Wegen Eigenbedarf kann der Eichenhof in Leonberg nur noch bis zum Jahresende genutzt werden.

Leonberg - Ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche, ein verlässliches Zuhause auf Zeit, geprägt von Fürsorge und Akzeptanz: Dies alles ist der „Eichenhof“ in Eltingen seit rund 15 Jahren.

 

Die Außenwohngruppe der Waldhaus Jugendhilfe aus Hildrizhausen ist ein wichtiger Baustein im Jugendhilfeangebot des Landkreises Böblingen. Hier finden Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 21 Jahren einen Lebensort, wenn dieser im Elternhaus zeitweise nicht gewährleistet werden kann.

Es ist ein Glücksfall gewesen, als seinerzeit der idyllisch gelegene Eichenhof, ein renovierter Aussiedlerhof auf den Feldern zwischen Eltingen und Rutesheim, dafür zur Verfügung gestellt wurde. Nun wurde dem Waldhaus die Immobilie zu Beginn 2022 wegen Eigenbedarf gekündigt. Die sozialpädagogische Einrichtung ist deshalb auf der Suche nach einer Alternative, ohne die Jugendlichen dabei aus ihrem sozialen Umfeld in Leonberg zu reißen.

Freundschaften und Freizeit

„Uns ist der Standort Leonberg sehr wichtig, da unsere Schützlinge hier zur Schule gehen, Freundschaften und ihre Freizeitgestaltung aufgebaut haben“, sind sich Hans Artschwager, der Geschäftsführer der Waldhaus Jugendhilfe, und der Bereichsleiter der stationären Hilfen, Michael Weinmann, einig. „Wir möchten nicht, dass den Kindern und Jugendlichen ihr Zuhause komplett verloren geht.“

In dem weiträumigen Eichenhof erleben die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Betreuern einen Alltag, in dem sie sich voll entfalten und wohlfühlen können. „Allen Beteiligten ist bewusst, dass eine Wohngruppe wie der Eichenhof das elterliche Zuhause nicht ersetzen kann“, sagen die Verantwortlichen. „Dennoch gelingt es dem Eichenhof seit Jahren, mit seinen Gegebenheiten einen sicheren Ort zu schaffen, der ein Daheim auf Zeit ist“, ist sich Michael Weinmann sicher. Der Anspruch des Jugendhilfeträgers ist es, jedem Kind und jedem Jugendlichen ein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen, welches nach dessen Wünschen und Vorstellungen gestaltet werden kann. Dies ist eine wichtige Voraussetzung bei der Suche nach einer Immobilie in der Umgebung.

Leonberg als Standort erhalten

„Der Eichenhof hat sich toll etabliert und spielt als Wohngruppe für die Region eine ganz wichtige Rolle“, erklärt auch Wolfgang Trede, der Leiter des im Landratsamt angesiedelten Jugendamtes. „Die Wohngruppe wird von den Kolleginnen und Kollegen im Amt sehr geschätzt, das wird auch in der Belegungssituation immer wieder deutlich.“ Der Landkreis bestärkt das Waldhaus zudem dabei, die Stadt Leonberg weiterhin als Standort für die Jugendlichen zu erhalten. „Ein geeignetes Haus in einer urbanen Wohngegend wäre sicherlich ideal“, sagt Amtsleiter Wolfgang Trede.

Die Bedeutung von Räumlichkeiten, die Sicherheit, Wärme und Rückzugsmöglichkeiten garantieren, ist gerade für Kinder und Jugendliche in der Jugendhilfe besonders groß. „Nach Hause zu kommen und sich dort wohl fühlen zu können, das ist gerade im Kindesalter enorm wichtig“, sagt Hans Artschwager „Für unsere Jugendlichen bedeutet Heimat eben Leonberg“, weiß er aus Erfahrung.

Unterstützung vom Oberbürgermeister

Das Waldhaus hofft nun sehr auf Hinweise aus der Leonberger Bevölkerung bei der Suche nach einer passenden Immobilie. Die Jugendhilfe hat dabei auch die Unterstützung des Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn: „Der Eichenhof bietet für viele Jugendliche aus der Region Leonberg ein Zuhause in schweren Situationen. Ich hoffe sehr, dass es gelingt, die Wohngruppe in unserer Stadt zu behalten, sodass die Kinder und Jugendlichen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können“, sagt der OB.

Eine wichtige Voraussetzung ist ein geräumiges Haus mit vielen Einzelzimmern, einem Gemeinschaftsraum und nach Möglichkeit mit drei Bädern. „Wir wollen als Wohngruppe gesellschaftsfähig sein und die Jugendlichen gesellschaftsfähig machen, und gleichzeitig weiterhin ein Teil der Leonberger Gemeinschaft sein,“ sagt Bereichsleiter Michael Weinmann.