Wer ein E-Auto fährt, ist oft vergeblich auf der Suche nach einer Stromzapfsäule. Wer müsste sich da mehr engagieren?

Leonberg - In Stuttgart ist Harald Müller losgefahren, dort war der Ladestand mit 172 Kilometer angegeben. Jetzt steht er mit seinem BMW i3 in Weissach, nach 50 gefahrenen Kilometern zeigt sein Auto noch eine Reichweite von 102 Kilometern an. „Fahrweise und die Witterung beeinflussen natürlich die Reichweite“, sagt er.

 

Müller muss es wissen, er ist der Berater der EnBW für Elektromobilität. Wenn Städte oder Gemeinden eine Stromtankstelle aufstellen wollen, kümmert er sich – und ist darum auch zum Termin nach Weissach gekommen. Denn auf dem Parkplatz Feuersee in Flacht nimmt Müller die erste öffentliche Ladesäule in der Gemeinde in Betrieb – eine immer noch seltene Einrichtung, wie der Blick auf die Übersichtskarte zeigt. Vor allem im Ballungsraum Böblingen/Sindelfingen stehen die Ladesäulen. Auch in Leonberg sind einige zu finden. Mau sieht es dagegen in ländlicheren Gegenden wie Weil der Stadt und Renningen aus, wo E-Mobilisten – Stand jetzt – keine Ladesäule finden.

992 Elektroautos gibt es bis jetzt im Kreis Böblingen

Dem politischen Ziel der Mobilitätswende ist das nicht unbedingt zuträglich. 992 Elektroautos gibt es bis jetzt im Kreis Böblingen, hat die Kfz-Innung ausgerechnet. Das entspricht nur etwa drei Promille des Fahrzeugbestands. „Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt hatten“, sagt der Innungs-Obermeister Torsten Treiber zu diesen Zahlen. Trotz Kaufprämie sind die Kunden immer noch zurückhaltend, wenn es um das E-Auto geht. Bernd Osterloh, der Betriebsratschef bei VW, hat dazu in dieser Woche eine Vermutung geäußert: „Der Kunde wäre bereit für das Elektroauto, wenn die Infrastruktur zum Laden vorhanden wäre. Da geschieht aber viel zu wenig.“ Gefragt sei da, so Osterloh, die Politik.

Die muss sich um den Ausbau der E-Infrastruktur kümmern, das zeigt das Beispiel Weissach. „Ich habe dem Gemeinderat vorgeschlagen, dass wir bei der Sanierung dieses Platzes auch eine Ladesäule aufstellen“, berichtet der dortige Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU). Eine zweite Ladestation ist für den Flachter Ortsplatz geplant, der im Frühjahr fertig wird. Beide Säulen kosten 30 000 Euro, inklusive der Tiefbauarbeiten. 10 500 Euro an Zuschüssen gibt es vom Bund für diese Investition.

Ladestationen sind noch nicht wirtschaftlich

Für Wirtschaftsunternehmen wie die EnBW rechnen sich Investitionen in dieser Höhe noch nicht. „Das ist für uns momentan kein Geschäftsmodell“, sagt Harald Müller. „Da rechnen sich für uns nur die Gleichstromanlagen.“ Das sind die Schnellladestationen, die der Energieversorger momentan entlang den Autobahnen, zum Beispiel an der Raststätte Sindelfinger Wald, betreibt.

In den weniger frequentierten Kommunen ist die öffentliche Hand zuständig. Das sagt auch Christian Reher, der Geschäftsführer der Kfz-Innung der Region Stuttgart. Aber das sei erst der Anfang. „Die Ladesäule auf dem Marktplatz ist ein gutes Zeichen – es muss aber noch mehr geschehen.“ Ein Bündel von Maßnahmen braucht es, um die E-Mobilität in Schwung zu bringen. Denn vor allem die privaten Mehrfamilienhäuser müssten angeschlossen werden. Da müssen Energieversorger ausreichend starke Leitungen verlegen. Zudem muss das Baurecht vereinfacht werden. „Und die Hersteller müssen Fahrzeuge anbieten, die bezahlbar sind“, sagt Reher.