Der Ditzinger Verein hat seit Anfang März eine hauptamtliche Stelle besetzt.

Ditzingen - Die Zeiten sind nicht gerade die besten, um einen neuen Job anzutreten. Ein Büro hat Gunnar Höckel aber schon mal. Der Telefonanschluss ließ allerdings zunächst noch auf sich warten. Halb so schlimm. Schwerer wiegt da schon, dass in Coronazeiten der direkte Kontakt nur sehr eingeschränkt möglich ist. Doch gerade das ist ein zentraler Punkt, wenn man in einem Sportverein die Stelle eines hauptamtlichen Geschäftsführers antritt. Genau das ist Gunnar Höckel seit dem 1. März bei den TSF Ditzingen.

 

Gespräche hat er dennoch schon viele geführt – mit dem Vorstand, den Mitarbeitern auf der Geschäftsstelle des vereinseigenen Fitnessstudios. „Man muss die Struktur eines Vereins kennenlernen“, sagt der 55-Jährige. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jeder Verein anders tickt.“

Generationenwechsel an der Spitze

Die TSF Ditzingen, ein Verein mit derzeit rund 2200 Mitgliedern, hat bislang ohne Geschäftsführer getickt. Warum dann jetzt? „Das ist Teil einer längeren Entwicklung“, sagt der Vereinsvorsitzende Uli Meireis. Mit ihm an der Spitze ist im Vorstand vor knapp zwei Jahren ein Generationenwechsel eingeleitet worden. Ulrike Malcher fungiert als Hauptkassiererin. Nach dem Ausscheiden von Werner Jauernig blieb der Posten des stellvertretenden Vorsitzenden jedoch unbesetzt. „Wir haben immer mehr Auflagen. Ob das der Datenschutz ist, das Arbeitsrecht oder jetzt die Hygienekonzepte. Wir brauchen einen Profi, der das Tagesgeschäft macht, damit wir mehr Zeit in die strategische Entwicklung des Vereins stecken können“, begründet Meireis die Entscheidung.

Gunnar Höckel ist ein Profi. Der gebürtige Stuttgarter ist Betriebswirt, arbeitete zunächst in der Möbelbranche, dann im Verlagswesen, bevor er als Geschäftsführer beim tus Stuttgart anheuerte. Nach zwölfeinhalb Jahren trennten sich die Wege, weil die Chemie mit einem neuen Vorstand nicht mehr stimmte. Die Entwicklung der Zahlen unter Höckels Regie ist bemerkenswert, ohne dass sich der passionierte Jogger, Bergwanderer, Ski- und Radfahrer die Erfolge alleine auf seine Fahnen heften will.

Steigerung der Mitgliederzahl

Das Fitnessstudio des Stuttgarter Clubs, das er acht Jahre lang leitete, übernahm er mit knapp 1000 Mitgliedern. Inzwischen sind es um die 2000. Auch die Gesamtmitgliederzahl des Vereins, der unter anderem eine Kindersportschule und einen Sport-Kindergarten betreibt, stieg seit Beginn seines Engagements von rund 2200 auf knapp 5000.

Dem Vater einer 25-jährigen Tochter, der mit seiner Partnerin seit 27 Jahren zusammen ist, ist bewusst, dass er die Stuttgarter Verhältnisse nicht übertragen kann und solche Zuwächse bei den TSF Ditzingen nicht möglich sind. Allerdings hat er auch schon festgestellt, dass das ehrenamtliche Engagement und die Identifikation mit dem Verein im Speckgürtel der Stadt stärker ausgeprägt sind als in der Großstadt selbst.

Fitnessstudio ist ein erster Ansatzpunkt

„Ich bin mir sicher, dass man gemeinsam mit dieser grandiosen Mannschaft etwas Tolles zustande bekommen wird“, sagt Gunnar Höckel selbstbewusst. Das Fitnessstudio (derzeit rund 200 Mitglieder) und die Verwaltungsstruktur sind zwei Themen, die bei ihm weit oben auf der Liste stehen. Um hier etwas zu bewegen, hilft es sicher, wenn er dann auch mal einen eigenen Telefonanschluss hat.