buch gibt es demnächst für sechs Euro in der örtlichen Buchhandlung One. Es kann auch bei der Autorin im Internet unter www.biancazeich.net bestellt werden.