Die Integrationsfirma Pfiffikus hat im Ditzinger Wasch- und Mangelservice eine Dienstleistungsnische besetzt. Nach Löscharbeiten geben Feuerwehrleute verrauchte und verrußte Kleidung ab – und bekommen sie gereinigt und neu imprägniert zurück

Ditzingen - In der Fernsehwerbung ist es ganz einfach: Kinder kommen vom Sport nach Hause, werfen ihre verschmutzte Kleidung auf den Boden – und die Mutter freut sich trotzdem. Die anstehende Wäsche erledigt sich schließlich fast von allein.

 

Fast wie im Werbespot geht es an diesem Vormittag im Ditzinger Wasch- und Mangelservice der gemeinnützigen Firma Pfiffikus aus Leonberg zu. Auf dem Boden landen aber keine durchgeschwitzten Sportklamotten von Kindern, sondern verschmutzte, dicke Jacken und Hosen von Erwachsenen. Freude gibt es auch – Wiedersehensfreude. Vor der Tür des Eckgebäudes in der Mittleren Straße parkt ein Feuerwehrfahrzeug aus Gerlingen. Der Kommandant Hans-Jörg Schopf bringt Einsatzkleidung vom Wochenende. Pfiffikus hat sich darauf spezialisiert. Martina Holler analysiert mit routiniertem Blick den Wäscheberg. Dass die Kleidung von oben bis unten verdreckt und von den reflektierenden Signalstreifen nur noch wenig zu erkennen ist, schreckt die Mitarbeiterin nicht. „Das wird wieder“, sagt sie – ohne spezielle Vorbehandlung von Flecken.

Etwa 70 Schutzanzüge hat die Gerlinger Wehr, die immer wieder gereinigt werden müssen. Kein Fall für die heimische Waschmaschine. „Die Hersteller schreiben ein spezielles Reinigungsverfahren vor“, erklärt der Ditzinger Feuerwehrsprecher Andreas Häcker. Auch die Einsatzkluft der rund 150 aktiven Feuerwehrleute aus der Stadt mit ihren Teilorten kommt, wenn nötig, in die Pfiffikus-Waschtrommel. Bis zu 700 Euro kostet eine Uniformjacke. Der komplexe, mehrschichtige Aufbau hat seinen Preis. Dass Hitze bei einem Feuer – bis zu 500 Grad können kurzfristig auftreten – zuverlässig abgehalten wird, aber der Stoff dennoch atmungsaktiv bleibt, macht eine spezielle Membran möglich. Eine chemische Reinigung würde dem zusetzen, auch die Signalstreifen würden leiden.

Weil auch die Korntal-Münchinger Feuerwehr bei Bedarf ihre rund 100 Garnituren in Ditzingen säubern lässt, hat sich für den „Service mit Herz“, wie Pfiffikus wirbt, der Kauf einer professionellen, entsprechend großen Waschmaschine gelohnt. 13 Kilogramm passen hinein – was aber mit drei Feuerwehrjacken und einer -hose bereits erreicht ist. Dafür wäscht sie schneller als eine haushaltsübliche Maschine. „50 Minuten dauert das“, sagt Martina Holler, bei maximal 55 Grad. Das ist eine Vorgabe der Kleidungshersteller, damit die Leuchtstreifen nicht ausbleichen.

Weitere 30 Minuten braucht es, bis ein hinzugefügtes Imprägniermittel auf der noch warmen Wäsche richtig eingedrungen ist. Und noch eine halbe Stunde darf die nun wohl duftende Kleidung in den Trockner. Dann ist das „Feuerwehrprogramm“, wie es die Maschinenhersteller programmiert und auch so benannt haben, durch. Zum Aufhängen der frischen Jacken und Hosen taugen normale Kleiderbügel nicht, sie würden der schweren Last nicht standhalten. Deshalb bedient sich Martina Holler aus einer Kiste mit auffällig breiten Bügeln aus Kunststoff. „Das sind eigentlich Bügel von Taucherklamotten.“

Große Alternativen, Einsatzkleidung zu waschen zu lassen, haben die Feuerwehren nicht. „Der Markt für Material, das mit Öl oder Ruß kontaminiert ist, ist klein“, sagt Hans-Jörg Schopf. Alle Wehren aus dem Strohgäu hatten in der Vergangenheit ihre Anlaufstelle bei einer Renninger Beschäftigungsgesellschaft – bis diese ihr Angebot einstellte. Pfiffikus nutzte diese Marktlücke, auf die sie von der Stadt Ditzingen aufmerksam gemacht geworden war. „Ich hatte eine Zeitungsanzeige gelesen“, sagt der Korntal-Münchinger Feuerwehrkommandant Thomas Bräuner über den Wechsel zu Pfiffikus Anfang des vergangenen Jahres. „Ich startete eine freundliche Anfrage, und die konnten ihr Glück kaum fassen“, sagt er. Eine halbe Stunde zuvor war die gleiche Anfrage aus Ditzingen gekommen . . .

Dass sich große Mengen von Einsatzkleidung auf einmal vor der Waschmaschine türmen, ist die Ausnahme. Das war etwa Ende Mai beim Turnhallenbrand der Ditzinger Wilhelmschule der Fall, als mehrere Wehren gleichzeitig agierten. Aber auch da waren nur die Klamotten der Leute mit Ruß und Rauch durchzogen, die ganz vorne operierten. Gleichwohl „wird es dann geschwind heftig“, sagt Martina Holler.

„Schwarz, angekokelt, stinkend“ sei das, was meist in großen Tonnen angeliefert werde. „Die lasse ich dann draußen im Hof.“ Der Service für die Feuerwehren rechnet sich offenbar für alle Beteiligten. Denn eigentlich gehe das „nebenher“, wie Martina Holler sagt. Während eine Maschine laufe, habe sie die Hände frei für die große Mangel – dem eigentlichen Schwerpunkt des Pfiffikus-Angebots. Manchmal komme von den Feuerwehren „wochenlang nichts“, dann „alles auf einmal“. Dann wird es beim Dauerbetrieb der Maschinen heiß in der Stube, erst recht an Sommertagen.

7,50 Euro kostet das Waschen und Imprägnieren einer Einsatzjacke, 4,50 Euro eine Hose. Die Preise seien „sehr nieder“, sagen die Strohgäuer Kommandanten unisono. „Da muss man fast ein schlechtes Gewissen haben“, ergänzt einer. Muss er nicht, schließlich stützen die Aufträge die Kernidee von Pfiffikus: die Integration von Menschen mit Handicap ins Arbeitsleben (siehe „Auf Tuchfühlung“). „Wir haben unsere Notwendigkeit mit der Unterstützung für die gute Sache verbunden“, sagt Kommandant Bräuner.

Einmal im Jahr steht potenziell eine Auffrischung von Einsatzkleidungen an. „Die Wasserimprägnierung nutzt sich ab“, sagt Thomas Bräuner. Dass aber einmal eine Feuerwehr nicht zum Löschen ausrücken kann, weil die Kleidung gerade in der Wäsche ist, ist nicht zu befürchten. Zwar sind doppelte Ausstattungen für die Kommunen zu teuer, aber jede Wehr hält für den Fall der Fälle Ersatz vor.

Dass bei Pfiffikus ergänzend zum sozialen Engagement Preise und Qualität stimmen, spricht sich immer mehr herum: Auch die Werksfeuerwehr von Porsche hat sich jetzt ein Angebot machen lassen.