Der langjährige Vorsitzende des Renninger DRK hat sein Amt abgegeben. Auch als Präsident des Kreis-DRK möchte er aufhören.

Renningen - Man sollte dann aufhören, wenn es noch zwei oder drei Leute gibt, die einen vermissen.“ Das ist das Credo von Michael Steindorfner. Sein Name ist im Kreis Böblingen so eng mit dem Deutschen Roten Kreuz verbunden wie kaum ein zweiter. Seit 16 Jahren ist er der Präsident des DRK im Landkreis, 27 Jahre lang war er Vorsitzender des DRK Renningen. Doch dieses Amt hat er vor Kurzem abgegeben, sein Nachfolger ist der Renninger Stadtbaumeister Hartmut Marx. Auch für sein Amt als DRK-Kreispräsident sucht er mittlerweile einen Nachfolger.

 

Wie wichtig ihm seine Arbeit ist, merkt man an jedem Satz, den er darüber erzählt. Trotzdem stand seine Entscheidung unumstößlich fest. „Jeder Verein braucht auch neue Impulse. Man verbraucht sich einfach im Laufe der Jahre“, erklärt der 72-Jährige seinen Entschluss. Er habe selbst miterlebt, wie manche Menschen sich für unersetzlich hielten und nicht wussten, wann es Zeit ist, aufzuhören. „Oft sind das verdiente Leute, und es ist traurig, wenn es so weit kommt, dass die anderen irgendwann sagen: Zeit, dass derjenige endlich geht.“

Mit einem Erste-Hilfe-Kurs fing die DRK-Karriere an

Ursprünglich stammt Michael Steindorfner aus Passau, vor 30 Jahren kam er nach Renningen. Sehr früh kamen die ersten Berührungspunkte mit dem örtlichen DRK. Aus Interesse belegte er einen Erste-Hilfe-Kurs „und war fasziniert, wie engagiert die Leute da sind, so sind wir ins Gespräch gekommen“, erzählt er. Zu dieser Zeit kam auch Irma Sigloch auf ihn zu, damals noch die Vorsitzende des Renninger DRK. „Sie hat mich angesprochen, ob ich das nicht übernehmen möchte. Ich weiß noch, sie hat damals gesagt: ,Das ist nicht viel Arbeit, das ist nur zweimal im Jahr eine Vorstandssitzung‘“, erzählt er und muss schmunzeln. Er ließ sich auch nicht lange überreden und sagte direkt zu.

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So wurde Michael Steindorfner im selben Jahr, als er im DRK-Ortsverein Mitglied wurde, auch gleich dessen Vorsitzender. Dass er als solcher mehr zu tun hat als nur zwei Vorstandssitzungen im Jahr zu leiten, wurde ihm ziemlich schnell klar. „Das fängt an mit grundlegenden Dingen wie unserem Wirtschaftsplan. In Renningen sprechen wir da von einer Größenordnung zwischen 50 000 und 100 000 Euro an Einnahmen pro Jahr.“ Dazu komme der ganze Schriftverkehr, der Aufbau und die Pflege eines Netzwerks, um Spenden zu generieren.

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In seine Amtszeit fiel außerdem der Bau der Renninger DRK-Zentrale. „Als ich den Verein übernommen habe, hatten wir einen Raum, darin fand alles statt: Kurse, Versammlungen, zum Teil war das sogar unser Lager.“ Er habe deshalb angeregt, ob man nicht ein eigenes Vereinshaus bauen wolle. Fünf Jahre später, im Jahr 2000, konnte der Verein bereits einziehen. „800 000 DM hat das damals noch gekostet.“ Nicht nur die Organisation des Projekts an sich schluckte viel von seiner Zeit, auch die Akquise der Spenden, um das Gebäude zu bezahlen, war ein großes Stück Arbeit.

Vor 16 Jahren wird Steindorfner DRK-Kreispräsident

Das alles klingt nach keinem Job für zwischendurch, zumal Steindorfner vor 16 Jahren auch noch das Amt des DRK-Präsidenten übernahm. Doch genau das war es: Beide Posten sind reine Ehrenämter. „Das musste man alles nach dem Feierabend oder am Wochenende erledigen. Als ich noch berufstätig war, ich war Amtschef im Justizministerium, war ich in meiner Freizeit fast durchgehend beschäftigt“, erzählt der DRK-Präsident.

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Eines der prägendsten Ereignisse seiner Amtszeit in Renningen war für ihn der Zusammenschluss der beiden Ortsvereine Renningen und Malmsheim. „Mir war klar, dass wir alleine keine Chance haben, und dachte, dass man hier mit Vernunft gut argumentieren könnte. Ich hatte mir das aber zu einfach vorgestellt“, verrät er. Am Ende machte in der Abstimmung sogar nur eine einzige Stimme den Unterschied aus. Damit war der Zusammenschluss besiegelt. „Und das war gut, denn das war die Basis für alles, was wir seit damals erreicht haben.“

Sein Herzensprojekt: Die Notfallhelfer vor Ort

Ein Projekt, das ihm bis heute zudem besonders am Herzen liegt, ist die Gründung der Gruppe „Helfer vor Ort“. Die Mitglieder der Gruppe erklären sich dazu bereit, dass Notrufe, die in ihrer Nähe eingehen, auch an sie weitergegeben werden. Sie können dann direkt zum Ort des Geschehens und sind oft früher da als der Rettungsdienst. So werden wertvolle Minuten gewonnen. „Diese Helfer vor Ort haben nachweislich schon Leben gerettet“, berichtet er stolz.

Und dann sind da natürlich noch die vielen vermeintlich „kleinen“ Dinge, die aber einen großen Effekt haben. Da waren zum Beispiel die Hilfsaktion für ältere Menschen, um einen Impftermin zu bekommen. „Dabei erreichte uns so viel Dankbarkeit“, erinnert sich Steindorfner. Nicht nur für die Hilfe an sich, sondern auch dafür, dass die Helfer des DRK den Anrufern einfach zugehört haben. Oder die Aktion „Dream Clowns“: Dafür haben sich DRK-Mitglieder von professionellen Clowns aus Israel weiterbilden lassen und Flüchtlingskinder besucht.

„Ich habe heute noch das Bild eines sechsjährigen Jungen vor Augen, der dastand und einfach herzlich gelacht hat“, erzählt er. „Man muss sich das vorstellen, was diese Kinder alles schon gesehen haben, einige mussten mit ansehen, wie ihre eigenen Eltern getötet wurden. Etwas Schöneres gibt es nicht, als zu sehen, wenn diese Kinder wieder lachen können.“