Die Strohgäu-Kommune will mit dem Nachbarn Schwieberdingen als Partner klimaneutral werden – und zwar schneller als andere.

Die kleinen Kommunen Hemmingen und Schwieberdingen haben Großes vor: Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels sollen die Verwaltungen bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden, die Gemeinden bis zum Jahr 2040. Damit will das Duo schneller sein als der Bund und das Land. Von Klimaneutralität spricht man dann, wenn Handlungen und Prozesse keine zusätzlichen klimaschädlichen Treibhausgase freisetzen, vor allem CO2. Sonst muss ein Ausgleich her, etwa, indem Bäume gepflanzt werden oder Geld in erneuerbare Energiequellen fließt. „Unsere Kinder und Enkel sollen eine lebenswerte Welt haben“, sagt Hemmingens Bürgermeister Thomas Schäfer (CDU).

 

Deutschland möchte die Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 erreichen, Ähnliches sieht das Klimaschutzgesetz von Baden-Württemberg vor. Der Klimaschutzpakt des Landes will, dass die Verwaltungen der Städte und Gemeinden bis zum Jahr 2040 weitgehend klimaneutral sind. Sie gehen also mit gutem Beispiel voran – und Hemmingen sowie Schwieberdingen jetzt umso mehr, indem sie ein gemeinsames „Vorreiterkonzept“ erstellen lassen, um ihre ambitionierten Ziele zu erreichen.

Folgen des Klimawandels „greifbar“

Eine gute Grundlage ist vorhanden, denn Hemmingen etwa tut schon einiges, um dem Klimawandel die Stirn zu bieten. Man habe bereits zahlreiche Dinge realisiert, um damit Verantwortung bei diesem wichtigen Thema zu übernehmen, sagt der Bürgermeister Schäfer. Die Gemeinde hat beim integrierten Klimaschutzkonzept des Landkreises Ludwigsburg mitgewirkt, dabei haben sich 16 Handlungsfelder herauskristallisiert. Daraufhin hat Hemmingen Carsharing eingeführt. Die Gemeinde stellt die Straßenbeleuchtung und das Licht in öffentlichen Gebäuden nach und nach auf LED um, hat den Fuhrpark der Verwaltung mit E-Autos ausgestattet, die Fernwärme weiter ausgebaut oder auf den Dächern von öffentlichen Gebäuden wie dem neuen Bauhof Photovoltaikanlagen installiert.

Doch all das reicht aus Sicht des Bürgermeisters nicht. Es sei „dringend notwendig, weitere Maßnahmen zu entwickeln, Potenziale zu erkennen und mittels Haushaltsplanung in den nächsten Jahren bis 2040 konkret zu realisieren“, sagt Thomas Schäfer. Ihm sei wichtig, ins Konkrete zu gehen und einen Handlungsleitfaden zu haben. Zumal „Basisarbeit“ sein müsse: Dem Klimawandel könne nur wirksam auf kommunaler Ebene in seiner Breite begegnet werden. „Wenn wir damit nicht anfangen, dann wird das nichts.“ Und ohne die Pandemie, so Schäfer, wäre das Thema Klimawandel auch viel stärker im Fokus. Trotzdem: „Die Hitzetage zum Beispiel führen uns die Folgen des Klimawandels plastisch vor Augen, machen ihn greifbar“, sagt der Bürgermeister.

Auch Unternehmen und Bevölkerung gefragt

Besagtes Vorreiterkonzept erstellt die Ludwigsburger Energieagentur. Das kostet fast 73 000 Euro. Allerdings wird die Hälfte der Kosten gefördert. Hemmingen und Schwieberdingen müssen deshalb noch je rund 18 000 Euro investieren. Beteiligt werden sollen alle maßgeblichen Akteure, zu denen laut dem Bürgermeister Schäfer auch die örtlichen Unternehmen zählen, ebenso die Bürgerinnen und Bürger. Mit Blick auf die Bevölkerung stelle sich die Frage, wie man im Privaten Klimaneutralität schaffe. Förderungen seien eine Option, sagt der Rathauschef, Gebote und Verbote eine andere. So oder so: „Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine gesellschaftliche Aufgabe, zu der jeder einen Teil beitragen muss“, betont Thomas Schäfer.

Im März oder April soll das Konzept dem Gemeinderat vorgestellt werden. Das Gremium bestimmt dann, wann welche Projekte umgesetzt werden. Energetische Sanierungen gehören für den Bürgermeister ebenso dazu wie die restlichen Gebäude der Gemeinde vom Gas wegzubringen und alle Dächer mit Photovoltaikanlagen zu bestücken. Er ist zuversichtlich, dass es seiner Gemeinde mithilfe des Nahwärmenetzes und von Sonnenenergie problemlos gelingen wird, energieautark zu werden.

Partner nicht zum ersten Mal

Dass sie ein Fernwärmenetz betreiben, verbindet Hemmingen und Schwieberdingen ebenso wie der gemeinsame Flächennutzungsplan. Das Lange Feld ist ein möglicher Standort, an dem Windenergie produziert werden kann. Schwieberdingen als Partner zu haben, ist nicht neu für Hemmingen: Der gemeinsame Gemeindeverwaltungsverband, die gemeinsame Schulträgerschaft bei der Glemstalschule, die gemeinsame Verbindung der Biotope oder die Kooperation im Vorgründungsverband, um in Schwieberdingen den regionalen Gewerbeschwerpunkt zu realisieren – das seien nur einige Beispiele gelungener interkommunaler Zusammenarbeit, sagt Thomas Schäfer.