Die Gartencenter machen sich startklar. Solidarität mit anderen Branchen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg/Ditzingen - Im Ditzinger Floraland gabeln sich die Routen. Wenn sich am Montag in dem Gartencenter nach fast einem Vierteljahr endlich wieder die Türen öffnen, wird den Kunden der Weg gewiesen. Denn den Baumarkt, der ebenfalls zum Komplex gehört, dürfen sie nicht betreten.

 

„Es ist schon eine besondere Situation“, sagt Christina Almert. „In einen Teil unseres Geschäftes dürfen wir unsere Kunden hineinlassen, in den anderen nicht.“ Gemeinsam mit ihrem Bruder Frieder Bolay leitet sie neben dem Ditzinger Betrieb den Hagebau-Baumarkt am Familienstammsitz in Rutesheim und eine Niederlassung in Oberndorf am Neckar.

Baumarkt bleibt geschlossen

Doch nur die Gartencenter dürfen sie zum 1. März wieder öffnen. Das Heimwerker-Sortiment kann die Kundschaft nur bestellen und auf Termin abholen.

„Viel Geschäft, wenig Ertrag“, sagt Christina Almert zum „Click & Collect“-System. Dennoch macht der Familienbetrieb mit: „Wir müssen für die Kunden da sein“, meint die Chefin. „Wir dürfen nicht in Vergessenheit geraten.“ Auch für die Mitarbeiter sei wichtig, dass sie dabei blieben und eine Aufgabe hätten.

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Verständnis für die bisherige Totalschließung hat Almert nicht: „Wir hatten im letzten Frühjahr geöffnet und es gut hinbekommen. Alle Mitarbeiter sind geschult.“ Nun hofft sie auf eine Öffnung zum 8. März – für den kompletten Handel.

Blick auf andere Branchen

Die Situation in den anderen Branchen hat auch Birgit Kriesten-Ploppa im Auge. „Ich weiß, es ist für Kollegen tragisch, dass nur Floristen, Gartenmärkte und Friseure öffnen dürfen“, sagt die Chefin des Gartenbaubetriebes Kriesten im Leonberger Mahdental. „Allen steht das Wasser bis zum Hals!“ Sie hofft, dass Schnelltests und Impfungen Entspannung in Handel, Dienstleistung und Gastronomie bringen.

Ihre 19 Mitarbeiter hat die Chefin wieder zurückgeholt: Das Firmengelände wird für den zu erwartenden Ansturm vorbereitet. „Durch unzählige Anrufe wissen wir, dass die Menschen endlich wieder in ihre Gärten wollen“, sagt sie. Angesichts des großen Geländes im Mahdental, 8000 Quadratmeter draußen und 2800 Quadratmeter überdacht, seien die Abstände jederzeit einzuhalten.

Keine Kurzarbeit wegen Winterpause

Glück im Unglück hatte die Gärtnerei Baum am anderen Ende der Stadt. „Wir haben im Dezember und Januar immer Winterpause“, berichtet Alexandra Ott. „Deshalb mussten wir auch niemanden in Kurzarbeit schicken.“ Jetzt herrscht in der Gärtnerei zwischen dem Haldengebiet und Höfingen rege Betriebsamkeit. „Wir sind in den Startlöchern“, sagt sie.

Komplett geschlossen hatte auch Blumen Albert in der Leonberger Altstadt. „Der Aufwand für Click & Collect hat sich für uns nicht gerechnet“, meint Juliane Schuler. Doch jetzt freut sich die Floristin, die das Traditionsgeschäft vor gut drei Jahren übernommen hatte, auf den Neustart: „Ich hab im Großmarkt schon Ware bestellt.“

Protestaktion des Leo-Centers

Mit einer optischen Protestaktion will das Leo-Center am Montag auf die Misere aufmerksam machen: Das Einkaufszentrum wird mit Einbruch der Dunkelheit rot erstrahlen. „Damit wollen wir ein klares Zeichen setzen: Der Handel blutet aus und die Lebendigkeit der Innenstadt ist in Gefahr“, erklärt die Centermanagerin Nadine Fensterer. „Zahlreiche Studien belegen, dass der Einzelhandel kein Infektionstreiber ist. Auch das Robert-Koch-lnstitut bewertet das Infektionsrisiko im Einzelhandel ausdrücklich als niedrig.“ Die Geschäfte im Leo-Center hätten im vergangenen Jahr „umfangreiche Hygiene- und Präventionskonzepte eingeführt, die auch weiterhin konsequent umgesetzt werden sollen.“