Ein mobiles Display gegen Motorenlärm ist an der Nordumfahrung Perouse im Einsatz und mahnt zu leiserem Fahren.

Rutesheim - Es ist zum Ohrenzuhalten, wenn manche Zeitgenossen mit ohrenbetäubend knatternden Motorräder oder Auto mit „schießenden“Auspuffanlagen über die Straßen sausen. „Achtung, Sie fahren zu laut!“ heißt es nun für sie bei Perouse. Hier steht ein digitales Display, das Verkehrsteilnehmern nicht ihre aktuelle Geschwindigkeit anzeigt, sonder wie laut sie gerade unterwegs sind.

 

Die Kreisverwaltung Böblingen hat ein solches mobiles Display angeschafft, um Biker und Autofahrer im Landkreis zu ermuntern, rücksichtsvoll und leise zu fahren. „Wir haben uns sofort dafür eingesetzt, dass diese Lärmminderungsmaßnahme auch unseren Bürgern zugutekommt“, sagt die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier. Mit Erfolg. So macht das Display nun an der Nordumfahrung von Perouse in Richtung Heimsheim Station.

Rücksicht auf die Anwohner

Die neuen Lärmschutz-Displays mahnen Verkehrsteilnehmende zu leiserem Fahren und angepasster Geschwindigkeit. Nach Messung der Lautstärke erfolgt über ein nachgeschaltetes Dialogdisplay eine entsprechende Rückmeldung: langsam, danke, leise. Untersuchungen des baden-württembergischen Verkehrsministeriums haben gezeigt, dass sich solche Rückmeldungen positiv auswirken, weshalb die Kreisverwaltung Böblingen beschlossen hat, eines der mobilen Displays anzuschaffen, das nun im gesamten Landkreis zum Einsatz kommen wird. Es kostete rund 15 000 Euro, davon kamen 4000 Euro als Zuschuss vom Landesverkehrsministerium.

Lärm schadet der Gesundheit

„Eine rücksichtsvolle Fahrweise ist ein Gebot der Zeit“, sagt die Rutesheimer Bürgermeisterin. „Lärm beeinträchtigt nachgewiesenermaßen das Wohlbefinden und die Gesundheit – und betroffen sind wir alle.“ Gemeinsam mit den Ersten Beigeordneten Martin Killinger hat sie sich eingesetzt, dass dieses neue Anlage zur Lärmkontrolle zügig in Rutesheim eingesetzt wird – zum Wohle der Bürger, aber auch der Gäste. „Die Steigungsstrecke der Nordumgehung Perouse, auf der viele nach dem Verlassen des Kreisverkehrs in Richtung Heimsheim ihre Motoren hochdrehen und stark beschleunigen, schien uns dafür besonders geeignet“, begründet die Rathauschefin den ausgewählten Standort. „Es freut uns daher, dass das Display nun eine Zeit lang dort zum Einsatz kommt.“

Gesetzgeber ist gefragt

Es müsse generell leiser gefahren werden, ist die Meinung von Martin Killinger. Er geht noch einen Schritt weiter: „Rücksichtsloses Fahren sollte deutliche Folgen haben.“ Die Lärmschutz-Displays seien ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch darüber hinaus sei es höchste Zeit, dass Motorräder und Autos insgesamt leiser würden. „Vermeidbarer Lärm muss aber an der Quelle reduziert werden“, sagt der Erste Beigeordnete. Hier müsse der Bund endlich handeln. Eine vorsätzlich lautere Auspuffanlage sollte untersagt und das real messbare Geräusch von Kraftfahrzeugen zu einem entscheidenden Kriterium der Zulassung werden, was eine entsprechende Änderung der europäischen Zulassungsregeln erfordere.

Lärmbelastungen können dem Gehör langfristig schaden zufügen

Pilotversuch
 Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hat 2016 den Einsatz von Motorenlärm-Displays als präventive Lärmminderungsmaßnahme auf mehreren Pilotstrecken erprobt. Die Ergebnisse waren positiv: Durch die unmittelbare und individuelle Ansprache über die Displays konnten Motorradfahrer zu einer moderaten Fahrweise animiert werden, was zu einer Reduzierung der Lärmbelastung führte.

Lautstärke
 Die durchgeführten Testreihen konnten eine Lärmminderung von bis zu 2,2 Dezibel (dB) nachweisen. Das ist eine Größenordnung, die der Mensch durchaus als Verbesserung wahrnimmt. Die Wahrnehmung der Lautstärke ist immer subjektiv und hängt vom eigenen Hörvermögen ab, doch grundsätzlich gilt, dass eine Zunahme von 10 dB etwa einer gefühlten Verdopplung der empfundenen Lautstärke entspricht. Dementsprechend wären 60 dB gefühlt doppelt so laut wie 50 Dezibel.