Wie die Wertstoffhöfe für die Corona-Zeiten fit gemacht werden können, ist weiter umstritten.

Kreis Böblingen - Ziel sei es, dass weniger Menschen auf die Wertstoffhöfe kommen. Schließlich, befindet der Leonberger Bürgermeister und Kreisrat Ulrich Vonderheid (CDU) in der Sitzung des Kreistags-Umweltausschusses, laden dort Menschen Dinge ab, die sie nicht mehr brauchen. „Dann müssen wir dafür Sorge tragen, dass sie nicht Dinge mit nach Hause nehmen, die sie nicht wollen“, sagt Vonderheid und meint damit das Coronavirus.

 

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

Daher bittet der CDU-Politiker den Landrat zu prüfen, wie die orange Wertstofftonne besser vermarktet werden könne. „Bis Jahresende sollten wir die Gebühren für die orange Tonne aussetzen“, schlägt er vor. Dann kämen die Bürger nicht mehr wegen jeder Wurst-Folie, Erbsendose oder Zahnpastatube auf einen der 31 Wertstoffhöfe im Kreis.

Viele misten aus und renovieren

Gescheitert waren die Christdemokraten zuvor mit einem anderen Ansinnen. Unlängst hatte der Fraktionsvorsitzende Helmut Noë gefordert, die Öffnungszeiten der Wertstoffhöfe zu verlängern, damit sich die Besucher besser verteilen. Viele Menschen in Kurzarbeit oder im Homeoffice hätten, wenn auch unfreiwillig, viel Zeit, auszumisten oder zu renovieren. Das hatte der Landrat aber abgelehnt.

„Ich weiß, wir sind im Schwabenland“, sagte Roland Bernhard in der Umweltausschuss-Sitzung. „Da sitzt man nicht rum und schaut aus dem Fenster, sondern mistet aus, das beobachte ich an mir selbst.“ Die Versuchung sei groß, das Gerümpel auf den Wertstoffhof zu bringen.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) habe deshalb jeden Wertstoffhof einzeln analysiert, um die Abläufe zu optimieren und an die Corona-Situation anzupassen, sagt Bernhard. „Deshalb sind wir der Meinung, dass wir die Öffnungszeiten nicht überall ausdehnen müssen.“

Wird die orange Tonne kostenfrei?

Mit der Forderung nach der Optimierung der orangen Wertstofftonne rennt Ulrich Vonderheid beim Landrat dagegen offene Türen ein. „Ich bin ein Freund der Wertstofftonne“, bekennt Roland Bernhard. Gerne werde er das bei einem anstehenden Workshop des Abfallwirtschaftwirtschaftsbetrieb oder in den nächsten Kreistagssitzungen aufgreifen.

Das helfe derzeit nur bedingt, warnt Martin Wuttke, der Vize-Landrat und Werksleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs. „Probleme machen uns weniger die Kleinanlieferer mit fünf Wurst-Verpackungen“, erklärt er. „Problematisch sind die Bürger, die ihre Wohnung ausgeräumt haben und mit dem Anhänger kommen.“ Die Renovierungsabfälle müssten dann vor Ort sortiert werden – das dauere ewig. Dabei ist die Besucherzahl auf den Höfen zurzeit reglementiert.

Mit zahlreichen Maßnahmen hat das Landratsamt auf den Ansturm auf die Wertstoffhöfe reagiert. In Rutesheim wird der dortige Wertstoffhof von kommender Woche an zusätzlich montags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. An den übrigen Standorten sollen die Zeiten vor Ort nach Bedarf flexibler gehandhabt werden.

Am Standort Böblingen-Hulb reichte die Änderung der Verkehrssituation auf der Zufahrtsstraße, um die Abläufe wieder zu ordnen und auch die Verkehrssicherheit wieder herzustellen. Alle Probleme könne man nicht lösen, sagt Werkleiter Martin Wuttke.

Beengte Verhältnisse verschärfen Situation

„An Standorten wie in Leonberg oder in Sindelfingen sorgten die beengten Platzverhältnisse schon vor Corona immer wieder für Probleme.“ Der Leonberger Platz am Bahnhof sei ohnehin aufgrund seiner Enge ungeeignet. Dies bedürfe aber langfristiger Maßnahmen und sei nicht kurzfristig veränderbar. Die Diskussion um einen besseren Standort in der Leonberger Innenstadt läuft schon seit Jahren, war aber in den vergangenen Monaten abgeebbt.

Aber auch die seit Kurzem eingeführte Maskenpflicht helfe. Seither dürfen mehr Personen gleichzeitig auf das Gelände, was zu mehr Frequenz führt und die Abfertigung erleichtert. „Ab sofort können private und gewerbliche Kleinanlieferer auch das Restmüllheizkraftwerk Böblingen wieder anfahren“, kündigt Wuttke an. Aus Infektionsschutzgründen ist aber nur eine bargeldlose Bezahlung möglich.

Blockabfertigung

„Wir wollten selbst in der Hochphase der Pandemie den Service unserer Wertstoffhöfe immer offen halten“, betont Martin Wuttke. „Wegen der Abstandsregeln war und ist der Betrieb natürlich nicht wie sonst zu gestalten.“ In einer Art Blockabfertigung wird seither, zum Schutz der Kunden und Mitarbeiter, immer eine bestimmte Zahl von Besucher gleichzeitig auf das Gelände des jeweiligen Wertstoffhofs gelassen.

Landrat Roland Bernhard lobt indes seine Mitarbeiter auf den Höfen. „Auch das sind Helden“, sagt er. Dem stimmt übrigens auch die CDU zu. „Unsere Anträge ist nicht als Kritik an der Arbeit des Betriebspersonals zu verstehen“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Noë aus Leonberg..