In der Kreissparkasse in Gebersheim hängt ein öffentlich zugänglicher Defibrillator.

Leonberg - Es ist ein Horrorszenario: Zwei Autos stoßen frontal zusammen. Ein Mensch ist bewusstlos, muss am Leben gehalten werden, bis die Rettungskräfte eintreffen. Das Herz des Verunglückten schlägt unregelmäßig oder bereits gar nicht mehr. Lebensrettend ist jetzt der Griff zum Defibrillator – ein Gerät, das durch Stromstöße einen gestörten Herzrhythmus beenden und den natürlichen Takt wiederherstellen kann.

 

In der Filiale der Kreissparkasse in Gebersheim gibt es nun einen solchen Defibrillator. Der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn und der Chef der Kreissparkassen-Direktion Leonberg, Steffen Killian, haben ihn am Dienstag im Vorraum der Bank neben den Geldautomaten aufgehängt. Damit ist das videoüberwachte Gerät jederzeit zugänglich.

„Dann sind 1800 Euro ein Schnäppchen“

Im Juli dieses Jahres hatte der Gebersheimer Ortschaftsrat einen öffentlich zugänglichen Defibrillator in der Ortsmitte gefordert. Knapp vier Monate später ist er nun da. Kreissparkasse und Stadtverwaltung haben sich zusammengetan und die Anschaffungskosten geteilt. „Die höchste Motivation ist es, Leben zu retten“, erklärt Steffen Killian. „Und dann sind 1800 Euro ein Schnäppchen“, fügt Kevin Schöneck hinzu. Er ist Sanitäter beim Deutschen Roten Kreuz und Einsatzkoordinator.

Aber woher wissen Ersthelfer im Notfall, dass in der Sparkassen-Filiale ein Defibrillator hängt? In Kürze sollen an den Scheiben der Bank entsprechende Zeichen angebracht werden, sodass auch Ortsfremde die Möglichkeit haben, im Notfall schnell einen Verletzten wiederzubeleben. Steffen Killian hat schon selbst den Einsatz eines Defibrillators miterlebt. „Wir haben in rund einem Viertel unserer Filialen einen Defibrillator hängen“, erzählt er. Ein weiteres Ziel sei es, möglichst viele Mitarbeiter der Kreissparkasse zu Ersthelfern auszubilden, berichtet der Bankdirektor. „Wir konnten durch die Einrichtung der Defibrillatoren bereits drei Menschenleben retten“, ergänzt Oberbürgermeister Martin Georg Cohn. In Leonberg stehen insgesamt rund 16 solcher Geräte zur Verfügung, unter anderem im Leonberger Rathaus am Belforter Platz, im Alten Rathaus am Marktplatz und am Baubetriebshof.

Gerät ist selbsterklärend

Doch wie und wann benutzt man eigentlich einen Defibrillator? Kevin Schöneck, Sanitäter und Einsatzkoordinator des Deutschen Roten Kreuzes, erläutert: „Das Gerät ist wirklich selbsterklärend.“ Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sobald der Defibrillator aktiviert ist, erklärt das Gerät per Sprachfunktion, was zu tun ist. Zusätzlich unterstützen meist Abbildungen das Vorgehen.

Der Ersthelfer muss nur den Anweisungen folgen, eigene Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Trotzdem soll es in naher Zukunft in Leonberg und Umgebung Schulungen für den Umgang mit Defibrillatoren geben. Wer einen öffentlich zugänglichen Defibrillator zur Ersten Hilfe nutzt, kann rechtlich nicht belangt werden. Grundsätzlich gilt: Lieber einmal zu oft zum Defibrillator greifen, als einmal zu wenig, denn das Gerät erkennt selbstständig, ob eine Wiederbelebung überhaupt nötig ist, sagt Sanitäter Schöneck. Sein Appell an alle: „Falsch machen kann man nur etwas, wenn man nicht hilft!“