Sechs Männer sind wegen Drogenschmuggels am Stuttgarter Landgericht angeklagt.

Renningen - Selbst der zweitgrößte Sitzungssaal des Stuttgarter Landgerichts kommt am Mittwoch an seine Kapazitätsgrenzen, um allen Beteiligten in einem Prozess gegen sechs mutmaßliche Drogenschmuggler Platz zu bieten. Acht Anwälte und drei Dolmetscher haben sich eingerichtet, dann werden die sechs Angeklagten, die aus vier verschiedenen Gefängnissen in Baden-Württemberg zum Gericht gebracht worden sind, nacheinander in Handschellen hineingeführt. Fast 25 Minuten später als geplant nehmen schließlich die vier Richter unter dem Vorsitz von Ulrich Tormählen Platz.

 

Als der Erste Staatsanwalt Philipp Molsberger die Anklage vorträgt, wird simultan in drei Sprachen übersetzt – unter anderem mit Mikrofon und Headset, weil die Angeklagten teilweise etwas auseinander sitzen. Die Staatsanwaltschaft wirft zwei 52 und 38 Jahre alten litauischen Angeklagten vor, sie hätten sich Anfang April dieses Jahres gegenüber einem Rauschgifthändler in Litauen bereit erklärt, in dem Lastwagen ihrer Spedition Drogen von Spanien nach Deutschland zu transportieren, weil sie sich dafür eine Entlohnung versprachen. Ein Hintermann habe sie dafür mit Nokia-Handys ausgestattet, da die Kommunikation weitgehend über SMS gelaufen sei.

Kurz darauf seien die beiden Angeklagten von dem litauischen Hintermann nach Murcia in Spanien dirigiert worden, wo sie von einer bisher unbekannten Person knapp 13 Kilogramm Marihuana mit einem Wirkstoffgehalt von zehn Prozent in zwölf Klarsichtfolienbeuteln übernommen hätten.

Anzahlung an spanischen Hintermann

Knapp sieben Kilogramm sollen von den anderen vier Angeklagten im Alter zwischen 33 und 45 Jahren bestellt worden sein. Diese wohnten vor ihrer Haft alle in Baden-Württemberg. Ein 37-jähriger Angeklagter soll bereits im Dezember 2018 nach Murcia gereist sein, um dem spanischen Hintermann 1600 Euro anzuzahlen. Die Anzahlung soll ihm ein 33-jähriger Angeklagter per Bargeldtransfer übermittelt haben. Die restlichen knapp sechs Kilogramm Marihuana sollen für einen unbekannten Abnehmer im Raum Nürnberg bestimmt gewesen sein.

Die beiden Fahrer hätten gewusst, was sie transportieren, da sie einen der Beutel geöffnet hätten. Am 6. April sollen sie über Frankreich nach Deutschland eingereist sein. Das Rauschgift hätten sie im Anhänger ihres Lastwagens versteckt und in der Fahrerkabine eine flexible Stahlrute dabei gehabt, um die Ware gegen Zugriffe notfalls verteidigen zu können. Wegen des Nachtfahrverbotes sollen sie erst einen Tag später nach Renningen gekommen sein, wo sie am Abend von den übrigen vier Angeklagten in zwei Autos erwartet worden seien.

Festnahme in Ditzingen

Ein 37-jähriger Angeklagter habe die knapp sieben Kilo Marihuana in sechs Beuteln entgegengenommen und einem Fahrer dafür 1600 Euro übergeben. Zwei andere Angeklagte seien währenddessen mit ihrem Auto im Kreis gefahren, um die Übergabe abzusichern. Die vier Angeklagten zwischen 33 und 45 Jahren seien dann mit ihren zwei Autos über die A8 und die B10 weiter nach Osten gefahren und in Süßen festgenommen worden. Dabei seien auch die sieben Kilogramm Marihuana sichergestellt worden. Die beiden litauischen Laster-Fahrer wurden kurz darauf in Ditzingen festgenommen, weil die gesamte Aktion überwacht gewesen war.

Alle sechs Angeklagten sitzen seit 8. April in Untersuchungshaft und machten am ersten Sitzungstag keine Angaben zu den Vorwürfen. Die Anklage lautet auf gemeinschaftliche unerlaubte bewaffnete Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, unerlaubtes Handeltreiben mit Rauschgift und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt, das Urteil soll nach fünf weiteren Sitzungstagen am 7. November gesprochen werden. Möglicherweise wird der Prozess aber früher beendet, Richter, Staatsanwalt und Verteidigung wollen sich zu Rechtsgesprächen zusammensetzen.