Oliver Zander, der Prokurist des Leonberger Wassertechnik-Unternehmens Permatrade, fühlt sich von Bund und Land in Sachen Corona-Auflagen alleine gelassen.

Leonberg - Im Leonberger Teilort Höfingen ist mit Permatrade eines der führenden Unternehmen für Wassertechnik angesiedelt. Das Portfolio reicht vom Wasserfilter für den Hausanschluss, über Kalkschutz, Trinkwasserfilter, Korrosionsschutz bei Rostwasser bis hin zur Heizungswasserbehandlung. Die Coronaverordnungen bereiten dem Unternehmen zusehends Probleme, wie der Prokurist Oliver Zander erläutert.

 

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Herr Zander, wie sieht die Impfquote in der Firma aus?

Bei uns sind rund 20 Prozent der Belegschaft nicht geimpft. Das Verhältnis zwischen geimpften und ungeimpften Mitarbeitern wird zunehmend angespannter.

Welche Rolle spielt die Politik?

Wie so oft ignorieren die Verantwortlichen, sowohl in Stuttgart wie auch in Berlin, die Praxis und setzen Verordnungen in Kraft, ohne davon Kenntnis zu haben, was das konkret auslöst. In der Theorie ist vieles einfacher, als es tatsächlich dann auch umzusetzen! Jüngstes Beispiel ist die 3G-Regel am Arbeitsplatz, die seit Ende November in Kraft ist. Mit sehr kurzem Vorlauf mussten die Betriebe dies organisieren und sind gleichzeitig zur Einhaltung verpflichtet worden – mit Androhung einer Strafe in Höhe von 25 000 Euro je Einzelfall.

Was löst das im Betrieb aus?

Die ungeimpften Mitarbeiter verwechseln oft, wer für die Maßnahmen verantwortlich ist: der Staat und nicht die Arbeitgeber. Bei den Nichtgeimpften entsteht der Eindruck, dass der Arbeitgeber seine Mitarbeitenden drangsaliert und kontrolliert. Eine Impfpflicht ist das eine, aber eine Kontrolle und Durchsetzung in der Praxis das andere.

Was erwarten Sie von der Politik?

Ich möchte gerne von den Verantwortlichen wissen, was konkret passiert, wenn sich ein Mitarbeiter trotz Impfpflicht nicht impfen lässt. Sind wir als Arbeitgeber verpflichtet, dies zu kontrollieren und wieder unter entsprechender Androhung von Bußgeldern in der Haftung? Was machen wir ganz konkret, wenn ein Mitarbeiter, der nicht geimpft ist, aber für den betrieblichen Ablauf systemrelevant ist? Darf er dann das Haus nicht mehr betreten? Wenn man dies konsequent zu Ende denkt, hätte dann beispielsweise der FC Bayern München auf Joshua Kimmich verzichten müssen, solange er nicht genesen oder geimpft war. Das ist völlig praxisfremd!

Sind Sie selbst geimpft?

Ich persönlich bin selbstverständlich vollständig geimpft und geboostert. Wir bei Permatrade führen ein sehr strenges und aufwendiges, eigens auferlegtes Coronapandemie-Konzept durch. Alle Beschäftigten sind verpflichtet, täglich einen Selbsttest vorzunehmen, und dies schon lange, bevor es eine entsprechende Verordnung auf Landes- oder Bundesebene gab. Wir stellen ausreichend Masken – sowohl medizinische wie auch FFP2 – zur Verfügung. Wir haben seit Anfang Dezember eine eigene Teststation für die Nichtgeimpften eingerichtet.

Ein großer Aufwand...

Ja, und der reicht uns langsam. Die Verantwortlichen in Berlin und Stuttgart müssen die Coronamaßnahmen, die umgesetzt werden, endlich auch einmal zu Ende denken und nicht die Kosten und die Kontrolle auf Dritte wie die Arbeitgeber verlagern.