In der Tiefgarage unter dem Leonberger Marktplatz sind bei einer Brandverhütungsschau technische Mängel festgestellt worden.

Leonberg - Für die Strategen des Kalten Krieges galt die künstliche Felshöhle unter der Leonberger Altstadt als sicherer Ort für rund 3800 Menschen im Falle eines Atomschlages. Doch der als Tiefgarage ausgebaute Bunker fällt rund 40 Jahre danach bei den heutigen Anforderungen des Brandschutzes durch. Die Stadtverwaltung, die über die Stadtwerke die Tiefgarage betreibt, musste reagieren. Und das ist nun überall in der Parkkaverne sichtbar. Rot-weiße Absperrbänder, offene Tore, Hinweise darauf, dass Elektro- und Hybridautos die Zufahrt in den Untergrund nicht gestattet ist. Nun kommt noch hinzu, dass vom heutigen Mittwoch an der Fahrstuhl am Marktplatz für mehrere Wochen stillgelegt ist, weil er ausgebaut und erneuert wird.

 

All das ist Folge der jüngsten Brandverhütungsschau, an der Vertreter der Stadtwerke, der Feuerwehr, des Bauordnungsamtes und der Kreisbrandstelle teilgenommen haben. „Da wurden technische Mängel festgestellt, die es so schnell wie möglich zu beheben gilt“, sagt der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner.

Ein Brandschutzkonzept muss her

Für die Tiefgarage muss zügig ein Brandschutzkonzept in Auftrag gegeben werden. Bis dahin ist das Deck 4 aus brandschutzrechtlichen Gründen für die Dauerparker gesperrt. Diese können auf Deck 1 oder 2 parken und dafür ihre Magnetkarten, die sie bisher für das Öffnen der Tore bei der Einfahrt zu ihren reservierten Stellplätzen benötigt haben, hinter die Autoscheibe legen.

Weil zudem die Möglichkeit besteht, dass bei niedrigen Temperaturen das Wasser in den Rohren der Sprinkleranlage bei den Ein- und Ausfahrten gefrieren könnte, wurden hier die ersten vier Parkplätze gesperrt. Auch die Tore zu den sonst abgetrennten Bereichen der Dauerparker müssen nun offen bleiben.

Knackpunkt sind die Batterien

Zudem dürfen E-Autos und Hybridfahrzeuge nicht mehr ins Parkhaus fahren. „Fängt so ein Auto Feuer, ist das ein komplizierter Brand. Dieses Risiko wollen wir nicht eingehen“, sagt Brenner. Der Knackpunkt sind die Batterien der E-Autos. Sie lassen sich nicht löschen und brennen deshalb im Zweifel stundenlang. Die Feuerwehr muss sie kühlen. Wird es zu heiß, gibt es Probleme mit der Gebäudestatik. In einer Tiefgarage können auch keine Löschcontainer in Lastwagengröße zum Einsatz kommen. Brennt ein E-Auto auf freier Strecke oder im Engelbergtunnel, kommt dieser zum Einsatz. Das Auto wird dort eingetaucht. Die Leonberger Wehr und die Stuttgarter Berufswehr haben solche. E- und Hybridautos sind in Tiefgaragen nicht verboten. Sie erhöhen aber das Risiko, auf das im Brandschutzkonzept reagiert werden muss.

Als jüngste Maßnahme in der Tiefgarage wurde die Notbeleuchtung der Treppen ausgetauscht, die Leonberger Feuerwehr hat einen Sonderalarmplan ausgearbeitet. „Sicherheit ist oberstes Gebot, deshalb muss ganz schnell ein Brandschutzkonzept her, und wir müssen die Sanierung der Tiefgarage forcieren“, gibt der Baubürgermeister das Tempo vor.

Die Parkkaverne unter dem Marktplatz ist seit ihrer Eröffnung 1986 an einen privaten Betreiber verpachtet gewesen. Der hatte nur eine fast symbolische Pacht von 25 000 Euro jährlich zu entrichten und war auch nur für Reparaturen von bis zu 600 Euro zuständig.

Viele Mängel seit 2016 behoben

Zum 1. Oktober 2016 hatte dann die Stadt das Parkhaus über ihre Stadtwerke übernommen. Schnell musste die Kommune feststellen, dass in den Katakomben kaum etwas richtig in Schuss gehalten wurde und vieles marode ist. So hatte in der Abluftzentrale der Hanggarage eindringendes Wasser einen Totalschaden verursacht. Auf dem Parkdeck 4 konnten 45 Stellplätze nicht genutzt werden, weil hier eine Sprinkleranlage fehlte. Seither sind viele Mängel behoben worden. Die Stadt hat etwa eine Viertelmillion Euro in Brandschutz, Beleuchtung, Lautsprecher, Lüftung oder Reinigung investiert. „Aber das meiste ist eher kosmetischer Natur gewesen“, sagt der Leonberger Baubürgermeister Klaus Brenner.

Im Sommer 2020 war der Zugang „Am Hirschbrunnen“ (zwischen Grabenstraße und Im Zwinger) für etwa sechs Monate gesperrt gewesen. Der Aufzug wurde erneuert. Das Ganze hat sich die Stadt 115 000 Euro kosten lassen. Aus der ursprünglichen Bauzeit von sechs Wochen wurden es fast so viele Monate, weil Corona-bedingt viele Teile aus dem Ausland verspätet geliefert wurden.

Die beiden Aufzüge sind Teil eines ganzen Pakets. Zudem investiert die Stadt 194 000 Euro in Überwachungskameras für die beiden Parkhäuser am Bahnhof und unter der Altstadt. In letzterem sollen 70 Kameras installiert werden, die neben den Parkdecks die Zu- und Ausfahrten sowie die ober- und unterirdischen Eingangsbereiche überwachen.