Wenn Leute wegziehen, entsteht Platz für neue Bevölkerungsgruppen.
Zuzug bringt frischen Wind und neue Ideen in eine Stadt. Aber es entsteht sozialer Unfrieden, wenn dies eindimensional zu Lasten der Einheimischen geht. Wir wollen nicht nur Topverdiener und Vermögensmillionäre haben, sondern alle Bevölkerungsschichten. Wer in Leonberg aufgewachsen ist, identifiziert sich mit der Stadt, engagiert sich oft ehrenamtlich in den Vereinen oder verbringt dort seine aktive Freizeit. Leonberg bietet zwischenzeitlich viele attraktive Arbeitsplätze. Wer hier wohnt, reduziert den Pendlerverkehr. Die vorhandene Infrastruktur – Schulen, Kindergärten, Bäder – wird ausgelastet.
Das kostet die Stadt viel Geld.
Richtig. Aber was Manche nicht wissen wollen: Die kommunalen Einnahmen aus der Einkommensteuer (geplant für 2017: 31,7 Millionen Euro) liegen zwischenzeitlich deutlich über den Einnahmen aus der Gewerbesteuer (26,3 Mio.). Und sie steigen seit Jahren schneller. Vereinfacht ausgedrückt: Je mehr arbeitende Einwohner, desto mehr Steuereinnahmen.
Teile des Gemeinderats sind nicht der Ansicht, dass die Stadt verstärkt als Wohnungsinvestor auftreten muss.
Man kann sich auf den Standpunkt stellen: „Wir haben das Problem nicht zu verantworten, also müssen wir nicht zur Lösung beitragen. Bund und Land sind in der Pflicht.“ Wir finden: Natürlich ist auch die Stadt in der Pflicht. Auf andere zu warten, verschärft nur die Problematik. Abgesehen davon: Leonberg mit einer Verschuldung von demnächst annähernd 100 Millionen Euro, perspektivisch eher deutlich mehr, ist sehr wohl Profiteur der eingangs erwähnten Geldpolitik der EZB. Leonberg spart dadurch Zinsen von bis zu drei Millionen Euro – jährlich!
Das bedeutet?
Ein Teil dieser jährlichen Ersparnis muss bereitgestellt werden, um in einem potenziellen Baugebiet Grundstücke zu erwerben. Die Stadt kann dann nach einem bestimmten Kriterienkatalog (bisheriger Wohnort, Arbeitsort, Kinderzahl, Einkommen) die erschlossenen Grundstücke zu einem vergünstigten Preis direkt an Bauwillige verkaufen. Verlangt die Stadt bei einem Reihenhausgrundstück 350 statt 600 Euro pro Quadratmeter, so kann die Ersparnis bei fast 2500 Euro Darlehensrate im Jahr liegen. Noch viel sinnvoller ist es, auf Bauland zurückzugreifen, das der Stadt bereits gehört.
Sie sprechen das Areal entlang der Berliner Straße an . . .
 Richtig. Die potenzielle Baufläche ist weitgehend erschlossen, Kindergärten und Geschäfte sind in direkter Nähe. Bauplätze könnten umgehend an Bauträger veräußert werden – mit konkreten Vorgaben der Stadt, zu welchen Preisen Teile der Wohnungen in den Verkauf kommen. Oder die Stadt könnte sich Wohnungen zur Belegung sichern. Leider wurde das Projekt im Gemeinderat im Haushalt 2018 gekippt.