Menschen, Vampire und viele Liebesschwüre: auch im letzten Teil der „Twilight“-Saga ist alles wie gewohnt.

Stuttgart - Bella und Edward: wer dieses Pärchen nicht kennt, hat in den letzten Jahren vermutlich weder eine Buchhandlung noch einen Kinosaal betreten. 2005 erschien der erste Teil von Stephenie Meyers Saga um die Liebe zwischen dem unsterblichen Vampir Edward Cullen und der Sterblichen Bella Swan. 2006 entfachte die deutsche Übersetzung „Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen“ auch hierzulande ein riesiges Fanfeuer. Als dem Erfolg des ersten Buches drei weitere Bände folgten, wurde diese Reihe oft als vampirische Neuauflage des „Harry Potter“-Phänomens verstanden.

 

Obwohl etwa Stephen King Stephenie Meyer jene literarische Begabung absprach, die er an der „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling durchaus erkannte, bescherten ihre Vampire der amerikanischen Mormonin Meyer ein Millionenvermögen. Auch die Verfilmungen fanden bei Kritikern wenig Gnade, machten die Hauptdarsteller Kristen Stewart, Robert Pattinson und Taylor Lautner aber berühmt.

Trennung schockierte die Fangemeinde

Der Abschlussband von Meyers Serie wurde von den Produzenten in zwei Filme aufgespalten. Die zweite Hälfte von „Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht“ hat in USA am ersten Wochenende 141 Millionen US-Dollar eingespielt. Dieser Coup hob ihn auf die Liste der zehn stärksten Starts der amerikanischen Kinogeschichte.

Bellas und Edwards Geschichte endet zwar jetzt, doch wenn man es genau nimmt, war bereits im Sommer Schluss. Kristen Stewart und Robert Pattinson waren nämlich auch im realen Leben ein Paar geworden, aber im Sommer zerbrach diese Beziehung, als die Medien über eine Affäre von Stewart mit dem Regisseur Rupert Sanders berichteten. Die Trennung schockierte die große Fangemeinde. Anhänger der „Twilight“-Reihe empfanden das private Liebes-Aus als Affront gegen die alles bestimmende Regel der Reihe: die Unsterblichkeit der Liebe.

Wie es der Zufall so will, versöhnten sich die beiden Stars ganz absichtslos kurz vor Beginn der Werbetour für ihren Film. Man kann natürlich glauben, das wirkliche Leben imitiere hier das Märchen. Kein kleiner Teil der „Twilight“-Faszination rührt daher, dass es Fans leicht gemacht wird, Fantasie und Realität zu verknüpfen. Ansonsten bedient sich dieses Märchen ja lediglich altbekannter Gegensätze von Gut und Böse, Liebe und Tod.

Im fünften Film geht es um das Kind von Edward und Bella. Dieses Wesen darf nach den Gesetzen der Vampire gar nicht existieren, und so bereiten die Volturi, die ältesten und mächtigsten Blutsauger, einen Angriff vor. Das Kind Renesmée ist halb Vampir und halb Mensch. Sein zweigeteiltes Dasein spiegelt gut die innere Zerrissenheit, die manche Zuschauerin spüren dürfte. Zwischen gierigem Einsaugen der Liebesgeschichte und peinlichem Berührtsein angesichts des Überflusses an Kitsch ist man bei diesem Film auch als Fan schnell verunsichert.

Balsam für die Menschenseele

Da ist es nicht sehr hilfreich, dass Edward und Bella sich wirklich bei jeder Gelegenheit die ewige Liebe schwören, sei es vor dem ersten Vampirsex (der im Film übrigens weicher gezeichnet wird als im Buch), vor dem Kampf und vor allem am Ende.

So klebrig und banal die deutschen Dialoge aber auch sind, so sehr ist das Suchen, Finden und Schützen der wahren Liebe Balsam für jede Menschenseele. Außerdem kann man sich wie gewohnt auf den nackten Oberkörper von Taylor Lautner freuen. Lautstarke Begeisterung angesichts der stählernen Muskeln gehört spätestens seit „Bis(s) zur Mittagsstunde“ zum guten Ton im Vampirkino.

Auch wenn Bill Condon, der bereits zum zweiten Mal bei einem „Twilight“-Film Regie führt, lange Zeit der Buchvorlage brav folgt, gibt es wenigstens am Ende einen überraschenden dramaturgischen Kniff, der hier nicht verraten werden soll. Männliche Zuschauer dürfte zudem zufriedenstellen, dass die übernatürlichen Fähigkeiten einiger Vampire ausreichend ins Bild gesetzt werden. Ansonsten führt der Film die stilistische Tradition seiner Vorgänger fort und verzichtet auf Experimente. Nur zu Beginn bricht eine Reihe assoziativer Bilder die Konvention ein wenig auf. Das Visual-Effects-Team zieht hier alle Register. Dagegen wirken viele andere Szenen leider etwas billig. Aber anderes als Kitsch im Überfluss hat vernünftigerweise wohl niemand erwartet. Umso erstaunlicher, dass man sich bei der Schlusspräsentation aller Charaktere doch gerührt von den vertraut gewordenen Vampiren und Werwölfen verabschiedet. Wirklich für immer?