Mit zwölf das erste Buch von Albert Schweitzer gelesen
Doch anders, als die Aktivisten es forderten, ist die Fläche am Rand zur Heimerdinger Gemarkung nie zum Naturschutzgebiet erklärt worden. „In meiner Kindheit standen entlang des Schlupfbachs, wo heute Äcker sind, noch uralte Weiden“, erinnert sich die streitbare Rentnerin, die in der Nachbargemeinde aufgewachsen ist. „Damals sei die Oma immer mit einem Ochsengespann herübergefahren, um hier Heu zu machen.“ Da sei sie oft dabei gewesen. „Mit zwölf habe ich dann mein erstes Buch von Albert Schweitzer gelesen“, erzählt sie. Damals, in jungen Jahren, sei unter der Lektüre von Schweitzers Schriften ihre „Ehrfurcht vor jedem Leben“ – ein Leitsatz des Philosophen – gewachsen. Sie war so beeindruckt von den Lehren des „Urwaldarztes“, dass sie ihm sogar schrieb und zwei Briefe aus Lambaréné als Antwort erhielt. Für Doris Schmidt-Welker, die als junge Frau in Norddeutschland eine Ausbildung zur Gemeindediakonin absolviert hat, ist seitdem jedes Leben auf dieser Erde heilig. Die Frage, ob diese Liebe zur Natur auch aus ihrem Glauben erwuchs, lässt Doris Schmidt-Welker kurz zögern. Dann sagt sie: „Ja, sicher. Wenn Jesus gesagt hat ‚Was ihr getan habt einem von meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan‘, dann sage ich, die geringsten Brüder, das ist die Natur – und wir kasteien sie.“ Das Schwein im Stall, das Huhn, die Biene oder der Baum – all das sei ihr heilig. „Und all das ist inzwischen fragil.“