In Leonberg, wo sich viele Menschen aufhalten, werden die Raupen mit den allergieauslösenden Haaren einmal im Jahr mit einem biologischen Mittel bekämpft.

Harmlos und ziemlich unscheinbar sind die Eichenprozessionsspinner, wenn sie als Nachtfalter aus ihrem Kokon schlüpfen. Nicht aber, wenn sie sich noch im Stadium einer Larve befinden. Bevor sie sich Ende Juni in ihren Nestern verpuppen, fallen die gräulichen Raupen in Prozessionen über die Eichen her und fressen sich an den grünen Blättern satt. Das allein wäre noch nicht verwerflich, denn alle Raupen sind Fressmaschinen. Doch mit den Eichenprozessionsspinnern ist nicht zu spaßen.

 

Die Haare enthalten ein Nesselgift

Ihre Haare enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das bei manchen Menschen Reaktionen wie Juckreiz, starken Ausschlag, entzündliche Hautreaktionen, Augenreizungen, Fieber, Schwindel oder gar eine Bronchitis auslösen kann. Und so rückt in jedem Jahr eine kleine Delegation des Tiefbauamtes der Stadt Leonberg aus, um mithilfe einer beauftragten Spezialfirma die giftigen Raupen zu bekämpfen, bevor sie zur Plage werden können. Am effektivsten ist das vor dem dritten Larvenstadium. Während der ausgewachsene Nachtfalter natürliche Feinde wie Fledermäuse oder auch Vögel hat, ist die Raupe des Eichenprozessionsspinners nur für wenige Gegenspieler, wie beispielsweise den Kuckuck, bekömmlich.

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Treffpunkt in Gebersheim bei der Käppelhütte gleich neben der Tennisanlage. Dort steht bereits der Pick-up, auf dessen Ladefläche das riesige Gebläse steht, das mit Hochdruck ein biologisches Pflanzenschutzmittel mit dem Namen „Bacillus Thuringiensis“ in die Baumwipfel der Eiche jagt. Kurzzeitig ist alles eingenebelt, dann ist der Spuk vorbei. „Normalerweise könnte sich der Baum dank des Johannistriebs, das ist der zweite Blatttrieb innerhalb eines Jahres, wieder selbst regulieren“, sagt der städtische Mitarbeiter Johannes Soiné, der mit seinem Kollegen Manuel Kuhn die Aktion vor Ort betreut. Doch die Sicherheit der Bevölkerung gehe in diesem Fall vor, eben weil die Raupe so gefährlich ist.

Das Mittel bleibt in den Bäumen haften

Das sommerliche Wetter ist an diesem Tag optimal, Regen oder Gewitter sind erst in den Abendstunden angekündigt. Somit bleibt das Mittel in den Bäumen haften – und den Männern ein zweiter Spritzeinsatz vermutlich erspart. Auf den Beinen sind sie seit den frühen Morgenstunden, um in allen 90 Eichen im Stadtgebiet und in den Teilorten den Eichenprozessionsspinnern den Garaus zu machen. Gestartet sind sie am Waldfriedhof, sind dann weitergezogen zur Engelbergwiese, nach Höfingen, Gebersheim.

Eichen stehen auch bei den Waldkindergärten in Silberberg und am Seehaus, an der Warmbronner Schule, im Stadtpark, an der Hanggarage in der Stadtmitte, am Hirschbrunnen oder auch in der Nähe von einigen anderen Kindergärten, Schulen und Spielplätzen. „Schwerpunkte der Aktion sind dort, wo sich Menschen aufhalten“, sagt Sebastian Küster, der Pressesprecher der Stadt.

Andere Methoden sind zu teuer

Johannes Soiné weiß natürlich, dass diese Aktionen nicht unumstritten sind. „Wir brauchen die Insekten und die vielen anderen Lebewesen, die in den Bäumen leben, aber in diesem Fall ist das Spritzen notwendig, weil die Raupen den Menschen schaden können.“ Nur zu genau erinnert er sich an die Aktion vor mehr als zehn Jahren, als im Landkreis Böblingen die Larven aus der Luft bekämpft wurden. Davon sei man allerdings wieder abgekommen. „Alternative Methoden wie das Absammeln oder das Absaugen der Nester sind zu teuer“, erklärt Soiné. Also rückt einmal im Jahr das Gebläse an.