Norbert Böpple baut in seiner Werkstatt Blechblasinstrumente, deren Qualität unübertroffen sein soll. Zum Teil benutzt er dabei uralte Werkzeuge. Sie stammen aus dem Besitz der Familie Schediwy aus Ludwigsburg.

Ditzingen - In der Werkstatt in der Ditzinger Siemensstraße sieht es aus wie auf einer kleinen Sperrmüllsammlung. An der Wand hängen die Einzelteile von mehreren Tuben. Auf den Werkbänken liegen Lappen herum und die Möbel sowie die Maschinen und Werkzeuge haben auch schon einmal bessere Tage gesehen. Mittendrin steht Norbert Böpple mit Pulli, Jeans und leicht verstrubbelten Haaren. Der Mann, über den in Trompeterforen im Internet gesagt wird: „Ich habe noch nie einen Musiker getroffen, der mit seinen Instrumenten von Böpples Firma nicht zufrieden ist.“

 

Norbert Böpple baut in seiner Werkstatt Blechblasinstrumente, deren Qualität unübertroffen sein soll. Zum Teil benutzt er dabei uralte Werkzeuge. Sie stammen aus dem Besitz der Familie Schediwy aus Ludwigsburg. Franz Schediwy und sein gleichnamiger Sohn bauten bis 1944 in Ludwigsburg die besten Trompeten und Kreuzkornette in Europa. Mit den Instrumenten der „königlichen Hoflieferanten“ spielte das „Kaiser Cornett Quartett“ aus Berlin und sogar Musiker aus Amerika.

Nach 100 Jahren noch perfekt in der Hand

„100 Jahre alt und er liegt noch perfekt in der Hand“, sagt Norbert Böpple und schwingt einen kleinen Hammer aus dem Schediwy-Fundus. Der Instrumentenbauer aus Ditzingen hat nicht nur das Werkzeug der Ludwigsburger übernommen, sondern auch deren ganze Handwerkskunst. „Ich bin ein Schediwy-Schüler“ sagt er. Kennengelernt hat er die Begründer des Mythos nicht mehr. Als Böpple 1963 seine Lehre zum Instrumentenbauer anfing, hatte die Firma Barth aus Stuttgart die Werkstatt in Ludwigsburg inklusive der Mitarbeiter übernommen. Damit verschwand die alte Marke, die Tradition wurde aber weitergegeben – an Norbert Böpple.

Zehn Jahre nach dem Beginn seiner Ausbildung hatte sich der Instrumentenbauer zum Werkstattleiter hochgearbeitet und als Nebenerwerb schon sein eigenes Unternehmen JBS gegründet. Als die Firma Barth die Filiale in Ludwigsburg 1996 schloss, zog Böpple mit JBS nach Ditzingen um. Mitsamt dem alten Bestand, den ihm sein Freund, der Erbe Raimund Schediwy geschenkt hatte.

Jeder Kunde erhält Einzelanfertigungen

In der kleinen Werkstatt in Ditzingen werden deshalb immer noch die Entwürfe und Ideen der Schediwys verarbeitet. Der Meister entwickelt sie weiter und passt die Trompeten und Flügelhörner auf die Ansprüche der Künstler an. Jeder Kunde erhält eine Einzelanfertigung nach seinen Wünschen. Darunter sind erfolgreiche Jazzmusiker aus der ganzen Welt: Jon Faddis, Markus Stockhausen oder Herbert Joos. „Der hat das Geld, das er bei Wettbewerben gewonnen hat, oft bei mir gelassen“, sagt Norbert Böpple lachend.

Nur der royale Rang ist seinen Instrumenten abhanden gekommen. Dort wo auf Schediwy-Trompeten der Titel „Königliche Hofinstrumenten Fabrik“ eingraviert war, findet man heute ein Schild, auf dem Norbert Böpple Instrumentenbau steht oder eine Gravur mit den Buchstaben JBS. „Ich heiße Böpple und ich schmücke mich nicht mit fremden Federn“, sagt er.

Dass es nun wenigstens mit diesem Namen weitergeht, dafür sorgt sein Sohn, denn der Senior möchte bald in Rente gehen. Doch sein Sohn Lukas ist ebenfalls Instrumentenbauer und steht kurz vor seiner Meisterprüfung.

Sein Erbe verwahrt Norbert Böpple im Nebenraum der Werkstatt. Auf einem Sims sind ein Dutzend Instrumente aufgereiht. Jedes hat einen Wert von mehr als 2000 Euro. Mittendrin sticht ein Flügelhorn mit verschnörkelten Gravuren heraus. Norbert Böpple hat darin die besten Eigenschaften des Kreuzkornetts seiner Lehrmeister und moderner Bautechniken vereint. Genannt hat er es „Spirit of Schediwy“.