An der Heinrich-Steinhöwel-Schule in Weil der Stadt wird fleißig gelüftet.

Weil der Stadt - Als der Wecker schließlich klingelt, ist die Aufregung groß. „Wir müssen lüften“, ruft der Erstklässler Ioannis durch das Klassenzimmer, und während alle begeistert durcheinander reden, steht der eine oder andere unruhig von seinem Platz auf und setzt sich prompt wieder hin. Einen Augenblick später hat Lehrerin Martina Himmelseher die Situation wieder vollständig unter Kontrolle. Sie geht zum großen Fenster und macht es weit auf. Damit ihnen nicht kalt wird, ziehen die Kinder routiniert ihre Jacken an. Ein paar haben sogar eine große Decke dabei, in die sie sich einwickeln, bis nur noch ihr Kopf zu sehen ist. Es ist ein drolliger Anblick, der sich der Lehrerin bietet. Sie schmunzelt.

 

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Um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, hat die Heinrich-Steinhöwel-Schule in Weil der Stadt eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die sowohl die Kinder, als auch die Lehrer schützen sollen. So hat die Grundschule zu Beginn des neuen Schuljahres die Anfangs- und Schlusszeiten des Unterrichts verschoben, damit sich die Schüler unterschiedlicher Stufen so wenig wie möglich begegnen. „In der ersten Schulwoche haben wir den Kindern alles gut erklärt. Sie haben alles ganz toll aufgenommen und machen super mit“, erzählt die Schulleiterin Sascha Annette Sauter.

Der Pausenhof wird aufgeteilt

Neben der Verschiebung der Unterrichtszeiten, wurde der Pausenhof in verschiedene Bereiche unterteilt, die durch rote Linien am Boden gekennzeichnet sind. „Wir dürfen nur in unserem Bereich spielen und nicht wo anders hingehen“, erklärt der Erstklässler Jacob. Daraufhin sagt die Schulleiterin: „Wir haben uns gegen unterschiedliche Pausenzeiten entschieden. Denn das würde bedeuten, dass ein Teil der Kinder draußen spielt, während ein anderer Teil der Kinder im Klassenzimmer sitzt und versuchen muss, sich bei dem Lärm zu konzentrieren. Das wollen wir unseren Schülern nicht zumuten.“

Des Weiteren wurden im ganzen Schulgebäude Wege gekennzeichnet, die die Kinder gehen oder nicht gehen dürfen. „Dadurch, dass unser Schulgebäude sehr verwinkelt ist, können wir die Wege der Schüler so regulieren, dass sie Schülern aus anderen Stufen nicht begegnen“, erzählt die Leiterin der Gemeinschafts- und Grundschule. „Bisher müssen sowohl die Grundschulkinder als auch die Grundschullehrer im Klassenzimmer keine Maske tragen und keinen Abstand zueinander halten. Doch viele Lehrer tragen die Maske zum Selbstschutz trotzdem.“

Lüften unterbricht den Lernfluss

Am Montag hat das Kultusministerium in Baden-Württemberg weitere Maßnahmen bekannt gegeben, die bei der Eindämmung des Coronavirus helfen sollen. „Alle 20 Minuten klingelt ein Wecker und dann müssen wir fünf Minuten lüften“, erzählt die Erstklässlerin Alea. Das Lüften stellt die Lehrer vor neue Herausforderungen, da es die Kinder immer wieder ablenkt und sie beim Lernen stört. „Wir wollen, dass das Lüften zur Routine wird, damit es nicht jedes Mal eine große Aufregung gibt, wenn der Wecker klingelt“, sagt Sauter.

Das ständige Lüften stört aber nicht nur den Lernfluss. „Die Kälte ist ein großes Problem. Im Moment geht es noch, da die Temperaturen noch sehr mild sind, aber im Winter, bei minus neun Grad, weiß ich wirklich nicht, wie das funktionieren soll“, sagt die Schulleiterin nachdenklich. Tatsächlich ziehen sich die Kinder jetzt schon extra dick an, damit sie im Unterricht nicht frieren. Trotzdem befürchten einige Eltern, dass sich ihre Kinder m Unterricht erkälten würden.

Dick anziehen gehört dazu

Die Kinder lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen und vor allem die Erstklässler, die die Schule nur in Pandemie-Zeiten kennen, sehen alles sehr gelassen. „Wenn mir kalt wird, ziehe ich einfach meine Fließjacke an oder lege eine Decke um mich“, sagt die Erstklässlerin Alea. Dagegen sind die Viertklässler schon etwas misstrauischer. „Ich habe ein bisschen Angst, dass sich jemand ansteckt und die Schule dann schließen muss. Das wäre schlimm!“, sagt Mika aus der vierten Klasse mit großen Augen.

Der Großteil der Eltern zeige viel Verständnis für die getroffenen Maßnahmen und sei dankbar dafür, dass ihre Kinder weiterhin zur Schule gehen könnten. Doch es gebe auch Einzelfälle, in denen Eltern ihre Kinder aus Sorge nicht mehr zur Schule gehen lassen. „Es gibt eben unterschiedliche Meinungen und Befürchtungen“, sagt die Schulleiterin verständnisvoll.

Noch kein Corona-Fall an der Schule

Sascha Annette Sauter steht entschlossen hinter den Maßnahmen, die ihre Schule getroffen hat und ist sich ziemlich sicher, dass die Grundschule auch in der nächsten Zeit nicht schließen wird. „Ich bin wirklich froh, dass unsere Schule geöffnet hat und ich bin stolz, dass wir bisher keinen einzigen Corona-Fall hatten. Wir halten die Fahne hoch, denn wir wollen für die Kinder da sein“, sagt sie.