Die Leonberger Filiale ist eine von 100, die dicht gemacht werden. Auch Sindelfingen wird geschlossen.

Leonberg - Der Leonberger Marktplatz verliert einen weiteren Anziehungspunkt. Die dortige Filiale der Deutschen Bank wird im vierten Quartal des Jahres ihre Türen schließen. Auch die Zweigstelle des Kreditinstituts in Sindelfingen macht dann dicht. Die beiden Filialen sind Teil einer großen Schließungsaktion, die offiziell unter dem Titel „Weiterentwicklung Privatkundengeschäft“ firmiert. Bundesweit löst die Großbank insgesamt 100 von ihren 500 Filialen auf.

 

„Das Kundenverhalten hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert“, erklärt ein Sprecher der Frankfurter Konzernzentrale auf Anfrage unserer Zeitung. „So wählen die Kunden immer seltener den Weg in die Filiale und nutzen stattdessen zunehmend die digitalen Möglichkeiten. Bereits heute erledigen sie einen Großteil des Zahlungsverkehrs online.“

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Die Corona-Krise sei nicht ausschlaggebend für die geplanten Schließungen, habe aber bei der Kundschaft den Trend verstärkt, nicht mehr physisch in die Filiale kommen. Entscheidend bei den Standortfragen sei die Überlegung gewesen, dass „die Kunden guten Zugang zum vollständigen Beratungs-, Produkt- und Dienstleistungsangebot haben.“ Darüber hinaus hätten die „Gegebenheiten des örtlichen Marktes sowie die Wirtschaftlichkeit des Standorts“ eine Rolle gespielt.

Für die Kundschaft aus den Räumen Leonberg und in Sindelfingen ist nun die Filiale in Böblingen eine Anlaufstelle. Darüber hinaus gibt es in Gerlingen eine Finanzagentur der Deutschen Bank, in der selbstständige Berater die komplette Produktpalette des Kreditinstitutes anbieten und Beratungsgespräche führen. Ob solche Finanzagenturen ebenfalls in Leonberg und Sindelfingen angesiedelt werden können, werde geprüft. Auch sei offen, ob womöglich Selbstbedienungsterminals mit Bankomaten und Überweisungsterminals eingerichtet werden.

Kein Nachteil für die Deutsche Bank-Kunden

Da in Leonberg sowohl die Postbank als auch die Commerzbank präsent sind, hätten die Kunden beim Abheben keinen finanziellen Nachteil, da die Besitzer von Konten bei der Deutschen Bank auch dort gebührenfrei Geld abheben könnten, betonte der Unternehmenssprecher. Zudem gebe es in etlichen Lebensmittelmärkten und Tankstellen die Möglichkeit, beim Bezahlen ohne Aufpreis Bargeld zu erhalten. Die Kontonummern, IBAN oder bestehende Verträge bleiben für die Kunden der Standorte, die dicht gemacht werden sollen, unverändert.

Der Unternehmenssprecher betonte, dass der mit den Filialschließungen einhergehende Abbau von bundesweit rund 400 Stellen „unabwendbar und nötig“ sei. Gleichwohl bemühe man sich um sozial verträgliche Lösungen, die von natürlicher Fluktuation, Alterszeit über Vorruhestand bis zu Abfindungsmodellen reichen würden. Dies gelte auch für die Zweigstellen in Leonberg und Sindelfingen.

„Wir werden die verbleibende Zeit nutzen, um individuell gute Lösungen gemeinsam mit den Mitarbeitern zu finden“, versicherte der Sprecher.

Kreissparkasse bald am Marktplatz

Mit der Deutschen Bank verschwindet die letzte der drei Bankfilialen, die einst am Marktplatz präsent waren. Zuvor hatten schon die Volksbank und die BW-Bank ihre Schalterräume in der Altstadt aufgegeben und betreiben nun dort SB-Stellen. Allerdings sind beide Kreditinstitute weiterhin in der Innenstadt präsent: die Volksbank in ihrer Zentrale in der Römerstraße, die BW-Bank im Leo-Center.

Die Kreissparkasse plant einen Neubau ihrer Leonberger Direktion in der Grabenstraße und wird in der Bauphase die Bankentradition des Marktplatzes mit einer Interimsfiliale dort fortsetzen.