In den Stadtteilen sollen drei Ladestationen für E-Autos aufgebaut werden. Unter Umständen ist das für die Kommune aber ein Verlustgeschäft.

Korntal-Münchingen - Genau an jenem Tag, an dem der US-amerikanische Präsident Donald Trump verkündet, dass die USA aus dem Klimaabkommen von Paris aussteigen wird, setzt die Stadt Korntal-Münchingen ein Zeichen für den Klimaschutz. In der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt am Donnerstagabend beschlossen die Räte mehrheitlich den Aufbau von drei E-Tankstellen für Elektroautos. Die Infrastruktur, die mit Fördergeldern von Bund und Land finanziert werden soll, soll auf dem Parkplatz der Korntaler Stadthalle, dem Parkplatz des Widdumhofs in Münchingen und am E-Center Matkovic in Kallenberg aufgebaut werden. „Das ist ein symbolischer Schritt, dass wir die Klimaschutzziele ernst nehmen“, sagte der Bürgermeister Joachim Wolf.

 

Symbolisch auch deshalb, weil die Stadt mit den Ladestationen wahrscheinlich kein Geld verdienen wird. Im Gegenteil: „Das könnte uns unter Umständen etwas kosten“, sagte Wolf. Dem Bürgermeister ging es in erster Linie darum, einen ersten Schritt in die „richtige Richtung“ zu machen. Auch wenn die Technik noch nicht ganz ausgreift sei: „Ich gehe jede Wette ein, dass wir in dreißig Jahren auf Elektroautos angewiesen sein werden.“ Im Rahmen des Klimaschutzes spielten E-Autos eine „große Rolle“, sagte Joachim Wolf.

Die Stadt profitiert von der schlechten Technik

Als Anbieter schlug die Stadt die EnBW vor, die rund 700 Ladepunkte in Baden-Württemberg hat – der Strohgäu-Nachbar Gerlingen hat bereits sieben Stationen installiert. „Das ist für uns die günstigste Alternative“, sagte Kristina Rang, die Klimaschutzmanagerin der Stadt. Laut Jürgen Frey, verantwortlich bei der EnBW für kommunale Beziehungen, soll die Stadt rund 50 Prozent der Einnahmen vom Energiekonzern erhalten – ansonsten wären die Ladestationen ein Verlustgeschäft für die Kommunen. Bürgermeister Wolf hofft auf ein Nullsummenspiel, Ausgaben und Einnahmen sollen sich am Ende ausgleichen.

Doch das hängt von der komplizierten Abrechnung ab. Der Preis für den Endkunden ergibt sich aus der Zeit, die das E-Auto an der E-Zapfsäule hängt: Je länger, um so mehr Geld zahlt der Verbraucher der EnBW – und umso mehr kriegt am Ende die Kommune. Sobald der Verbraucher sich an die Station anschließt, läuft aber gleichzeitig der Stromzähler der Stadt, die die Gebühren je nach verbrauchter Kilowattstunde an den Anbieten bezahlen muss. Das bedeutet vereinfacht gesagt: Je länger das E-Auto an der Station laden muss, bis die Batterie vollständig aufgeladen ist, um so profitabler ist es für die Stadt. Wie schnell ein E-Auto aber auflädt, hängt von der Technik des Modells ab. Egon Beck von der SPD formulierte es so: „Wir verdienen an denen, die eine schlechte Technik haben.“

Ist das E-Auto überhaupt praktikabel?

Viele Korntal-Münchinger Räte sehen in dem Aufbau der E-Ladestationen zwar ein „Leuchtturmprojekt“ für ihre Stadt. Dennoch äußerten einige Mitglieder des Gremiums Skepsis gegenüber der neuen Technologie. Für Emmereich Jelli (CDU) spricht gegen die E-Autos immer noch die Tatsache, dass die Aufladungen zu lange dauerten. Die vollständige Aufladung der E-Batterie dauert rund sieben bis acht Stunden. „Ich denke da an die gewöhnliche Tankstelle, wo es nur Sekunden dauert“, sagte Jelli. Laut Jürgen Frey soll es in Zukunft zwar Schnellladestationen geben, die in 20 Minuten die Batterie aufladen könnten, aber das stellte Jelli nicht zufrieden.

„Wir müssen von den fossilen Brennstoffen wegkommen“, sagte sein Parteikollege Joachim Winter, „Aber wie praktikabel ist das E-Auto?“, fragte er Frey . Dieser gab sich zuversichtlich. Er geht davon aus, dass E-Autos sich in den nächsten Jahren weiter verbreiten werden, wenn die Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird. „Wir müssen der E-Mobilität eine Chance geben.“